Von Liz Moyer und Peter Nurse
Investing.com -- Mit einem Kongress, der fest in blauer Hand ist, hat der 2 Billionen Dollar schwere Umweltplan des designierten Präsidenten Joe Biden eine größere Erfolgschance, und das ist vor allem für Solarunternehmen eine erfreuliche Nachricht.
Diese Aussicht hat den Energiesektor in diesem Jahr insgesamt beflügelt, nachdem er ein Jahrzehnt lang das Schlusslicht im S&P war.
First Solar Inc . (NASDAQ:FSLR) könnte ein Nutznießer dieses Trends sein, aber könnte die schwächelnde Rentabilität dazu führen, dass das Unternehmen gegenüber seinen Konkurrenten im Solarmarkt doch zurückbleibt?
Liz Moyer von Investing.com spricht sich für First Solar als Wachstumsunternehmen aus, während Peter Nurse die negativen Aspekte erläutert.
First Solar: Das Bull-Case-Szenario
First Solar mit Sitz in Tempe, Arizona, stellt Solarzellen und -module her und profitiert damit von Bidens ehrgeizigen Plänen für eine sauberere und effizientere Energienutzung.
Schon als Präsidentschaftskandidat versprach Biden, in den nächsten fünf Jahren 500 Millionen Solarmodule in den USA zu errichten. Und so könnte er zukünftig weitere Pläne vorstellen, die den Solarmarkt weiter befeuern könnten.
Das Ziel ist natürlich der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe, insbesondere der Kohle. Laut der Internationalen Energieagentur sind die erneuerbaren Energien auf einem guten Weg, die Kohle als größte Energiequelle bis 2025 zu überholen. Solar und Wind sind der IEA zufolge noch vor anderen erneuerbaren Energiequellen die wichtigsten Trägern der Energiewende.
First Solar ist ein wichtiger Hersteller der sogenannten Dünnschichtmodule, die in der Herstellung ein Drittel weniger kosten und in verschiedenen Klimazonen, einschließlich Feuchtigkeit und Schnee, gut funktionieren. Sie sind einfacher zu installieren als herkömmliche Module und funktionieren auch bei schlechten Lichtverhältnissen.
Die Aktie erreichte am Freitag ein 52-Wochen-Hoch und gewann im vergangenen Jahr 81%.
Das Unternehmen unterscheidet sich von anderen durch seine Bilanz. First Solar verfügte am Ende des dritten Quartals über rund 1,4 Mrd. US-Dollar an liquiden Mitteln, die es dem Unternehmen ermöglichen, Zinserträge zu erwirtschaften oder in neue Technologien zu investieren. Dagegen sind einige der Konkurrenten hoch verschuldet.
First Solar war auch im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie profitabel. Laut den Prognosen der Analysten wird das Unternehmen zum Jahresende 2020 einen Gewinn je Aktie von 3,62 Dollar erzielen. Zum Vergleich: 2019 lag das EPS bei 1,48 Dollar. Auch der Umsatz ist im vergangenen Jahr nur leicht gesunken und dürfte bis Ende dieses Jahres wieder das Niveau von 2019 erreichen - also knapp über 3 Mrd. Dollar.
Nach ersten Schätzungen für 2021 wird das EPS für das Gesamtjahr auf 3,44 Dollar sinken, aber um eine präzise Vorhersage dazu treffen zu können, ist es noch zu früh im Jahr.
Ein weiterer Vorteil, den First Solar genießt, ist die Erneuerung einer Steuervergünstigung für Investitionen in saubere Energie, was den Absatz fördern könnte. Ein grün orientierter Kongress könnte auch weitere Gesetze verabschieden, die die Nachfrage und den Absatz in der Solarbranche steigern könnten.
Solarenergie kostete früher zwischen 140 und 150 Dollar pro Megawattstunde (MWh), auch mit Steuervergünstigungen für Investitionen. Doch 2020 sind die Kosten laut Motley Fool auf 25 bis 35 Dollar pro MWh gesunken. Damit ist Solarstrom preiswerter als fossile Brennstoffe, und die Kosten dürften weiter sinken.
