Bis zum 30. August 2018 kannte man die Nutzfahrzeug- und Trucksparte von Volkswagen noch unter dem Namen Volkswagen (DE:VOWG) Truck & Bus. Später wurde diese in TRATON (DE:8TRA) (WKN: TRAT0N) umbenannt und schlussendlich am 28. Juni 2019 erstmals an der Frankfurter und Stockholmer Börse börsennotiert.
Während der Automobilmarkt in Sachen Personenkraftfahrzeuge im Umbruch steht und vor allem nun in Sachen Elektromobilität die Entwicklungen vorantreibt, könnte die TRATON-Aktie möglicherweise eine interessante Value-Chance sein, um in der Fahrzeugbranche zu investieren und von etwas mehr Sicherheit zu profitieren, als es möglicherweise aktuell bei Unternehmen ist, die vornehmlich Pkws produzieren und vertreiben.
Mehrheitlicher Aktionär von TRATON ist nach wie vor Volkswagen mit einem Anteil von knapp 90 %, während sich die restlichen 10 % in Streubesitz befinden. Da TRATON erst seit vergangenem Jahr börsennotiert ist, liegen aus historischer Sicht nicht allzu viele Informationen über Finanzen, Umsätze und dergleichen vor.
Trotzdem möchten wir heute versuchen, uns einen Überblick über das Unternehmen zu verschaffen, um schlussendlich abwägen zu können, ob die TRATON-Aktie ein langfristiges, unternehmensorientiertes Investment sein könnte.
Das macht das Unternehmen TRATON gehört zu den weltweit führenden Nutzfahrzeugherstellern. Unter den Marken MAN, Scania, Volkswagen Caminhões e Ônibus und RIO werden leichte Nutzfahrzeuge, Lkws und Busse angeboten. Im Geschäftsjahr 2018, das wir uns Verlauf des Artikels näher ansehen werden, hat TRATON mit seinen Marken insgesamt rund 233.000 Fahrzeuge abgesetzt.
Bei den Finanzkennzahlen weist TRATON Umsätze, Auftragseingänge und dergleichen in verschiedenen Segmenten aus: Industrial Business Segment, Financial Services Segment, MAN Truck & Bus, Scania Vehicles & Services und Volkswagen Caminhões e Ônibus. Das erwähne ich explizit, da es für unsere Betrachtungsweise eine Rolle spielen wird.
So läuft es bei TRATON Im Geschäftsjahr 2018 konnte die gesamte TRATON Group 25.927 Mio. Euro umsetzen, das entspricht einem soliden Plus von 6,41 % zum Vorjahr (24.366 Mio. Euro). Das operative Ergebnis lag in beiden Jahren mit 1.513 Mio. Euro fast gleichauf (Vorjahr: 1.512 Mio. Euro).
Beim Industrial Business Segment werden die Absatzzahlen und Umsatzerlöse der verschiedenen Marken zusammengefasst; die Financial-Services-Kennzahlen werden hier nicht berücksichtigt. Um diese bereinigt lagen die Umsatzerlöse bei 24.963 Mio. Euro, was natürlich den Hauptteil des Gesamtumsatzes ausmacht. Das operative Ergebnis ist allerdings zurückgegangen: Mit 1.346 Mio. Euro verbuchte man hier ein kleines Minus von 1,61 % im Vergleich zum Vorjahr (1.368 Mio. Euro). Das operative Ergebnis im Financial-Services-Segment stieg dafür von 111 auf 138 Mio. Euro.
Der meiste Absatz und Umsatz ist auf die Marken MAN und Scania zurückzuführen. Die Auftragseingänge scheinen stabil zu sein respektive sogar leicht zu steigen, was prinzipiell gut ist. Das stärkste Absatz- und Umsatzwachstum ist beim kleinsten Segment, Volkswagen Caminhões e Ônibus, zu verzeichnen. Im Jahr 2018 sind 9.154 mehr Aufträge als 2017 eingegangen und der Umsatz war 259 Mio. Euro höher.
Was sich anhand dieser Kennzahlen erahnen ließ, bestätigte jüngst eine Pressemitteilung von TRATON, aus der hervorgeht, dass der Absatz im Geschäftsjahr 2019 um 4 % gestiegen ist (242.200 ausgelieferte Fahrzeuge). Laut CEO Andreas Renschler seien das starke Absatzzahlen in einem zunehmend herausfordernden Markt. Zudem wurden Maßnahmen eingeleitet, um die Marktschwäche in Europa abzufedern, die offensichtlich vorhanden ist.
Aus der Pressemitteilung geht auch hervor, dass die Nachfrage in Brasilien (Volkswagen Caminhões e Ônibus) deutlich gestiegen sei – der Trend hält hier offenbar an; immerhin sind die Auslieferungen um satte 15 % gestiegen. In Europa war das erste Halbjahr positiv, während es sich im weiteren Jahresverlauf deutlich abgeschwächt hat. Generell wird für den europäischen Markt für Lkw über sechs Tonnen im Jahr 2020 ein Rückgang zwischen 10 und 20 % erwartet; laut Unternehmen werden jedoch bereits Vorkehrungen dazu getroffen.
Fazit TRATON scheint durchaus das Grundpotenzial zu besitzen, ein solides Value-Investment zu sein. Vor allem das KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) sieht im Moment lächerlich günstig aus; bei einer Marktkapitalisierung von 11.900 Mio. Euro (Stand: 07.02.2020) ergibt sich ein KUV von 0,46!
Das Management bestätigt für das laufende Geschäftsjahr das Ziel, eine operative Rendite von 6,5 bis 7,5 % zu erzielen. FactSet schätzt den Gewinn je Aktie für 2020 auf 2,79 Euro, woraus sich ein hypothetisches KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) von etwas mehr als 8 ergeben würde.
Viele Dinge deuten hier auf eine mögliche günstige Value-Chance, allerdings werde ich für meinen Teil erst mehr Informationen abwarten, um für mich eine Entscheidung zu treffen. Wie du das siehst, ist, wie immer, deiner eigenen Einschätzung überlassen.
Caio Reimertshofer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.
Motley Fool Deutschland 2020