Gute Konjunkturdaten und geldpolitische Zurückhaltung sorgen für Pfund-Rally
Das war gestern so gar nicht nach dem Geschmack sowohl der liquiditätsverwöhnten Aktienanleger als auch der vielen Devisenmarktteilnehmer, die aufgrund ihrer hohen Erwartungshaltung an weitere expansive geldpolitische Maßnahmen seitens der Bank of England auf ein schwächeres Pfund spekulierten. Kurz nach Beginn der Pressekonferenz des seit Juli im Amt befindlichen Notenbankchefs Mark Carney war die Welt noch völlig in Ordnung. Bei seinem amerikanischen Pendant Ben Bernanke „in die Schule gegangen“, übernahm Carney die Kopplung niedriger Zinsen an konjunkturelle Rahmendaten, um durch diese nach vorn gerichtete Kommunikationspolitik, die so genannte „Forward Guidance“, den Märkten gewisse Sicherheit über die zukünftige geldpolitische Strategie zu geben.
Das Kleingedruckte in den Garantiebedingungen sorgt für Unsicherheit
Danach sollen die Zinsen solange auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent bleiben, bis die Arbeitslosenrate auf der Insel unter sieben Prozent fällt. Aktuell liegt diese bei 7,8 Prozent. Soweit, so gut. Mit gleichzeitigem Blick auf die Prognosen der Bank of England zum britischen Arbeitsmarkt wurde daraus geschlussfolgert, dass frühestens 2016 wieder an der Zinsschraube nach oben gedreht würde. Folgerichtig verlor das Britische Pfund gegenüber dem US-Dollar rund ein Prozent, machte aber knapp über der Marke von 1,52 GBP/USD wieder kehrt und beendete den Tag mit der größten Schwankungsbreite seit drei Jahren fast drei US-Cent höher bei knapp 1,55 GBP/USD. Was war passiert? Es war das kleine Wörtchen „aber“, bzw. die berühmten Ausnahmen von der Regel, oder besser das Kleingedruckte in den Garantiebedingungen. Eine Inflation, die auf Sicht von 18 bis 24 Monaten über 2,5 Prozent liegt oder ein Anstieg der mittelfristigen Inflationserwartungen lassen die gegebene Garantie hinfällig werden. Und damit war das vorrangigste Ziel einer „Forward Guidance“ klar verfehlt. Aus der guten Absicht, Klarheit zu schaffen, wurden die Investoren leicht verwirrt und fast ein wenig ratlos wieder an ihre Handelsbildschirme entlassen.
Erreichen des Inflationsniveaus vor 2016 ist mögliches Szenario
Unwahrscheinlich ist es nicht, dass die Inflation länger auf einem Niveau von 2,5 Prozent verharrt - und dies noch vor einem Rückgang der Arbeitslosenrate auf sieben Prozent. Erstens ist selbst die Bank of England davon überzeugt, dass die Teuerung im Vereinigten Königreich, die im Juni bei 2,9 Prozent lag, kurzfristig weiter bei drei Prozent und in den kommenden zwei Jahren immer noch über zwei Prozent liegen wird. Und zweitens sprechen viele konjunkturelle Indikatoren, die uns in den vergangenen Tagen erreichten, dafür, dass die britische Wirtschaft langsam aber sicher wieder Fahrt aufnimmt. Sollte sich letzteres so fortsetzen und wir in diesen Wochen den Beginn einer stabilen konjunkturellen Erholung Großbritanniens sehen, könnte das sowohl Schwung in den Arbeitsmarkt als auch in die Teuerungsraten bringen. Die Unsicherheit resultiert jetzt genau daraus, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen ist, wo das größere Tempo hineinkommt. Klar ist dabei aber auch, dass eine wirtschaftliche Belebung den Bedarf an geldpolitischer Unterstützung durch die Notenbank reduziert. Wie aber die Finanzmärkte damit klarkommen, „allein laufen zu lernen“, was so viel bedeuten soll, sich ausschließlich auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen zu konzentrieren, dass diskutieren alle Beteiligten spätestens seit dem verbal begonnen Kurswechsel der US-Notenbank sehr ausführlich. Aber das Ergebnis hierbei ist noch offen und mit hohen Schwankungen sowohl an den Aktien- als auch Devisenmärkten verbunden.
Entscheidend ist der Umgang mit dem Thema Inflation
Für mich besteht trotz vieler Parallelen im Handeln der britischen und der amerikanischen Notenbank ein entscheidender Unterschied. Und dieser ist auch verantwortlich dafür, dass das Britische Pfund gestern sehr viel Boden gegenüber dem Greenback gut gemacht hat. Es ist gerade der Umgang mit dem Thema Inflation. Während die Federal Reserve argumentiert, sie würde auch für den Fall, dass es am Arbeitsmarkt in die richtige Richtung geht, aber kein entsprechender Anstieg der Preise damit verbunden ist, weiter auf dem Gaspedal bleiben, hat die Bank of England eher Angst vor einer entsprechend hohen Inflation. Es darf bei dieser Betrachtung natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten mit 1,8 Prozent im Juni unter der Großbritanniens liegt. Aber es ist die Frage, welche Bedeutung diesem Thema in einer Zeit rund um den Globus geöffneter Geldschleusen in den einzelnen Währungsgebieten beigemessen wird. Als extremes Gegenbeispiel, damit aber ganz klar näher an der Haltung der Bank of England, muss hier die Europäische Zentralbank genannt werden. Diese hat aufgrund ihres Mandates als oberstes Ziel die Preisstabilität und wird alles dafür unternehmen, um die Teuerung nicht über zwei Prozent ansteigen zu lassen.
