FRANKFURT (dpa-AFX) - Enttäuschende Unternehmenszahlen und fortwährende Sorgen um Krisenländer haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag kräftig belastet. Zeitweise fiel der Dax F:DAX unter die Marke von 9400 Punkten, die er zuletzt im April unterschritten hatte. Besonders hohe Kursverluste verbuchten die Aktien von Adidas und Lufthansa. Mit einem Minus von 1,94 Prozent bei 9407,48 Punkten beendete der Leitindex den Tag. Auf Monatssicht verlor er damit mehr als vier Prozent. Für den MDax F:MDAX ging es am Donnerstag um 2,25 Prozent abwärts auf 15 790,67 Punkte. Der TecDax F:TDXP verlor 2,45 Prozent auf 1218,12 Punkte.
Heftige Kursbewegungen lösten nicht nur zahlreiche Quartalsbilanzen aus. Auf die Stimmung drückten auch die erneute Staatspleite der zweitgrößten südamerikanischen Volkswirtschaft Argentinien, die fortgesetzten Kämpfe in der Ukraine samt der beschlossenen Sanktionen gegen Russland sowie die katastrophalen Zahlen der angeschlagenen portugiesische Bank Espirito Santo (BES), die im ersten Halbjahr einen Milliardenverlust verbuchte.
ZWEISTELLIGER KURSEINBRUCH BEI ADIDAS
Im Dax brachen die Adidas-Aktien F:ADS zeitweise um mehr als 16 Prozent auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ein. Am Tagesende stand ein Minus von 15,37 Prozent bei 59,41 Euro zu Buche was den mit Abstand letzten Platz im Dax bedeutete. Wegen der Ukraine-Krise und Problemen im Golf-Geschäft musste der Sportartikelhersteller erneut seine Prognosen senken. Die Lufthansa F:LHA enttäuschte vor allem ergebnisseitig, was den Aktien der größten deutschen Fluggesellschaft ein Minus von 7,33 Prozent einbrockte.
Die Papiere von FMC F:FME und der Mutter Fresenius bildeten den Gegenpol im Dax. Sie legten nach Quartalsberichten um 2,61 beziehungsweise 3,66 Prozent zu. Die Anteile des Elektrokonzerns Siemens F:SIE, der ebenfalls Zahlen vorgelegt hatte, konnten sich im sehr schwachen Dax nicht bis Handelsschluss im Plus halten. Sie gaben um 0,32 Prozent nach. Den VW-Papieren erging es nicht besser. Trotz einer positiven Überraschung beim Quartalsgewinn schlossen sie 0,65 Prozent schwächer.
DMG MORI SEIKI TROTZ STARKER ZAHLEN EXTREM SCHWACH
Im MDax rutschte die Aktie von DMG Mori Seiki F:GIL mit knapp elf Prozent Minus auf das Niveau von Ende Mai ab. Statt der starken Quartalszahlen des Werkzeugmaschinen-Herstellers rückten die Sanktionen gegen Russland in den Blick und drückten auf den Aktienkurs. Der Branchenverband VDMA kappte seine Jahresprognose und verstärkte damit den Druck.
Die Metro-Aktien F:MEO gaben um rund sechs Prozent nach. Die Fußball-Weltmeisterschaft hatte die Geschäfte bei Deutschlands zweitgrößtem Handelskonzern im dritten Unternehmensquartal nicht so stark beflügelt wie erhofft. Außerdem belasteten Restrukturierungskosten und Währungseffekte. Im SDax F:SDXP brachen die Papiere von Tipp24 F:TIM um rund 19 Prozent ein. Laut der "Süddeutschen Zeitung" wehren sich die Staatslotterien gegen die Konkurrenz privater Glücksspielanbieter.
DEUTLICHE VERLUSTE AUCH IN EUROPA UND USA
In Europa und den USA gaben die Börsen ebenfalls kräftig nach. Der EuroStoxx 50 F:SX5E büßte 1,70 Prozent auf 3115,51 Punkte ein und auch die Aktienmärkte in Paris und London schlossen mit deutlichen Verlusten. An der Wall Street gab der Dow Jones Industrial F:DJI zum europäischen Handelsschluss um etwas mehr als ein Prozent nach. Die Nasdaq-Börsen verbuchten Verluste von 1,8 Prozent.
Am deutschen Anleihemarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 0,96 (Vortag: 0,94) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,09 Prozent auf 136,83 Punkte. Der Bund Future gewann 0,15 Prozent auf 148,15 Punkte. Der Kurs des Euro fiel weiter. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3379 (1,3401) US-Dollar. Der Dollar kostete damit 0,7474 (0,7462) Euro.
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---