In der vergangenen Woche haben wir darüber gesprochen, dass der Markt weiterhin Parallelen zu Trumps erster Amtszeit zieht - insbesondere zu der Phase, in der er einen Handelskrieg mit China begann.
„Trotz der ausgeprägten Skepsis bleibt die aktuelle Korrektur innerhalb der Volatilität, die bereits während Trumps erster Amtszeit zu beobachten war, als er einen Handelskonflikt mit China eskalierte.“
Die Entwicklung des Gesamtmarkts folgt ebenfalls eng dem Muster von Trumps erster Amtszeit, während die Wall Street die Auswirkungen der Zölle auf die Unternehmensgewinne einordnet. Sobald diese Einschätzung abgeschlossen ist und mehr Klarheit herrscht, dürften sich die Märkte stabilisieren und erholen.
Auch wenn Trumps Zölle und negative Schlagzeilen derzeit die Marktstimmung prägen, sollte nicht vergessen werden, dass Korrekturen ein normaler Bestandteil des Marktgeschehens sind. Zwar hat der Markt seit seinem Höchststand etwa 9 % nachgegeben, doch solche Rücksetzer hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben.
Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass sich keine größere Korrektur entwickeln könnte. Vielmehr deutet es darauf hin, dass die Märkte kurzfristig eine technische Erholung erleben könnten, um sich von den extrem überverkauften Bedingungen zu lösen. Der MACD und die Relative Stärke haben aktuell Niveaus erreicht, die zuletzt an den Tiefstständen vom Oktober 2022 zu beobachten waren. Zudem hat der Markt ein 23,6 %-Retracement der Rallye seit diesen Tiefstständen vollzogen, was eine wichtige technische Unterstützung für eine Erholung bietet.
Um Missverständnisse zu vermeiden: Ich behaupte nicht, dass die Märkte bereits ihren Tiefpunkt erreicht haben und der nächste Schritt zwangsläufig zurück zu neuen Höchstständen führt. Das könnte zwar der Fall sein, doch gleichzeitig signalisieren andere technische Indikatoren, dass ein längerer Korrektur- oder Konsolidierungsprozess möglich ist.
Daher empfehlen wir, Erholungen strategisch zu nutzen – um Portfolios neu zu gewichten, Risiken und Leverage zu reduzieren und den Cash-Bestand leicht zu erhöhen. Das bietet Flexibilität, bis die Märkte bestätigen, dass der übergeordnete Aufwärtstrend wieder intakt ist.
Der aktuelle Korrekturprozess war zweifellos herausfordernd. Doch es ist wichtig, sich an frühere Marktrückgänge zu erinnern: Wie haben Sie sich damals gefühlt? Welche Entscheidungen haben Sie getroffen? Waren diese zielführend? Falls nicht, sollten Sie vermeiden, dieselben Fehler zu wiederholen.
Volatilität ist der Preis, den wir für langfristige Renditen zahlen. Die eigentliche Herausforderung besteht darin, emotionale Reaktionen zu kontrollieren und die negativen Auswirkungen unseres eigenen Verhaltens auf unsere Anlageentscheidungen zu minimieren.
Rezessionsängste nehmen zu
In den vergangenen Wochen hat der Markt erhebliche Rückschläge hinnehmen müssen. An einzelnen Tagen vernichtete der Abverkauf mehr als 9 % der zuvor erzielten Gewinne, was die Anlegerstimmung auf ein Niveau drückte, das typischerweise bei noch stärkeren Rückgängen und früheren Bärenmärkten zu beobachten war.
Trotz der außergewöhnlichen Entwicklung der Märkte in den letzten zwei Jahren scheinen viele Investoren auszublenden, dass Korrekturen ein natürlicher Bestandteil des Marktzyklus sind.
In Phasen starker Kursverluste ist es fast schon eine Gesetzmäßigkeit, dass die Medien versuchen, das Marktgeschehen mit einer prägnanten Schlagzeile zu erklären. Diesmal steht die Rückkehr einer Rezession im Mittelpunkt der Berichterstattung.
Natürlich sollten wir uns daran erinnern, dass die meist erwartete Rezession des Jahres 2022 letztlich ausgeblieben ist – und stattdessen den Boden für einen der stärksten Bullenmärkte der jüngeren Geschichte bereitet hat.
