Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Was kann man am Vorgehen von Veolia gegen Suez nicht mögen?
Sicherlich gibt es keine Verlierer unter den Hauptdarstellern, wenn man die Reaktion des Aktienkurses am Montag betrachtet: Die Aktien von Suez (PA:SEVI) stiegen um 19%, die von Veolia (PA:VIE) um 3,5% und die von Engie (PA:ENGIE) um 6,0% nach der Ankündigung am Wochenende, dass Veolia fast die gesamte Beteiligung von Engie (32%) an Suez kaufen will.
Eine Fusion von Veolia und Suez würde einen gewaltigen Global Player in Sachen Wassermanagement schaffen, was angesichts der Wahrscheinlichkeit, dass der Klimawandel und das Bevölkerungswachstum in absehbarer Zukunft eine wesentlich effizientere Bewirtschaftung der Wasserressourcen erfordern werden, nach einem guten Deal klingen würde. Veolia erklärte, dass der Deal praktisch sofort 500 Millionen Euro mehr operative Effizienz schaffen würde.
Bei dem vorgeschlagenen Preis von 15,50 Euro pro Aktie würde Engie über 3 Milliarden Euro (etwa 3,5 Milliarden Dollar) erhalten, um seine Bilanz zu stärken und sich intensiver auf sein Energiegeschäft zu konzentrieren. Damit wäre das Unternehmen gut positioniert für die sich abzeichnende Welle von erneuerbaren Energien, die im Rahmen der EU-Pandemie-Rettungspläne in Aussicht gestellt wurde.
Engie hatte bereits vor einigen Monaten signalisiert, dass es genau dies zu tun gedenkt, als es seinen langjährigen Widerstand gegen den Verkauf der Suez-Beteiligung aufgab, daher ist seine kühle Reaktion auf Veolias Vorgehen am Wochenende etwas rätselhaft. Engie sagte, man werde "diesen Vorschlag in den kommenden Wochen prüfen" und "der für die Aktionäre attraktivsten Lösung den Vorzug geben, mit gebührendem Respekt vor den Stakeholdern und nach Berücksichtigung der Qualität des Industrieprojekts".
Die wohlmeinende Interpretation dazu ist, dass Engie sich einfach nur ziert, um etwas mehr Geld aus Veolia herauszupressen.
Der Markt impliziert jedoch ein nicht zu vernachlässigendes Risiko, dass der Deal nicht zustande kommt: Selbst nach ihrem morgendlichen Anstieg lagen die Suez-Aktien immer noch fast einen Euro unter dem von Veolia angebotenen Preis.
Kartellrechtliche Bedenken mögen dafür mitverantwortlich sein, aber Veolia hat nach eigenen Angaben bereits eine Zusage des Infrastrukturbetreibers Meridiam erhalten, sein französisches Wassergeschäft zu kaufen. Damit wäre die gravierendste Monopolfrage geklärt.
Damit bleibt als andere wahrscheinliche Erklärung die persönliche und unternehmerische Rivalität. Veolia wird weiterhin die Unterstützung des Suez-Managements benötigen, wenn es die Kosten für ein Komplettangebot niedrig halten will. Die einzige Antwort von Suez am Wochenende war die säuerliche Bemerkung, dass das Unternehmen überhaupt nicht konsultiert worden sei.
Der Suez-CEO Bertrand Camus dürfte sich möglicherweise entweder mit einem Vorstandsposten bei Veolia oder einem versüßten Abfindungspaket zufrieden geben, um eine vollständige Fusion zu unterstützen.
Claire Waysande, Engies Interim-CEO seit dem Weggang von Isabelle Kocher im Februar, hat fast ihr ganzes Arbeitsleben in der Politik und nicht in der Wirtschaft verbracht. Sie ist keine natürliche Kandidatin dafür, die Interessen der Aktionäre über die anderer Interessengruppen (sorry, "Stakeholder") zu stellen.
Es ist bezeichnend, dass Veolia-Chef Antoine Frerot in einem Interview mit der Financial Times eine mögliche Übernahme mit einer Fusion zwischen Manchester United und Manchester City verglich, um die Größenordnung des Machtzentrums zu unterstreichen, das dadurch geschaffen würde.