Euro-Dollar:
Nicht viel Veränderung brachte die letzte Handelswoche im EURUSD. Nach einem Start knapp über der 1,31 stieg die Gemeinschaftswährung am Montag und erreichte am Dienstag vormittag bei 1,3192 das Wochenhoch. Danach ging es bergab, in der Nacht auf Donnerstag markierte der Euro sein Wochentif bei 1,3004. Daß dann noch einmal Aufwärtsdynamik entstand, lag an der geringeren Kernrate (0,1% statt 0,2% erwartet) bei den US-Verbraucherpreisen, die den Dollar unter Druck brachten. Bei 1,3188 ging dem Euro jedoch die Luft aus, am Freitag morgen scheiterte genau an diesem Punkt der nächste Anlauf. Am heutigen Montag handelt EURUSD weitgehend impulslos im Bereich 1,3150.
Nun ist also Griechenland erst einmal aus den Schlagzeilen verschwunden - bis zum nächsten Rettungspaket. Heute findet nun die Auktion für die Credit Default Swaps statt, und es wird spannend sein, wer welche Risiken in den Büchern hat. Insgesamt ist der Ablauf um Griechenland eine echte Tragödie: Politikversagen auf breitester Linie, vorläufig beendet mit einer "freiwilligen" Zwangssenteignung, die, um Martin Blessing zu zitieren, so freiwillig war wie ein Geständnis bei der Inquisition.
Von nun an ist jedem klar, daß Staaten mittels einer nachträglich beschlossenen Klausel Verträge brechen können - das wird Spuren im Bereich der Staatsanleihen hinterlassen. Insgesamt ist der Fall Griechenland ja beileibe kein Zufall, sondern die logische Folge einer ökonomischen Fehlkonstruktion der Eurozone als solcher: Politisch ein Segen, ökonomisch ein angekündigtes Desaster. Dieses Desaster ist noch im Anfangsstadium, auch wenn die Märkte so tun, als hätten die EU-Verantwortlichen die Welt gerettet. Faktisch handelt es sich um eine Lawine, deren Fallgeschwindigkeit unter Aufbietung enormer Kräfte erst einmal eingedämmt wurde - aber ins Tal rauscht sie dann später doch.
Die Rettung jedenfalls wird sich später als verhängnisvoller Fehler erweisen, weil die Problemkandidaten so oder so nicht zu retten sind. Es entspricht aber nicht der Logik der Politik, dieses Scheitern einzugestehen, um einen noch größeren Schaden in der Zukunft abzuwenden. Und so werden die Dinge dann schon bald wieder ihren Lauf nehmen...
Charttechnisch ist Euro-Dollar derzeit als neutral einzustufen. Negativ ist, daß die Gemeinschaftswährung trotz der massiven Aktienmarkt-Ralley nicht in der Lage war, die 1,32 zu überwinden. Schafft die Gemeinschaftswährung den Sprung über diese Marke, läge das nächste Kursziel in der Zone 1,3290-1,3320. Auf der Unterseite findet sich die zentrale Unterstützungszone bei 1,2970-1,3030 - fällt der Euro darunter, steht aller Wahrscheinlichkeuit nach ein rasanter Abverkauf bevor.
Dax:
Von Beginn der Woche an ging es für den Dax nach oben. Nach einem Start bei 6870 Punkten hangelte sich der Index von Tag zu Tag höher und erreichte am Freitag schließlich sein Hoch knapp unter der 7200er-Marke.
Auslöser für die Ralley sind wohl drei Faktoren: erstens der Verfall letzten Freitag, der die Trendrichtung der letzten Wochen noch einmal verstärkte. Zweitens die Ergebnisse des US-Bankenstreßtests - die, anders als in Europa - keine reine Beruhigungspille für die Märkte sein sollten, sondern ein einigermaßen realistisches Bild der US-Bankenbranche abgeliefert hat. So fiel mit Citigroup ein Schwergeicht durch, doch konnten die anderen Branchenriesen den Test bestehen und zogen so den Finanzsektor mit nach oben. Der dritte Faktor ist die von der EZB den Banken "geschenkte" Liquidität, die nun teilweise wohl doch ihren Weg in die Aktienmärkte findet. Wir hatten jedoch darauf hingewiesen, daß die Freude über das "Geschenk" der EZB möglicherweise verfrüht ist - nämlich dann, wenn die Zinswende kommt, sprich die Zinsen nach oben gehen (die Banken haben von der EZB keinen festen Zinssatz bekommen, sie zahlen vielmehr den Durchschnittszins für drei Jahre Laufzeit). Zinsanhebungen scheinen noch fern, doch zeigen Märkte wie Gold und der Bund-Future, daß dieses Szenario vielleicht nicht mehr so fern liegt wie von vielen gedacht.
Derweil fallen die Immobilienpreise in China, das Land hat nun ein markantes Handelsbilanzdefizit, auch in Australien scheint die Immobilienblase zu platzen - aber die Märkte haussieren, der VIX (Vola auf den S&P) ist auf dem Niveau von vor der Finanzkrise. Das bedeutet, es ist so günstig wie seit fünf Jahren nicht mehr, sich mit Puts auf fallende Märkte abzusichern. Aber die Nachfrage nach Absicherung ist, wie immer in Zeiten der Euphorie, sehr gering. Aber wenn alle euphorisch sind, ist es besser, vorsichtig zu sein. Es gibt genug Gefahrenquellen, die jederzeit eskalieren können (Euro-Krise mit Portugal, Spanien und bald wieder Italien oder der Israel-Iran-Konflikt mit explodierenden Ölpreisen). Dabei wissen viele um die derzeitigen Gefahren, doch können sie es sich nicht leisten, nicht mitzusschwimmen - die Kotztüte ist jedoch immer griffbereit.
Wir werden sehen, wie weit die Bullen das Spiel noch treiben können. Charttechnisch, das ist klar, ist der Dax noch klar positiv. Im Grunde hat der Index Luft bis in den Bereich 7460. Auf der Unterseite liegt die zentrale Unterstützung bei 6980-7000.
Markus Fugmann