- von Steve Holland und David Brunnstrom
Washington (Reuters) - Die USA und China warnen vor einer Eskalation im Nordkorea-Streit.
US-Präsident Donald Trump schloss in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters nicht aus, dass die diplomatischen Bemühungen scheitern könnten. "Es besteht die Möglichkeit, dass wir am Ende einen großen, großen Konflikt mit Nordkorea haben", sagte Trump am Donnerstag. Der chinesische Außenminister Wang Yi warnte, die Situation auf der koreanischen Halbinsel könnte eskalieren oder außer Kontrolle geraten. Im Tagesverlauf wollte sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen unter Vorsitz von US-Außenminister Rex Tillerson mit der Krise und möglichen neuen Sanktionen befassen.
Trump hatte bereits früher ein härteres Vorgehen gegen Nordkorea als seine Vorgänger angekündigt und dabei auch einen Militärschlag nicht ausgeschlossen. Trotz internationaler Kritik und verschärfter UN-Sanktionen treibt Nordkorea sein Atom- und Raketenprogramm voran. In den vergangenen Monaten wurden verstärkt Raketen getestet, nachdem es im vorigen Jahr zwei Atomtests gegeben hatte. Das abgeschottete Land verstößt damit gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Trump hat deutlich gemacht, Nordkorea daran zu hindern, die USA mit Atomraketen ins Visier nehmen zu können. Nach Einschätzung von Experten wäre die Regierung in Pjöngjang jedoch erst nach 2020 dazu in der Lage.
Trump bekräftigte in dem Interview, dass er eine nicht-militärische Beilegung des Konflikts anstrebe, etwa durch den Einsatz neuer Wirtschaftssanktionen: "Am liebsten würden wir diese Dinge diplomatisch lösen, aber das ist sehr schwierig." Eine wichtige Rolle spielt dabei China, der einzige große Verbündete Nordkoreas. Die Regierung in Peking zeigt sich zunehmend verärgert über die Atomwaffen- und Raketenpläne des Nachbarlandes.
LOB FÜR CHINA
Trump lobte ausdrücklich die Anstrengungen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, die Führung in Pjöngjang zum Einlenken zu bewegen: "Ich denke, er bemüht sich sehr stark." Es sei aber nicht auszuschließen, dass Xi am Ende keinen Erfolg habe. Trump ergänzte, den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un könne er nur schwer einschätzen. "Ich hoffe, dass er vernünftig ist."
US-Außenminister Tillerson sagte dem Sender Fox News, Geheimdienstberichte deuteten darauf hin, dass Kim "kein Irrer" sei. Nach Tillersons Worten hat China Nordkorea dazu aufgefordert, auf weitere Atomtests zu verzichten. Sonst werde die chinesische Regierung Sanktionen beschließen. Er machte keine Angaben, wann die chinesische Regierung diese Drohung gegenüber Nordkorea ausgesprochen habe. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums wollte sich nicht zu möglichen Reaktionen Chinas im Falle neuer Atomtests äußern.
Tillerson wollte sich noch am Freitag mit seinen Kollegen im UN-Sicherheitsrat treffen. Dabei sollte es um Sanktionen gegen Nordkorea gehen. Tillerson sagte, er werde darauf bestehen, dass bestehende Sanktionen umgesetzt und über weitere beraten werde.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums sagte: "Wir sind gegen jedes Verhalten, das gegen Beschlüsse des UN-Sicherheitsrates verstößt." Dies habe man den USA mitgeteilt: "Ich glaube, auch Nordkorea hat unsere Haltung klar verstanden." Er erwarte nicht, dass der UN-Sicherheitsrat am Freitag neue Sanktionen beschließen werde. Wenn es bei dem Treffen nur um Sanktionen und mehr Druck gehe, bestehe die Gefahr, dass sich die Konfrontation verschärfe und die Bemühungen um eine friedliche Lösung beschädigt würden.
Zum Wochenbeginn hatte ein amerikanisches Atom-U-Boot in Südkorea festgemacht. Zudem nähert sich ein US-Flugzeugträger koreanischen Gewässern. Ferner treiben die USA den Aufbau eines Raketenabwehrsystems in Südkorea voran. Trump sagte in dem Interview, Südkorea solle die Kosten dafür übernehmen, die er auf eine Milliarde Dollar schätzte. Die Regierung in Seoul signalisierte dagegen, die USA müssten dafür aufkommen. Durch das Raketenabwehrsystem sieht China seine Sicherheit bedroht.
Nordkorea warf den USA erneut vor, durch ihre Manöver mit Südkorea die Lage weiter verschärft und die koreanische Halbinsel an den Rand eines Atomkrieges gebracht zu haben. In einem Kommentar der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA heißt es weiter, die Atomstreitmacht Nordkoreas sei ein "Schwert der Gerechtigkeit und eine zuverlässige Abschreckung, um die Souveränität und Würde des Landes sowie den Weltfrieden vor der atomaren Bedrohung zu schützen, die von den USA ausgeht".