FRANKFURT (dpa-AFX) - Wie losgelöst von Sorgen um Griechenland und über den Zeitpunkt der Zinswende in den USA könnte der Dax (DAX) auch in der neuen Woche zulegen. "Die Kurse steigen, hoch, höher und noch höher", fasste Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba die aktuelle Lage am deutschen Aktienmarkt zusammen. "Das geldpolitische Doping der Europäischen Zentralbank (EZB) scheint vordergründig aufzugehen." So drehe bereits die konjunkturelle Stimmung zugunsten des Euroraums. Infolgedessen dürfte der deutsche ZEW-Index am Dienstag erneut einen spürbaren Anstieg vorweisen.
Analyst Markus Wallner von der Commerzbank sieht die niedrigen Zinsen, den für die Exportwirtschaft erfreulich schwachen Euro (FX1:EURUS) und damit letztlich auch die konjunkturstützenden Anleihenkäufe der EZB weiterhin als Haupttreiber des deutschen Aktienmarktes. Rückschläge allerdings sind Experten zufolge jederzeit möglich. Denn zum einen dürfte das Ringen zwischen dem griechische Regierungschef Alexis Tsipras und den internationalen Geldgebern weiterhin für Schlagzeilen sorgen - und damit den Aktienmarkt bewegen.
Zum anderen mehren sich die Mahner, die von einer unheilvollen Entwicklung der Börsen sprechen: "Die Kursrally am Aktienmarkt ist nicht mehr gesund", warnte jüngst Analyst Christian Kahler von der DZ Bank. Die Bewertungen der Märkte im Euroraum hätten sich von den zugrunde liegenden Fundamentaldaten gelöst und liefen nun in Richtung einer neuen spekulativen Übertreibung. Wie weit diese gehen könne, hänge im Wesentlichen von dem weiteren Vorgehen der EZB ab.
Zudem bleibt fraglich, ob die europäischen Währungshüter tatsächlich mit ihrer sehr lockeren Geldpolitik die Wirtschaft wie gewünscht ankurbeln können. "Skeptisch stimmt die Tatsache, dass die bereits seit geraumer Zeit sehr niedrigen langfristigen Zinsniveaus bisher nicht zu einer nachhaltigen Belebung der Investitionen geführt haben", sagte Helaba-Analyst Johannes Jander.
Nach Auffassung des Marktbeobachters Daniel Saurenz von Feingold Research könnte auch die US-Notenbank Fed den Optimisten am Aktienmarkt einen Dämpfer verpassen. Sie erläutert am Mittwoch nach Börsenschluss in Deutschland ihre geldpolitische Ausrichtung. Bei der Pressekonferenz geht es der Commerzbank zufolge nicht nur um den Zeitpunkt der ersten Leitzinsanhebung, sondern auch um das Ausmaß künftiger Zinserhöhungen.
Aktuell berücksichtigten die Aktienkurse bereits eine kleine Anhebung, sagte Saurenz. Ob diese jedoch wirklich komme, stehe in den Sternen. Falle die Zinswende aus oder werde sie doch wieder verschoben, dürfte der US-Dollar etwas nachgeben und der Euro sich erholen. "Nach der jüngsten Logik wäre genau dies das Ende der Dax-Rally", sagte Saurenz.
Vor der wichtigen Fed-Sitzung zur Wochenmitte dürften bereits am Montag einige Konjunkturdaten aus den USA den Aktienmarkt bewegen. Als besonders wichtig erachten die Analysten der Commerzbank die Daten zur Industrieproduktion für Februar. Hinzu kommen noch für März der NAHB-Hausmarktindex und der Empire-State-Index. Während das erste Barometer die Stimmung am Immobilienmarkt misst, gewährt der zweite Indikator Einblicke in die Geschäftstätigkeit des produzierenden Gewerbes im Bundesstaat New York.
Ebenfalls zu Wochenbeginn meldet sich mit Linde (XETRA:LING) noch ein Dax-Konzern mit seinen Geschäftszahlen zu Wort. Bei dem Industriegase-Spezialist haben Experten zufolge die bereits angekündigten Umbaukosten auf das Ergebnis gedrückt. Am Mittwoch berichtet der Chemikalienhändler Brenntag (XETRA:BNRGn) über das abgelaufene Jahr, bevor am Donnerstag der Motorenhersteller Deutz (XETRA:DEZG) und der Flughafenbetreiber Fraport (XETRA:FRAG) folgen.
Indes wirft auch eine Indexveränderung bereits ihre Schatten voraus: Am Montag, den 23. März, werden im TecDax (TecDAX) die Aktien des Anbieters von IT-Produkten GFT Technologies (XETRA:GFTG) die Papiere des Kleincomputer-Spezialisten Kontron (XETRA:KBCG) ersetzen. Professionelle Anleger dürften sich bereits in der neuen Woche entsprechend positionieren.