FidAR WoB-Index: Neue Höchststände beim Frauenanteil in Aufsichtsräten und Vorständen / Mindestbeteiligungsgebot wirkt - Geltungsbereich aber zu gering
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Emittent / Herausgeber: FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V. /
Schlagwort(e): Studie/Marktbericht
FidAR WoB-Index: Neue Höchststände beim Frauenanteil in Aufsichtsräten und
Vorständen / Mindestbeteiligungsgebot wirkt - Geltungsbereich aber zu gering
09.07.2023 / 10:00 CET/CEST
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FidAR WoB-Index: Neue Höchststände beim Frauenanteil in Aufsichtsräten und
Vorständen / Mindestbeteiligungsgebot wirkt - Geltungsbereich aber zu gering
* Bundesfrauenministerin Lisa Paus: "Unternehmen setzen gesetzliche Quoten
engagiert um"
* FidAR-Gründungspräsidentin Schulz-Strelow: "Mit Zielgröße Null gewinnt
man keine Frauen"
* FidAR-Präsidentin Seng: "Geltungsbereich der Quoten sollte schnell
ausgeweitet werden"
Berlin, 09.07.2023: Noch nie gab es so viele Frauen in den Chefetagen
deutscher Börsenunternehmen. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der
derzeit 180 im DAX, MDAX und SDAX sowie der im Regulierten Markt notierten,
paritätisch mitbestimmten Unternehmen ist auf 35,3 Prozent gestiegen (2022:
33,5 %). In den Vorständen erreicht der Frauenanteil mit 18,3 Prozent einen
neuen Spitzenwert (2022: 14,7 %). Das ergibt der aktuelle
Women-on-Board-Index von FidAR mit Stand Mai 2023, der heute in Berlin
veröffentlicht wird.
Treiber der Entwicklung ist das mit dem zweiten Führungspositionengesetz
(FüPoG II) eingeführte Mindestbeteiligungsgebot von Frauen in Vorständen.
Allein seit Jahresbeginn 2023 wurden weitere 15 Frauen in die
Vorstandsetagen der aktuell 62 betroffenen Konzerne berufen. Damit erreichen
fast alle dieser Unternehmen, die nach der Regelung mindestens eine Frau im
Vorstand haben müssen, das geforderte Quorum. Nur vier der 62 Konzerne, die
unter das Mindestbeteiligungsgebot fallen, haben noch Handlungsbedarf: Indus
Holding, Koenig & Bauer (ETR:SKBG), Vitesco (ETR:VTSCn) Technologies Group und Wüstenrot &
Württembergische. Wobei Vitesco bereits die Bestellung von Sabine Nitzsche
zur CFO zum 1. November 2023 angekündigt hat.
Frauenanteil in Vorständen nimmt weiter stark zu
Die positive Entwicklung bei den Vorständen reicht über die vom
Mindestbeteiligungsgebot betroffenen Unternehmen hinaus. Der
durchschnittliche Frauenanteil stieg insgesamt seit dem Vorjahr um 3,6
Prozentpunkte auf 18,3 Prozent. Bei den 101 der Aufsichtsratsquote
unterliegenden Unternehmen liegt der Anteil bei 20,5 Prozent (+4,3 seit
2022) deutlich höher, bei den 79 nicht der Quote unterliegenden Unternehmen
bei nur 14,7 Prozent (+2,2 seit 2022). Weiterhin haben 71 und damit knapp 40
Prozent der untersuchten 180 Unternehmen noch keine Frau im Vorstand (2022:
93). Die Zahl der Unternehmen mit frauenfreier Vorstandsetage, die Zielgröße
"Null" festgelegt haben, sank zum Vorjahr von 44 auf 26.
Bewegung in den Aufsichtsräten
Nachdem der Frauenanteil in den Aufsichtsräten zuletzt stagnierte, hat das
FüPoG II auch hier für eine leichte Besserung gesorgt. Insgesamt stieg der
durchschnittliche Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 180 Unternehmen zum
Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte auf 35,3 Prozent. Bei den aktuell 101 der
Aufsichtsratsquote unterliegenden Unternehmen wurde mit 37,3 Prozent (2022:
35,6 %) ein neuer Höchstwert erreicht. Die 79 nicht unter die Quote
fallenden Unternehmen verharren dagegen mit durchschnittlich 29,3 Prozent
weiter knapp unter der 30-Prozent-Marke (+2 seit 2022).
