(neu: Schlusskurse)
Zürich, 18. Aug (Reuters) - Die Schweizer Börse ist am Donnerstag eingebrochen. Händler sagten, die Angst vor einer weltweiten Abschwächung der Konjunktur und vor einer Ausbreitung der europäischen Schuldenkrise lastete schwer auf den Kursen. Händler sprachen von einem sehr nervösen Markt. Das "Angstbarometer" Volatilitätsindex kletterte kräftig um 25 Prozent. Für einen Ausverkauf seien die Umsätze aber zu gering gewesen, hiess es.
Der Leitindex SMI sackte in einem der stärksten Kurseinbrüche seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im März 2009 zeitweise mehr als fünf Prozent ab. Er schloss dann mit 5196 Punkte noch um 4,2 Prozent schwächer. Der breite SPI büsste ebenfalls 4,2 Prozent auf 4727 Zähler ein.
Händler sagten, Verkäufe zur Vermeidung von Verlusten nach dem Unterschreiten von Kursuntergrenzen (Stop-Loss) im deutschen Dax verstärkten den Abwärtstrend. "Das hat die Spirale nach unten erst richtig in Schwung gebracht", sagte ein Händler. Die Abgabewelle stand Händlern zufolge auch im Zusammenhang mit dem jüngst verhängten Leerverkaufsverbot für Finanzwerte und entsprechende Derivate in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien. Daher wichen Anleger für Absicherungsgeschäfte in den Dax-Future aus.
Kräftige Einbussen verzeichneten die Finanzwerte im Sog der befürchteten Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Auch ein Bericht des "Wall Street Journal" scheuchte die Anleger auf. Darin hiess es, die New Yorker Notenbank befürchte ein Übergreifen der Schuldenkrise auf das US-Bankensystem. Die Aktien der Grossbanken Credit Suisse und UBS stürzten jeweils mehr als acht Prozent ab. Die grossen Versicherungstitel büssten rund fünf Prozent ein. Die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life sanken nach dem Anstieg vom Vortag im Sog des überraschend guten Halbjahresergebnisses sogar um 7,3 Prozent.
Schwache US-Konjunkturdaten verstärkten die Konjunktursorgen und schickten die Aktien zyklischer Firmen auf Talfahrt. Die Anteilsscheine von ABB , Clariant , Panalpina , Sulzer sowie der Luxusgüterkonzerne Swatch und Richemont verloren fünf Prozent und mehr.
Das enttäuschende Ergebnis drückte die Holcim-Aktie acht Prozent ins Minus. Wegen der Frankenstärke und der hohen Kosten für Energie, Rohmaterialien und Transport ging der Gewinn des Zementkonzerns im zweiten Quartal um 13 Prozent auf 357 Millionen Franken zurück. Händler sagten, Holcim habe die Erwartungen auf allen Stufen verfehlt.
Auch die als defensiv beurteilten Pharmawerte konnten sich dem Trend nicht entziehen. Novartis und Roche büssten jeweils mehr als zwei Prozent ein. Marktschwergewicht Nestle sackte 3,1 Prozent ab. (Reporter: Rupert Pretterklieber; redigiert von Paul Arnold)