Von Robert Zach
Investing.com - Die Auswirkungen der administrativ verfügten Shutdowns zur Eindämmung der Coronavirus hinterlassen katastrophale Spuren in den US-Konjunkturdaten. Gestern liefen US-Wirtschaftsindikatoren über den Ticker, die sogar die pessimistischsten Analystenschätzungen übertrafen.
So kam es gestern zu einem historischen Umsatzeinbruch im US-Einzelhandel. Gegenüber dem Vormonat brachen die Erlöse um 8,7 Prozent ein. Volkswirte hatten mit -8,0 Prozent gerechnet. Der Vormonat wurde indes um 0,1 Prozent auf -0,4 Prozent hochgesetzt.
"Alles Toilettenpapier der Welt kann diesen Bericht nicht säubern", titelte JPMorgan (NYSE:JPM) gestern Abend in einer Notiz als Anspielung auf den Toilettenpapier-Ansturm Mitte März.
Der von der New York Federal Reserve erhobene Empire-State-Index, der die Lage im produzierenden Gewerbe im Bundesstaat New York misst, brach im April mit -78,20 auf den niedrigsten jemals gemessenen Stand ein. Von Investing.com befragte Volkswirte hatten mit einem Wert von -35,00 gerechnet, nach -21,50 im März. 7 Prozent der Befragten teilten mit, dass sich die Bedingungen verbessert hätten, während 85 Prozent von schlechteren Bedingungen sprachen als zuvor.
Auch die Industrieproduktion in den USA ging kräftig zurück. So drosselten die Industrieunternehmen ihre Produktion im März um 5,4 Prozent. Es war der stärke Rückgang seit Januar 1946. Erwartet wurden -4 Prozent. Das verarbeitende Gewerbe lag 6,3 Prozent im Minus. Auch dies ist der größte Produktionsrückgang seit Februar 1946.
Den krönenden Abschluss bildete der Konjunkturbericht der Fed - das Beige Book. Die Wirtschaftsaktivitäten seien aufgrund der Corona-Restriktionen “scharf und abrupt in allen Regionen” eingebrochen, hieß es in dem Bericht. Vor allem die Freizeitindustrie, das Gastgewerbe und der Einzelhandel seien hart getroffen worden. Insgesamt hieß es in den Berichten der regionalen Feds, die Kontakte hätten die Aussichten als "sehr unsicher" beschrieben. Viele von den Befragten erwarten eine "Verschlechterung der Bedingungen".
Der MUFG-Chefökonom Chris Rupkey fasste die Daten mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen so zusammen: "Die Wirtschaft liegt glasklar in Trümmern"
Entsprechend negativ reagierten die US-Aktienmärkte auf die Datenflut: der Dow Jones schloss 1,86 Prozent oder 445,41 Punkte tiefer und der S&P 500 verlor 2,20 Prozent. Der NASDAQ Composite fiel um 1,44 Prozent. Der US-Dollar hingegen profitierte von seinem Status als sicherer Hafen.
Heute stehen erneut einige wichtige Konjunkturindikatoren auf der Agenda. Volkswirte erwarten ähnlich schlechte Zahlen wie gestern.
Der wohl wichtigste Konjunkturindikator am Mittwoch sind die wöchentlichen Arbeitslosenanträge, die um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Aufgrund deren Aktualität haben sie einen großen Einfluss auf das Marktgeschehen, zumal sie in der aktuellen Phase als Frühindikator für die Coronavirus-Auswirkungen auf die Wirtschaft gelten.
Im Mittel gehen die Ökonomen von einem Anstieg der Erstanträge in der Vorwoche von 5,1 Millionen aus. 16,8 Millionen Amerikaner haben in den vergangenen drei Wochen bereits Arbeitslosenunterstützung beantragt, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich der Anstieg in der letzten Woche spürbar abgeschwächt haben könnte.
Zur gleichen Zeit wird die Federal Reserve den Philadelphia Fed Index, auch Philly Fed Index genannt, bekannt geben. Hier wird mit einem Rückgang auf -30 im April gerechnet nach -12,7 im März.
Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Zahlen zu den Baugenehmigungen und der Baubeginne per März bekannt gegeben. Volkswirte erwarten zweistellige Rückgange. Dies spiegelt auch der NAHB-Wohnungsmarktindex wieder, der von 72 im März auf 30 im April fiel. Das ist der tiefste Stand seit Juni 2012.
Noch zeigen die US-Börsen vorbörslich nach oben. Das kann sich ab 14.30 Uhr aber schlagartig ändern, außer Trump gibt zeitgleich den Plan zur Wiedereröffnung der US-Wirtschaft bekannt.
Der Dow-Jones-Future steht zur Stunde 0,44 Prozent im Plus bei 23.499 Punkten und der S&P-500-Future gewinnt 0,63 Prozent. Für den Nasdaq-100-Future geht es um 0,89 Prozent nach oben und der Russell-2000-Future steigt 0,45 Prozent. Die VIX-Futures - ein Maßstab für den Absicherungsbedarf der US-Aktienhändler - verliert 1,11 Prozent.
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