Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise sind am Montag auf den höchsten Stand seit zwei Monaten geklettert. Gestützt wurde diese Entwicklung durch Anzeichen dafür, dass China seine Corona-Lockdowns wieder aufhebt. Zudem gab es kurz vor dem nächsten EU-Gipfel eine Diskussion über ein Verbot russischer Ölimporte.
Gegen 11.05 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 0,6 % höher auf 115,75 Dollar je Barrel, während der Brent-Kontrakt um 0,6 % auf 116,28 Dollar je Barrel zulegte.
Die in den USA gehandelten Gasoline RBOB Futures verteuerten sich um 0,2 % auf 3,9211 Dollar pro Gallone.
Meldungen, dass die Mobilitätsbeschränkungen in wichtigen Regionen Chinas am Wochenende gelockert wurden, unterstützten den Ölmarkt: Peking öffnete am Sonntag einige Teile des öffentlichen Nahverkehrs wieder, während Shanghai am 1. Juni seinen zweimonatigen COVID-Lockdown aufheben will.
Die strengen Mobilitätsrestriktionen haben die Wirtschaft des Landes, das als zweitgrößter Erdölimporteur der Welt gilt, schwer belastet.
Andernorts richtet sich die Aufmerksamkeit auf das im Laufe des Tages anstehende Treffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, bei dem ein sechstes Sanktionspaket zur Bestrafung Moskaus für die Invasion in der Ukraine erörtert werden soll, das möglicherweise auch ein Ölembargo gegen Russland umfasst.
Die Europäische Union hatte gehofft, bis Ende des Jahres den Kauf von russischem Rohöl und raffinierten Produkten einstellen zu können, benötigt dafür jedoch die Zustimmung aller Beteiligten und stößt dabei auf den Widerstand Ungarns und - in geringerem Maße - Tschechiens und der Slowakei. Die drei Binnenländer sind seit jeher von Öl abhängig, das über Pipelines aus der Sowjet-Ära geliefert wird.
"Ungarn möchte EU-Gelder, um die Pipeline-Kapazitäten aus Kroatien zu erhöhen und um den Raffinerien die Umstellung auf alternative Rohölsorten zu ermöglichen", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung.
"Es wird erwartet, dass sich die Diplomaten heute vor dem Gipfeltreffen zusammensetzen, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die Mitglieder bei diesem Treffen zu einer Einigung kommen, schließlich sind die Gespräche noch nicht weit genug fortgeschritten."
Jedes weitere Verbot von russischem Öl würde den ohnehin schon angespannten Rohölmarkt weiter verschärfen, zumal die Nachfrage im Sommer in den USA und in Europa weiter ansteigt.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten, zu denen auch Russland gehört und die als OPEC+ bekannt sind, ihre Förderziele für Juli voraussichtlich nur um 432.000 Barrel pro Tag anheben werden. Dies entspricht ihrem bisherigen Plan und weist die Forderungen des Westens nach einer schnelleren Erhöhung zur Eindämmung der hohen Preise zurück.
"Wie wir jedoch seit einigen Monaten sehen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Mitglieder auch nur annähernd das vereinbarte Produktionsniveau erreichen werden", fügte die ING hinzu.
Frankreich forderte derweil die Freistellung von zwei unter griechischer Flagge fahrenden Öltankern, die letzte Woche vom Korps der Islamischen Revolutionsgarden im Persischen Golf beschlagnahmt worden waren. Diese Aktion wurde weithin als Reaktion darauf gesehen, dass die griechischen Behörden in Abstimmung mit den USA ein unter russischer Flagge fahrendes Schiff beschlagnahmt hatten, weil es angeblich sanktioniertes iranisches Öl transportierte.