Wird es dieses Mal anders laufen? Möglicherweise. Doch bislang deuten nur wenige Indikatoren auf eine bevorstehende Rezession hin. Der Economic Composite Index (EOCI) – ein breit angelegtes Maß für die wirtschaftliche Aktivität, das mehr als 100 Datenpunkte umfasst – befindet sich weiterhin im expansiven Bereich.
Zudem bestätigt der EOCI die positive Entwicklung der 6-Monats-Veränderungsrate des Leading Economic Index (LEI), einem der zuverlässigsten Frühindikatoren für Rezessionen. Auch das aktuelle Wirtschaftswachstum bleibt stabil. Zwar dürfte sich das Wachstum verlangsamen, wenn die massiven Staatsausgaben der vorherigen Regierung auslaufen, doch in den aktuellen Daten gibt es bislang keine Anzeichen für eine Rezession.
Das bedeutet allerdings nicht, dass sich das in Zukunft nicht ändern kann. Doch zum jetzigen Zeitpunkt bleibt das Rezessionsrisiko äußerst gering.
Zusätzlich zu dieser Analyse signalisiert auch der wirtschaftlich gewichtete ISM-Composite-Index eine anhaltende Expansion. Zwar deutet er auf ein moderateres Wirtschaftswachstum hin, doch aktuell gibt es keine Hinweise auf ein unmittelbares Rezessionsrisiko.
Ja, wie wir bereits mehrfach diskutiert haben, gibt es durchaus Faktoren, die zu einer weiteren Abschwächung der Wirtschaft führen könnten. Doch ein langsameres Wachstum ist nicht gleichbedeutend mit einer Rezession.
Heißt das, dass eine Rezession ausgeschlossen ist? Nein. Es bedeutet lediglich, dass die aktuellen Daten eher auf ein moderates Wachstum hindeuten als auf eine Phase negativen Wachstums.
Diese Entwicklung hat jedoch klare Auswirkungen – insbesondere auf die wichtigste treibende Kraft der Finanzmärkte: die Unternehmensgewinne.
Eine anschauliche Möglichkeit, diese Dynamik zu verdeutlichen, ist die Betrachtung der Korrelation zwischen der jährlichen Veränderung des Ertragswachstums und dem inflationsbereinigten BIP. Es gibt Phasen, in denen sich die Erträge von der zugrunde liegenden Wirtschaftstätigkeit entkoppeln. Solche Abweichungen treten jedoch typischerweise in der Zeit vor oder nach einer Rezession auf. Langfristig verlaufen das Wirtschafts- und Ertragswachstum eng korreliert – doch mit einer Verlangsamung der Wirtschaft wird sich dieses Verhältnis verändern.
Da die Korrelation zwischen dem Markt und dem Verhältnis der Unternehmensgewinne zum BIP aktuell hoch ist, können sich die Märkte kurzfristig durch Dynamik und Anlegerpsychologie von den wirtschaftlichen Fundamentaldaten lösen.
Solche Abweichungen sind jedoch langfristig nicht nachhaltig. Letztlich bleibt die Rentabilität der Unternehmen eng mit der realen Wirtschaftstätigkeit verknüpft – wie bereits zuvor erläutert.
Genau das ist in den letzten Wochen geschehen.
Neuberechnung der Bewertungen
Während die Medien rasch auf Rezessionsängste setzten, zeigte sich in der Realität ein anderes Bild: Der jüngste Abverkauf diente in erster Linie dazu, die zuvor übermäßig optimistischen Märkte an realistischere Erwartungen für das zukünftige Gewinnwachstum anzupassen.
Die Abweichung zwischen der jährlichen Veränderungsrate des Marktes und der Veränderungsrate der Forward Earnings war dabei erheblich.
Der Abverkauf war jedoch nicht das Ergebnis eines drastischen Rückgangs der Gewinnerwartungen – ein typisches Merkmal einer Rezession. Stattdessen ging es vor allem darum, die Bewertungen zu korrigieren und sie an die erwarteten Earnings anzupassen.
