Investing.com - Die US-Futures werden gut eine Stunde vor US-Börsenbeginn leicht höher taxiert. Eine ungebremste Gier wegen der Handelseuphorie lässt die Wall Street von Rekordhoch zu Rekordhoch eilen.
Der Dow Jones-Future steigt 39 Punkte oder 0,14 Prozent, während der S&P 500-Future um 0,08 Prozent zulegt. Für den Technologie-Index Nasdaq geht es ebenfalls um 0,08 Prozent nach oben. Der Smallcap Russell 2000 wird nach seiner Mega-Rallye gestern um 0,03 Prozent höher taxiert.
Gefragt waren vor allem Technologiewerte: NVIDIA (NASDAQ:NVDA) stieg 4,9 Prozent. Intel Corporation (NASDAQ:INTC) legte 2,1 Prozent. Apple (NASDAQ:AAPL) und Amazon.com (NASDAQ:AMZN) verteuerten sich um 1,8 Prozent bzw. 1,6 Prozent.
US-Präsident Donald Trump feierte gestern die Rekordhochs per Twitter: "Wieder neue Rekordhochs am Aktienmarkt. Viel Spaß!"
Der VIX kollabierte indes vorbörslich mit 11,42 auf den tiefsten Stand seit Mitte April 2019. Das Volatilitätsbarometer der CBOE misst die kurzfristigen Erwartungen der Marktteilnehmer bezüglich der Schwankungsanfälligkeit des Aktienmarktes. Steigt der VIX an, signalisiert das Unsicherheit, woraufhin Anleger ihr Risiko reduzieren. In der Regal ziehen sich die Aktienmärkte dann zurück. Ein niedriger Stand beim VIX impliziert indes keinerlei Sorgen. Der Absicherungsbedarf ist gering, die Aktienmärkte steigen.
Positive Entwicklungen im Handelskrieg zwischen den USA und China haben die US-Futures im Nachthandel kurzzeitig auf neue Intraday-Rekordhochs geschickt. Die Chefunterhändler beider Seiten hätten am Dienstag Gespräche geführt und einen Konsens über die angemessene Behandlung einschlägiger Themen erzielt, so das chinesische Handelsministerium. Man einige sich zudem darauf, den Kontakt zu den noch offenen Fragen in Bezug auf das Handelsabkommen der Phase eins zu halten.
Die "zentralen Themen", die am Dienstag während des Gesprächs besprochen wurden, dürften den Zollabbau, den Kauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse und einen Kontrollmechanismus für die Umsetzung eines möglichen Abkommens umfassen, so ein Experte, der die Handelsgespräche aufmerksam beobachtet.
"In dem Telefonat zwischen Liu He und Mnuchin/Lighthizer gibt es aber bei genauerem Hinsehen überhaupt nichts Konkretes, nicht einmal einen Besuchstermin der Delegationen", so Markus Fugmann von finanzmarktwelt. "Bereits gestern hatte man über eine vermeintliche Einigung berichtet, also vor dem heutigen Telefonat. Das zeigt, dass vor allem Peking derzeit Propaganda betreibt, wohl damit die Zölle am 15.Dezember nicht in Kraft treten".
Unterdessen berief China den amerikanischen Botschafter ein und forderte Amerika auf, sich nicht in innere Angelegenheiten Chinas einzumischen. Das US-Repräsentantenhaus hatte zuletzt für den "Hong Kong Human Rights and Democracy Act" gestimmt, der nun auf Trumps Schreibtisch liegt. Falls der US-Präsident das Gesetz unterzeichnet, könnten die Handelsgespräche ins Stocken geraten.
"Wir nehmen alle positiven Äußerungen zu einem Handelsabkommen mit gesunder Skepsis entgegen, wenn man bedenkt, wie lange sich das hingezogen hat", schrieben die Strategen der Rabobank am Dienstag in einer Notiz, wie zerohedge berichtete. "Es scheint, dass alle relevanten Fortschritte im Bereich der Handelsvereinbarung durch die anhaltenden Unruhen in Hongkong ausgebremst werden."
Die Stimmung am Montag an der Wall Street gehoben hatten auch zwei Übernahmen in den Vereinigten Staaten. So hat Charles Schwab (NYSE:SCHW) bestätigt, den Konkurrenten TD Ameritrade (NASDAQ:AMTD) für 26 Milliarden Dollar zu schlucken.
LVMH (PA:LVMH) hat indes den Schmuckhersteller Tiffany & Co (NYSE:TIF) für 16,2 Milliarden Dollar in bar übernommen. Die Übernahme soll Mitte 2020 abgeschlossen sein.
Konjunkturseitig stehen heute das vom Conference Board berechnete Verbrauchervertrauen, die Verkäufe neuer Häuser, der Richmond Fed Manufacturing Index sowie die Lagerbestände des Großhandels und der FHFA Hauspreisindex auf der Agenda.
von Robert Zach