Investing.com - Manchmal irrt man sich, und das gilt auch für viele der Anleger, die in den letzten Monaten ihre Hoffnungen und ihr Kapital in die Welt der Lithium-Aktien gesetzt haben. Ein Jahr, das von vielen Tiefen geprägt war. Die Kurse orientierten sich aufgrund fallender Lithiumpreise überwiegend gen Süden und so mancher Investor mag sich gefragt haben, ob er in ein Minenfeld getappt ist. Doch bevor wir Ihnen die unserer Meinung nach vielversprechensten Lithium-Aktien vorstellen, stellen wir uns die Frage: Warum ist der Lithiumpreis in diesem Jahr überhaupt so stark gefallen?
Die Antwort ist vielschichtig, doch ein Faktor, der ins Auge sticht, ist die wirtschaftliche Flaute in China, dem mächtigen Giganten des Lithiummarktes. Chinas Batteriehersteller, die die Hauptabnehmer für dieses kostbare Element sind, haben ihre Nachfrage gedrosselt. Doch gibt es Grund zur Hoffnung. In den neuesten Wirtschaftsdaten Chinas leuchten zaghaft die Zeichen einer Stabilisierung auf, gestützt durch punktuelle staatliche Stimulus-Maßnahmen.
Ein weiterer Grund für die Talfahrt des Lithiumpreises war die Befürchtung einiger Branchenexperten, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen aufgrund allgemeiner Rezessionsängste ein temporäres Plateau erreichen könnte.
Parallel dazu setzte sich die Ansicht durch, dass mit dem Aufkommen neuer Lithiumproduzenten in China, Australien und Chile das Angebot schneller wachsen könnte als die Nachfrage.
Susan Zou, Vizepräsidentin von Rystad Energy, schätzt laut CNBC, dass das Gesamtangebot aus Lithiumminen in den Jahren 2023 und 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 30 % bzw. 40 % zunehmen wird und dass die Minenbetreiber sowohl bestehende als auch neue Projekte weiterentwickeln werden. Das könnte zwar zu einem globalen Lithiumüberschuss im nächsten Jahr führen, aber ab 2028 könnte es zu Engpässen in der Lieferkette kommen. "Auch wenn das Lithiumangebot in den nächsten Jahren weltweit ausreichend sein wird, ist ein regionales Ungleichgewicht bei der Versorgung unvermeidlich", so Zou, die darauf hinweist, dass die regionalen Abbau- und Verarbeitungskapazitäten in den USA und Europa möglicherweise nicht mit der Nachfrage nach EV-Batterien Schritt halten können.
Die Lithium-Ionen-Batterie ist derzeit unangefochtener Industriestandard ist. Doch allein im letzten Jahr wurden weltweit mehr als 10 Millionen Elektroautos verkauft. Und derartiges Wachstum dürfte nach Ansicht von Experten nicht so schnell nachlassen. Die ING (AS:INGA) prognostiziert, dass in diesem Jahr fast jeder fünfte weltweit verkaufte Neuwagen ein Elektroauto sein wird. Im Jahr 2019 waren es nur 2,5 %, und 2023 sollen es bereits 17 % sein. Dieser Trend spiegelt sich vor allem in China, der EU und den USA wider, wo der Anteil der Elektroautos an den Gesamtverkäufen bis 2030 voraussichtlich auf 60 % steigen wird - vorausgesetzt, die Angebotssituation kann mithalten.
Mit dem Boom der Elektrofahrzeuge steigt zwangsläufig auch der Bedarf an Batteriematerialien in die Höhe. Die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien (Li-Ion) für Fahrzeuge soll von 330 Gigawattstunden im Jahr 2021 auf 550 Gigawattstunden im Jahr 2022 steigen. Das ist laut der Internationalen Energieagentur (IEA) hauptsächlich auf das rasante Wachstum der Elektrofahrzeugverkäufe zurückzuführen.
Die steigende Nachfrage nach Elektroautos treibt also die Jagd nach den in Batterien verwendeten Mineralien an, und das lässt auf bald wieder anziehende Lithiumpreise hoffen. Investitionen in Rohstoffwerte sind jedoch nicht für jedermann geeignet. Nur jene, die einen langfristigen Blickwinkel und eine gewisse Risikobereitschaft mitbringen, sollten in Betracht ziehen, die folgenden drei Lithium-Aktien zu erwerben. Das Besondere: Alle drei bewegen sich gerade an wichtigen Unterstützungsmarken.
1. Albemarle
Albemarle (NYSE:ALB) ist nach Marktkapitalisierung der weltweit größte Produzent von Lithium, mit Produktionsstätten in strategisch wichtigen Regionen wie Chile, Australien und den USA. Doch dieses Unternehmen ist mehr als nur ein Schwergewicht im Bereich der Lithiumproduktion - es zeichnet sich als diversifiziertes Chemieunternehmen aus, das in verschiedenen Segmenten der chemischen Industrie aktiv ist.
Trotz seiner vielfältigen Geschäftsfelder und seiner globalen Präsenz blieb auch Albemarle nicht immun gegen die Herausforderungen, die mit den Schwankungen der Lithiumpreise einhergehen. Dennoch bietet die breite Aufstellung des Unternehmens einen gewissen Schutz vor den Volatilitäten des Marktes und sorgt für eine verbesserte Risikostreuung für Anleger.
