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Wird ein Währungskrieg zwischen USA und China angezettelt?

Vorgestern wurde gemeldet, dass der chinesische Export im Juli um 8,3 Prozent zum Vorjahresmonat eingebrochen ist. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass der chinesische Yuan an den Dollar gekoppelt ist. Da der Dollar jedoch in den vergangenen Monaten im Hinblick auf die bevorstehende erste Zinserhöhungen der Fed stark gestiegen ist, stieg auch der Yuan entsprechend mit. Zum Euro hat sich der Yuan dadurch parallel zum Dollar in nur einem Jahr um 20 Prozent erhöht – dieser Einbruch des Euros ist in dem folgenden Chart gut zu erkennen:

Durch diesen Anstieg verteuerten sich chinesische Waren in Regionen, deren Währungen – wie der Euro – gegenüber dem Dollar zuletzt stärker nachgaben. Und das wiederum ist wahrscheinlich der Hauptgrund, warum die chinesischen Exporte rückläufig sind, denn dadurch verteuerten sich chinesische Waren z.B. im Euroraum um ca. 20 %.
Und so reagierte vorgestern die chinesische Regierung und senkte den täglichen Referenzkurs um 1,9 Prozent. Der Yuan wertete entsprechend ab (im Chart ist ganz rechts der starke Anstieg des Euros zum Yuan nach der Aktion der chinesischen Notenbank zu erkennen). Es ist das altbekannte Prozedere, das wir zu Genüge kennen: Schwächelt der Export, wertet man die eigenen Währung ab und schon unterstützt man die heimische Exportwirtschaft. Das Problem ist nur: Wenn das alle tun, entsteht ein Währungskrieg.

In die Zukunft gedacht Ist diese Aktion der chinesischen Notenbank eine Gefahr für den US-Aktienmarkt? Im Moment preist der US-Markt ein, dass die Abwertung des Yuans natürlich auch für die US-Wirtschaft eher schlecht ist. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass die US-Wirtschaft keine Exportwirtschaft ist, sondern eine Dienstleistungswirtschaft. Über 70 Prozent der Wirtschaftsleistung in den USA werden durch Dienstleistungen erbracht. Es geht hier also hauptsächlich um die multinationalen US-Firmen, deren Umsatz dadurch beeinträchtig werden könnte. Und damit stellt sich die Frage, was geschieht, wenn China den Yuan weiter abwertet und die Umsätze dieser Unternehmen in Gefahr geraten.
Wird sich die USA auf einen Währungskrieg einlassen? Würde das geschehen, dann könnten die Zinsen in den USA nicht wirklich ansteigen. Das würde dazu führen, dass die Prognosen zur Zinsentwicklung in den kommenden Jahren nach unten revidiert werden müssen. Es wird demnach sehr wichtig werden, ob die Fed in den kommenden Wochen auf diese Entwicklung in China eingeht und was sie genau dazu sagt.
Und da dadurch die Zinserhöhungssorgen wieder leicht (!) gesunken sind, müssten die US-Märkte sich eher freuen und das mag auch der Grund sein, warum die US-Indizes bei weitem nicht so tief im Minus sind wie der DAX.

DAX bricht ein
Dass der DAX gestern mit einem Abschlag von 2,5 Prozent reagiert, ist zwar deutlich übertrieben, aber in gewisser Weise nur logisch. Der DAX ist stark exportabhängig, und wie man in dem oberen Chart sieht, stieg der Euro gestern zum Yuan deutlich an. Das verschlechtert die Position der deutschen Exportfirmen in China, denn durch die Abwertung werden deutsche Produkte in China nun wieder teurer (nachdem sie zuvor allerdings deutlich billiger geworden sind). Diese Sorge ist insbesondere an den Automobilherstellern zu erkennen ist, die gestern zu den größten Verlierern gehören. Doch nicht nur das, gleichzeitig steigt der Euro zum Dollar:

Er hat mit dieser Entwicklung seine Abwärtstrendlinie (eindeutig) überwunden. Damit ist zunächst erst einmal das abwärtsgerichtete Dreieck aus dem Rennen. Und auch das belastet den DAX.

Devisenhändler denken anders
Doch dieser Chart zeigt noch etwas anderes: Der Dollar schwächt sich gegenüber dem Euro (und übrigens auch anderen Währungen) ab. Man sieht also, dass die Devisenhändler, die meistens zu den besser informierten Kreisen gehören, offensichtlich schon darauf setzen, dass diese Aktion der chinesischen Notenbank die Zinserhöhungssorgen in den USA verringern. Die Frage ist nur, ob der US-Aktienmarkt nachzieht.

Fazit
Wir haben es hier mit einer interessanten Entwicklung zu tun, die in der Lage ist, die bisherigen Prognosen ein wenig durchzuschütteln. Die ersten Reaktionen gestern sollte man allerdings, wie gewohnt, nicht überbewerten. Wir werden möglicherweise erst in den kommenden Tagen erfahren, wie die institutionellen Anleger die Lage bewerten.
Angesichts der möglichen Topformation im S&P500 gefällt mir diese Entwicklung allerdings nicht. Denn natürlich ist auch diese Aktion der chinesischen Zentralbank ein Zeichen dafür, dass die Sorgen in China zunehmen. Eine Rezession in China könnte sich doch erheblich auf die Weltwirtschaft, aber auch auf die US-Wirtschaft auswirken. Die US-Märkte sind nach sechs Jahren Rally sicherlich überkauft. Und wie ich es hier schon so häufig beschrieben habe: Für eine überfällige Konsolidierung, müssen Gründe gefunden werden, die hinreichend geeignet sind, viele Anleger dazu zu bringen, sich von ihren Aktien zu trennen. Und dafür ist die China-Karte sicherlich geeignet.
So lange also der S&P500 nicht aus seiner Seitwärtsbewegung (oder dem möglichen Rounding) nach oben ausbricht, müssen wir sehr vorsichtig bleiben und nach dieser Nachricht sogar noch etwas vorsichtiger werden.

Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens

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