Nach den Wahlen am letzten Sonntag und dem Erdrutschsieg der LDP steht Japan vor einem radikalen Politikwechsel. Der künftige Regierungschef Shinzo Abe will das Land aus dem deflationären Umfeld befreien und drängt hierzu die Notenbank zu einer aggressiven Geldpolitik. Das jedoch wird nicht einfach. Notenbankchef Masaaki Shirakawa hat bislang solche Forderungen abgelehnt. Doch auch die Machtverhältnisse in der Notenbank werden sich schon bald ändern.
Machtkampf um die Notenbank
Im März und April kann Abe zwei von drei Spitzenämtern in der Notenbank neu besetzen, die von Shirakawas Stellvertretern. Kann er seine Leute durchsetzen, dürfte die Notenbank sich seinen Forderungen beugen. Abe will, dass die Notenbank das Inflationsziel von derzeit einem Prozent auf 2,0 Prozent erhöht und massiv Staatsanleihen aufkauft. Selbst negative Zinsen und den Kauf ausländischer Anleihen brachte er im Wahlkampf ins Spiel. Eigentlich ist die japanische Notenbank per Gesetz unabhängig. Doch wie lange ist sie das noch? An den Märkten jedenfalls scheint man zu glauben, dass Abe seinen markigen Worten auch Taten folgen lässt. Der Yen sank gegenüber dem US-Dollar in den letzten Wochen um über fünf Prozent, wovon unter anderem auch unser Long-Hebelzertifikat auf USD/JPY profitiert.
Japans Konzerne weltweit aktiv
Die Hoffnung hinter einem schwächeren Yen ist die Exportwirtschaft, die auf diese Weise verlorenen Boden zurückgewinnen soll. Doch auch wenn Japans Großkonzerne in den letzten Jahren zunehmend in Schwierigkeiten gerieten, unterschätzen sollte man Toyota & Co. auf keinen Fall. Wie die deutschen Unternehmen sind viele japanische Firmen weltweit aktiv und daher von der Konjunktur im Heimatland nur bedingt abhängig.
2004 kamen noch rund 70 Prozent der operativen Gewinne aus Japan. Heute wird bereits mehr als die Hälfte der Gewinne im Ausland verdient. Dabei hat paradoxerweise der starke Yen geholfen, denn Übernahmen ausländischer Mitbewerber konnten auf diese Weise einfacher gestemmt werden. Außerdem haben die japanischen Unternehmen in den letzten zwanzig Jahren ihre Bilanzen deutlich gestärkt und Schulden abgebaut und das Bankensystem ist im Vergleich zu Europa geradezu quietschgesund.
China ist auch für Japan wichtig
Chance und Risiko zugleich ist China. Japan ist der wichtigste ausländische Handelspartner Chinas. Kommt die Konjunktur dort wieder in Gang, ist das auch gut für Japan. Riskant ist allerdings die nationalistische Rhetorik des rechtskonservativen Shinzo Abe, der gegen China abledert und dabei viel riskiert – auch in wirtschaftlichem Sinne. Die Gefahr, dass dies zu einer Eskalation des Konflikts um die Senkaku-Inseln führt, ist daher nicht zu unterschätzen.
Fazit
Japan ist derzeit wieder ein interessantes Investment. Die Bewertungen am Aktienmarkt sind im historischen Vergleich sehr niedrig. Zudem haben die japanischen Unternehmen trotz des starken Yens viel für ihre Wettbewerbsfähigkeit getan. Obwohl der Nikkei 225 in den letzten Wochen bereits deutlich zulegen konnte, könnte der Kursaufschwung noch lange anhalten.
Erfolgreiche Investments wünscht
Ihr
Stefan Böhm
Chefredakteur DaxVestor