Bundesfrauenministerin Lisa Paus: "Das zweite Führungspositionengesetz ist
erfolgreich"
"Wir sind auf dem richtigen Weg. Die gesetzlichen Vorgaben haben Erfolg, die
festen Quoten für Aufsichtsräte und Vorstände wirken. Um gleichberechtigte
Teilhabe von Frauen in Führungspositionen durchzusetzen, müssen wir aber das
gesamte Management in den Blick nehmen. Frauen tragen mit hoher
Qualifikation und starker Leistung maßgeblich zum Erfolg von Unternehmen
bei. Das muss sich auch in allen Führungsebenen abbilden. Es ist ein gutes
Zeichen, dass das Mindestbeteiligungsgebot von Frauen in Vorständen so
schnell umgesetzt wurde, und ich freue mich, dass viele Unternehmen mehr
Frauen in den Aufsichtsräten haben als gesetzlich erforderlich ist", erklärt
Bundesfrauenministerin Lisa Paus.
Monika Schulz-Strelow: "Auf Unternehmen mit Zielgröße Null für den Vorstand
wächst der Druck"
"Der Erfolg des Mindestbeteiligungsgebots zeigt, dass die massive Kritik an
der Quote für Vorstände haltlos und übertrieben war. Gleiches galt schon bei
der Aufsichtsratsquote. Feste Quoten sind notwendig, weil freiwillige
Selbstverpflichtungen nicht funktionieren. Das zeigt sich auch bei den
Unternehmen, die mit Zielgröße Null für den Vorstand planen: Erst seitdem
mit dem FüPoG II eine Begründungspflicht mit Sanktionen für Zielgröße Null
gilt, gehen die Zahlen spürbar zurück. 26 Unternehmen mit frauenfreier
Vorstandsetage und Planziel Null für den Vorstand sind aber immer noch 26 zu
viel. Die Unternehmen brauchen glaubhafte Gleichstellungskonzepte und mehr
Frauen auf allen Führungsebenen, auch um als möglicher Arbeitgeber von
jungen Frauen wahrgenommen zu werden", so FidAR-Gründungspräsidentin Monika
Schulz-Strelow, die den WoB-Index seit der Erstauflage 2011 federführend
betreut.
Anja Seng: "Ausweitung der Geschlechterquoten könnte noch viel mehr
bewirken"
"Die Freude über den Erfolg der gesetzlichen Quoten wird durch deren geringe
Reichweite deutlich getrübt. Nur 101 Unternehmen fallen derzeit unter die
Geschlechterquote für den Aufsichtsrat, nur 62 unter das
Mindestbeteiligungsgebot für Vorstände. Wir sollten diesen wirksamen Hebel
auf alle mitbestimmten oder börsennotierten Unternehmen ausweiten. Denn auch
bei Unternehmen, die noch nicht unter die Regelungen fallen, müssen Frauen
in der Unternehmensleitung Normalität werden. Wir können es uns nicht
leisten, dass die deutsche Wirtschaft bei der gleichberechtigten Teilhabe im
internationalen Vergleich noch weiter zurückfällt. Unser Ziel muss es sein,
auf mittlere Sicht alle Gremien paritätisch zu besetzen -Aufsichtsrat,
Vorstand und oberes Management", betont FidAR-Präsidentin Prof. Dr. Anja
Seng. "Mit Blick auf die EU-Führungspositionenrichtlinie wäre eine erste
Ausweitung möglich und nötig. Würde die EU-Regelung in Deutschland
umgesetzt, wären alle börsennotierten Unternehmen ab 250 Beschäftigten
verpflichtet, bis 2026 mindestens 40 Prozent Frauen oder Männer im
Aufsichtsrat zu erreichen."
Der WoB-Index wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend. Die ausführliche Studie zum Women-on-Board-Index 185 von
FidAR finden Sie unter www.wob-index.de.
Ihre Ansprechpartnerinnen
Prof. Dr. Anja Seng, Präsidentin FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V.,
Berlin
Tel.: +49 (1 51) 12 54 64 60, E-Mail: anja.seng@fidar.de
Monika Schulz-Strelow, Gründungspräsidentin FidAR - Frauen in die
Aufsichtsräte e. V., Berlin
Tel.: +49 (30) 887 14 47 13, E-Mail: monika.schulz-strelow@fidar.de
Pressekontakt
Matthias Struwe | Eye Communications | Agentur für Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (7 61) 137 62-21, E-Mail: m.struwe@eyecommunications.de
Über FidAR:
FidAR - Frauen in die Aufsichtsräte e. V. ist eine überparteiliche und
überregionale Initiative, die 2006 von Frauen in Führungspositionen in
Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ins Leben gerufen wurde. FidAR strebt
eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Aufsichtsräten deutscher
Unternehmen und die Verbesserung der Unternehmenskontrolle und -kultur an.
Ziel der Initiative, getragen von über 1.300 Frauen und Männern, ist die
paritätische Besetzung aller Führungspositionen in der deutschen Wirtschaft.
FidAR verfolgt diese Ziele im engen Austausch mit Wirtschaft, Politik,
Wissenschaft und in Kooperation mit den relevanten Wirtschafts- und
Frauenverbänden. Mehr Informationen zu FidAR im Internet unter www.fidar.de.
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