Wie bereits vor wenigen Wochen angemerkt, kamen der jüngste Abverkauf und die anschließende Neubewertung nicht überraschend.
„Wir beobachten erneut eine deutliche Diskrepanz zwischen der jährlichen Veränderungsrate des S&P 500 und den tatsächlich ausgewiesenen Earnings. Wie unten ersichtlich, verzeichnete der Markt einen starken Kursanstieg, ohne dass der zugrunde liegende Gewinn je Aktie in gleichem Maße mitwuchs. Dies führte in den letzten zwei Jahren zu einem erheblichen Anstieg der Multiples.
Um diese hohen Bewertungen zu rechtfertigen, waren Analysten gezwungen, ihre Gewinnschätzungen nach oben anzupassen – oft auf Basis optimistischer Annahmen, die sich nicht immer bewahrheiten. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sich das Wachstum der Aktienkurse deutlich verlangsamen wird, damit die Earnings die Bewertungen einholen können.“
Die täglichen Schlagzeilen über Zölle und Ausgabenkürzungen mögen die Anlegerstimmung belasten, doch letztlich bleiben die Ertragserwartungen der zentrale Treiber des Marktes.
Wie bereits erwähnt, ist der jüngste Abverkauf ein gesunder Anpassungsprozess – denn die vorherigen Bewertungen lagen über dem, was die Wirtschaft realistisch an Erträgen generieren kann. Bis der Markt im aktuellen Umfeld faire Bewertungen erreicht, wird es noch Zeit brauchen.
Das bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass ein massiver Einbruch bevorsteht. Eine längere Konsolidierungsphase mit geringem oder gar keinem Kurswachstum könnte denselben Neubewertungsprozess bewirken und die überhöhten Bewertungen allmählich korrigieren.
Was als nächstes zu erwarten ist
Da die aktuelle Regierung ihre Agenda entschlossen vorantreibt, stellen Zölle, Ausgabenkürzungen und ein möglicher Anstieg der Arbeitslosigkeit die Wall Street vor Herausforderungen bei der Einschätzung der künftigen Auswirkungen auf die Unternehmensgewinne.
Wie sich bereits seit dem letzten Jahr zeigt, waren die Prognosen für die Wirtschaft und die Earnings deutlich zu optimistisch. Nun muss die Wall Street diese Erwartungen schrittweise nach unten anpassen. Dieser Korrekturprozess hat in den letzten zwei Monaten allmählich an Dynamik gewonnen.
In den kommenden Monaten wird es für Anleger entscheidend sein, den Punkt zu erkennen, an dem die Bewertungen wieder mit den wirtschaftlichen Realitäten übereinstimmen. Bis dahin rechnen wir weiterhin mit hoher Marktvolatilität.
Eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im Jahr 2025 könnte die Unternehmensgewinne unter Druck setzen, die Investitionstätigkeit bremsen und sich letztlich negativ auf die Aktienkurse auswirken. Ähnlich wie in einer Episode von Lass es, Larry!, in der sich die Dinge unerwartet entwickeln, birgt das derzeitige Marktumfeld erhebliche Risiken – und könnte übermütige Anleger auf dem falschen Fuß erwischen.
Die aktuelle Verkaufswelle ist ein natürlicher Bestandteil dieses Neubewertungsprozesses. Zwar hat die Korrektur besonders risikofreudige Investoren aufgerüttelt, doch bleibt der Rückgang weiterhin im Rahmen einer normalen jährlichen Marktkorrektur. Ähnliche Rücksetzer sind im Sommer oder später im Jahr nicht auszuschließen.
Da die Bewertungen die Auswirkungen eines langsameren Wirtschaftswachstums vermutlich noch nicht vollständig widerspiegeln, müssen sich Anleger auf einen herausfordernden Markt einstellen, während das künftige Gewinnwachstum neu bewertet wird.
Heißt das, dass ein Bärenmarkt unausweichlich ist? Nein. Doch ausschließen lässt sich dieses Szenario ebenfalls nicht. Deshalb bleibt ein konsequentes Risikomanagement und eine durchdachte Portfolio-Allokation weiterhin essenziell.