Auch die prall gefüllten Auftragsbücher versprechen weiteres Wachstum für First Solar, so Motley Fool. Das Unternehmen verfüge derzeit über einen Auftragsbestand von insgesamt 12,2 Gigawatt an Anlagenverkäufen und 8,3 Gigawatt an zusätzlichen Aufträgen im fortgeschrittenen Stadium in der Pipeline, so die Analysten weiter. "Zur Verdeutlichung: Die derzeitige Produktionskapazität des Unternehmens liegt bei 5,5 Gigawatt, was wiederum bedeutet, dass das Unternehmen eine robuste Wachstumsperspektive aufweist."
First Solar: Das Bear-Case-Szenario
Es ist wohl allgemein bekannt, dass Solaraktien in den nächsten Jahren mehr Unterstützung aus Washington erhalten werden als in den vergangenen vier Jahren. Dennoch sind nicht alle Solaraktien gleich; First Solar stellt durchaus einen Verkauf dar.
Das Unternehmen hat sich auf sein Kerngeschäft, die Herstellung von Dünnschichtsolarmodulen, spezialisiert. Es ist nicht mehr so ein großer Player in der Solarbranche, nachdem es sein Vermögensbesitzgeschäft, sein nordamerikanisches Betriebs- und Managementgeschäft und seine Kraftwerkseinheit abgestoßen hat.
First Solar ist damit ein stärker spezialisiertes Unternehmen, was langfristig zu mehr Effizienz und besseren Margen führen könnte, aber es hat nicht die unmittelbaren Wachstumsmöglichkeiten, die einige seiner Konkurrenten besitzen.
Es zeigt bereits besorgniserregende Anzeichen einer nachlassenden Profitabilität. Laut FactSet-Daten wird First Solar zum Jahresende 2020 voraussichtlich einen Gewinn von 3,62 Dollar pro Aktie ausweisen, aber der Gewinn zum Jahresende 2021 wird nur auf 3,44 Dollar geschätzt.
Es ist dieser erwartete Gewinnrückgang, der die einflussreiche Investmentbank Goldman Sachs (NYSE:GS) zu Beginn dieser Woche dazu veranlasste, ihre Bewertung der First Solar-Aktie von "Kaufen" auf "Verkaufen" herabzustufen.
Die Bank geht davon aus, dass die Bruttomargen und der Gewinn je Aktie von First Solar Mitte 2021 ihren Höchststand erreichen und der Gewinn je Aktie bis 2022 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 17% zurückgehen wird.
Im gleichen Zeitraum dürften die Gewinne der Konkurrenten von First Solar um 20% bis 30% wachsen, so die Bank weiter.
Diese negative Einschätzung gilt trotz des günstigen regulatorischen Umfelds. Aufgrund des hohen Zeitdrucks könnte sich die neue Biden-Administration jedoch auf andere, dringendere Themen konzentrieren.
Selbst mit dem Sieg der beiden Senatssitze in Georgia wird die neue Regierung immer noch die moderaten Republikaner ansprechen müssen, um eine schnelle Gesetzgebung zu gewährleisten, was bedeutet, dass einige ihrer ehrgeizigeren Pläne dennoch aufgeweicht werden könnten.
"Wir gehen davon aus, dass Joe Biden zunächst versuchen wird, die Infrastrukturpläne voranzutreiben, die eher eine parteiübergreifende Unterstützung erhalten werden", sagte ING-Analyst James Knightley in einer Notiz Anfang dieser Woche. "Allerdings wird sein 2 Billionen Dollar teurer Plan für grüne Energie, der die US-Stromproduktion bis 2035 komplett dekarbonisieren soll, bei den Republikanern auf mehr Gegenwind stoßen."
Die Aktie wird nach Angaben von Investing.com bereits mit dem über 50-fachen der durchschnittlichen 12-Monats-Gewinne gehandelt. Das ist teuer genug. Wenn, wie Goldman sagt, die Gewinne von hier aus fallen, wird das die Aktie nicht billiger aussehen lassen.