Der Kurs der Albemarle-Aktie ist im Jahr 2023 um 22 % und im Jahresvergleich um 29 % gefallen. Doch es gibt durchaus erste Indizien für ein Comeback. Erstens erreichte das Papier Anfang Oktober ein 52-Wochen-Tief. Als Reaktion darauf setzte an einer wichtigen Unterstützung eine Erholung ein, die zuletzt wieder für eine gewisse Kursstabilität sorgte.
Der Konsens der Analysten sieht das Kursziel für die Albemarle-Aktie bei 254 Dollar, was einem Kursaufschlag von rund 50 % gegenüber dem aktuellen Kurs entspricht. Ähnlich positiv beurteilt InvestingPro die Aussichten. Aus den 10 betrachteten Finanzmodellen ergibt sich ein fairer Wert von rund 247 Dollar und damit ein Kurspotenzial von 47 %. Sollte Albemarle seine angehobene Gewinnprognose von 25 bis 29,50 Dollar einhalten können, könnte sich hier eine günstige Gelegenheit bieten, eine der besten Lithium-Aktien zu besitzen, zumal die negativen EPS- und Umsatzprognosen der Analysten für 2024 bei einem aktuellen KGV von 5 bereits weitgehend im Kurs enthalten sein dürften.
Albemarle: EPS-Schätzungen - Quelle: InvestingPro
Albemarle: Umsatzschätzungen - Quelle: InvestingPro
2. Piedmont Lithium
Piedmont Lithium ist im Moment zwar noch recht spekulativ, bietet aber viel Substanz und ist daher einen Blick wert.
Mit dem Inflation Reduction Act sollen Unternehmen belohnt werden, die ihre Lithium-Lieferkette in die USA verlagern. Piedmont tut genau das und investiert in Projekte in North Carolina und Tennessee. Sobald die Projekte voll in Betrieb sind, rechnet das Unternehmen mit einer Produktion von 60.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr.
Problematisch ist derzeit der Zeitplan für die Inbetriebnahme der Minen. Bis sie voll funktionsfähig und produktiv sind, wird noch einige Zeit vergehen. Bis dahin ist Piedmont Lithium ein Unternehmen, das de facto keine Erlöse erwirtschaftet.
Dennoch schätzen Analysten, dass Piedmont bis Ende dieses Jahres Umsätze in Höhe von rund 245 Millionen Dollar aus dem Verkauf von Spodumen-Konzentrat erzielen wird. Für die nächsten zwei Jahre wird eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 39 % prognostiziert. Damit würde das Unternehmen die Lücke überbrücken, bis seine inländischen Projekte ab 2026 oder 2027 Erträge erwirtschaften.
Dass die Piedmont-Aktie durchaus mit Risiken behaftet ist, zeigt das hohe Short-Interest (14,28 %) an der Aktie. Mit einer Marktkapitalisierung von 646 Millionen Dollar handelt es sich jedoch um eine Lithium-Aktie mit erheblichem Kurspotenzial, sofern bei der Umsetzung nichts schief geht.
3. Livent
Livent (NYSE:LTHM) ist ein weiterer Lithium-Titel auf dieser Liste mit viel Kurspotenzial
Die Livent-Aktie ist im Jahr 2023 um 8 % gefallen. Vor allem in den letzten Monaten geriet sie deutlich unter Druck, wohl als Reaktion auf den jüngsten Ergebnisbericht des Unternehmens, in dem der Umsatz die Analystenschätzungen um mehr als 6 % verfehlte.
Mehrere Analysten haben daraufhin ihre Kursziele für die Livent-Aktie gesenkt. Dabei stufte allerdings kein Analyst die Aktie selbst herab. Tatsächlich empfehlen 14 von 20 Analysten die Aktie weiterhin zum Kauf, der Rest hält sie für haltenswert.
Die Livent-Aktie erreichte wie Abemarle Anfang Oktober ihr 52-Wochen-Tief. Seither hat der Titel dieses Tief mehrfach getestet und jeweils Unterstützung gefunden. Optimistisch stimmen auch die EPS- und Umsatzprognosen der Analysten, die bis mindestens Ende 2025 zweistellige Wachstumsraten erwarten.
Livent: EPS-Schätzungen - Quelle: InvestingPro
Livent: Umsatzschätzungen - Quelle: InvestingPro
Der faire Wert für Livent liegt laut InvestingPro bei 26,49 Dollar, was auf Basis des aktuellen Kurses einem Gewinnpotenzial von 45 % entspricht. Noch optimistischer schätzen die Finanzanalysten das Kursziel für Livent ein. Dieses liegt bei 32,12 Dollar, wobei das niedrigste bei 25 Dollar und das höchste bei 45 Dollar angesetzt wird.
Angesichts des erwarteten Anstiegs der Lithiumpreise und der bestehenden Vereinbarung des Unternehmens mit Ford Motor (NYSE:F) ist Livent eine Lithium-Aktie, die man im Auge behalten sollte.
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