Die gute Nachricht: Sobald dieser Neubewertungsprozess abgeschlossen ist, werden die Märkte wieder steigen. Wann genau der nächste Bullenmarkt beginnt, bleibt zwar ungewiss, doch eines steht fest:
„Auch diese Phase wird vorübergehen.“
Wichtig für Anleger ist, sich nicht von der aktuellen Marktlage in die Irre führen zu lassen. Korrekturen und Bärenmärkte sind Teil des Investitionszyklus – und sie enden genauso, wie sie begonnen haben. Entscheidend ist, sich nicht von der kurzfristigen Rhetorik beeinflussen zu lassen, sondern den Fokus auf die Fundamentaldaten zu richten. Wer langfristig erfolgreich investieren will, sollte bereit sein zuzugreifen, wenn die Unsicherheit am größten ist.
Derzeit ist die Stimmung unter Anlegern so pessimistisch wie selten zuvor. Aus Sicht des Contrarian Investing hat eine solche Marktstimmung in der Vergangenheit oft attraktive Chancen für diejenigen geboten, die bereit sind, sich gegen den Mainstream zu stellen.
Heißt das, dass es kein weiteres Abwärtsrisiko gibt? Nein.
Daher raten wir davon ab, jetzt alles auf eine Karte zu setzen. Stattdessen ist es sinnvoller, fundamental starke Aktien schrittweise und in kleineren Tranchen zu kaufen. Der Fokus sollte auf Unternehmen mit überdurchschnittlichem Ertragswachstum liegen, die aktuell mit einem Abschlag zum Markt gehandelt werden.
Gleichzeitig bietet die jüngste Korrektur eine Gelegenheit, neues Kapital gezielt in das Portfolio einzubringen, untergewichtete Positionen auszubauen und bestehende Übergewichtungen schrittweise zu reduzieren.
Für den langfristigen Anlageerfolg ist es entscheidend, sich von der Marktvolatilität nicht verunsichern zu lassen und an einer durchdachten Anlagestrategie festzuhalten.
Wie wir uns positionieren
Lassen Sie mich noch einmal betonen, was wir bereits letzte Woche geschrieben haben – denn diese Woche ist es noch relevanter.
„Wir haben nur begrenzte Erfahrungswerte, wenn es um den Einfluss von Zöllen auf den Aktienmarkt geht. Doch eines ist klar: Es ist oft besser, sich nicht von mediengetriebenen Narrativen beeinflussen zu lassen, sondern den Fokus auf das eigene Portfoliomanagement zu richten.
Wir haben in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass Medienberichte oft irreführend sein können. Das bedeutet nicht, dass sich die Lage in Zukunft nicht ändern kann – doch Anlageentscheidungen auf Basis von Schlagzeilen zu treffen, hat sich langfristig als wenig vorteilhaft erwiesen.
Wenn die jüngste Marktvolatilität Sie verunsichert und Sie das Gefühl haben, unbedingt handeln zu müssen, dann beginnen Sie mit kleinen, überlegten Schritten.“
Konkrete Maßnahmen zur Portfoliosteuerung:
- Stop-Loss-Levels für jede Position an die aktuellen Unterstützungsniveaus anpassen
- Portfolios absichern, um größere Marktrückgänge abzufedern
- Gewinne realisieren bei Positionen, die bereits hohe Kursgewinne verzeichnet haben
- Schwache Positionen und Verlustbringer verkaufen
- Barbestände aufstocken und Portfolios auf ihre Zielallokation ausrichten
„Anleger sollten sich bewusst machen, dass Portfoliomanagement kein Alles-oder-Nichts-Ansatz ist. Der Schlüssel liegt darin, strategisch so aufgestellt zu sein, dass emotionale Entscheidungen minimiert werden – und sich dadurch Chancen nutzen lassen, die sich in turbulenten Marktphasen ergeben.“
Die Märkte sind derzeit stark überverkauft, die Anlegerstimmung ist ausgesprochen pessimistisch, und die Verkaufsdynamik verliert an Kraft. Historisch gesehen sind dies oft günstige Bedingungen für eine Erholung – eine Phase, in der Investoren ihre Positionen neu ausrichten, Risiken verringern und sich auf ein möglicherweise weiterhin volatiles Marktumfeld vorbereiten können.
Schöne Woche!