Kurzfristig steigendes Pfund könnte Aufschwung wieder gefährden
Die US-Notenbank ist, nachdem wir mit der Bank of England nun die nächste Notenbank mit einer „Forward Guidance“ erleben, alles in allem weiterhin als die geldpolitisch am lockersten agierende ihrer Zunft zu betrachten. Und solange sich die Anzeichen auf einen Kurswechsel der Federal Reserve nicht verdichten, hat, um nun wieder zum Pfund zurückzukehren, die britische Währung die Nase vorn. Die gestrige Sitzung der Bank of England unterstützt damit ganz klar meine Einschätzung von vor zwei Wochen, in der ich die Pfund-Schwäche vorerst für beendet erklärte. Dass das Britische Pfund jetzt mehr als nur wiedererwacht und damit auch zu alter Stärke, d.h. in diesem Fall zu den alten Hochs aus 2011 bei rund 1,67 GBP/USD zurückfindet, glaube ich allerdings nicht, da die britische Wirtschaft ihre strukturellen Probleme noch längst nicht gelöst hat und von einem stärkeren Pfund und der Erwartung auf eine nicht mehr ganz so lockere Geldpolitik schnell wieder ins Stottern kommen dürfte.
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Das war gestern so gar nicht nach dem Geschmack sowohl der liquiditätsverwöhnten Aktienanleger als auch der vielen Devisenmarktteilnehmer, die aufgrund ihrer hohen Erwartungshaltung an weitere expansive geldpolitische Maßnahmen seitens der Bank of England auf ein schwächeres Pfund spekulierten. Kurz nach Beginn der Pressekonferenz des seit Juli im Amt befindlichen Notenbankchefs Mark Carney war die Welt noch völlig in Ordnung. Bei seinem amerikanischen Pendant Ben Bernanke „in die Schule gegangen“, übernahm Carney die Kopplung niedriger Zinsen an konjunkturelle Rahmendaten, um durch diese nach vorn gerichtete Kommunikationspolitik, die so genannte „Forward Guidance“, den Märkten gewisse Sicherheit über die zukünftige geldpolitische Strategie zu geben.
Das Kleingedruckte in den Garantiebedingungen sorgt für Unsicherheit
Danach sollen die Zinsen solange auf dem historisch niedrigen Niveau von 0,5 Prozent bleiben, bis die Arbeitslosenrate auf der Insel unter sieben Prozent fällt. Aktuell liegt diese bei 7,8 Prozent. Soweit, so gut. Mit gleichzeitigem Blick auf die Prognosen der Bank of England zum britischen Arbeitsmarkt wurde daraus geschlussfolgert, dass frühestens 2016 wieder an der Zinsschraube nach oben gedreht würde. Folgerichtig verlor das Britische Pfund gegenüber dem US-Dollar rund ein Prozent, machte aber knapp über der Marke von 1,52 GBP/USD wieder kehrt und beendete den Tag mit der größten Schwankungsbreite seit drei Jahren fast drei US-Cent höher bei knapp 1,55 GBP/USD. Was war passiert? Es war das kleine Wörtchen „aber“, bzw. die berühmten Ausnahmen von der Regel, oder besser das Kleingedruckte in den Garantiebedingungen. Eine Inflation, die auf Sicht von 18 bis 24 Monaten über 2,5 Prozent liegt oder ein Anstieg der mittelfristigen Inflationserwartungen lassen die gegebene Garantie hinfällig werden. Und damit war das vorrangigste Ziel einer „Forward Guidance“ klar verfehlt. Aus der guten Absicht, Klarheit zu schaffen, wurden die Investoren leicht verwirrt und fast ein wenig ratlos wieder an ihre Handelsbildschirme entlassen.
Erreichen des Inflationsniveaus vor 2016 ist mögliches Szenario
Unwahrscheinlich ist es nicht, dass die Inflation länger auf einem Niveau von 2,5 Prozent verharrt - und dies noch vor einem Rückgang der Arbeitslosenrate auf sieben Prozent. Erstens ist selbst die Bank of England davon überzeugt, dass die Teuerung im Vereinigten Königreich, die im Juni bei 2,9 Prozent lag, kurzfristig weiter bei drei Prozent und in den kommenden zwei Jahren immer noch über zwei Prozent liegen wird. Und zweitens sprechen viele konjunkturelle Indikatoren, die uns in den vergangenen Tagen erreichten, dafür, dass die britische Wirtschaft langsam aber sicher wieder Fahrt aufnimmt. Sollte sich letzteres so fortsetzen und wir in diesen Wochen den Beginn einer stabilen konjunkturellen Erholung Großbritanniens sehen, könnte das sowohl Schwung in den Arbeitsmarkt als auch in die Teuerungsraten bringen. Die Unsicherheit resultiert jetzt genau daraus, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzuschätzen ist, wo das größere Tempo hineinkommt. Klar ist dabei aber auch, dass eine wirtschaftliche Belebung den Bedarf an geldpolitischer Unterstützung durch die Notenbank reduziert. Wie aber die Finanzmärkte damit klarkommen, „allein laufen zu lernen“, was so viel bedeuten soll, sich ausschließlich auf die Gewinnerwartungen der Unternehmen zu konzentrieren, dass diskutieren alle Beteiligten spätestens seit dem verbal begonnen Kurswechsel der US-Notenbank sehr ausführlich. Aber das Ergebnis hierbei ist noch offen und mit hohen Schwankungen sowohl an den Aktien- als auch Devisenmärkten verbunden.
Entscheidend ist der Umgang mit dem Thema Inflation
Für mich besteht trotz vieler Parallelen im Handeln der britischen und der amerikanischen Notenbank ein entscheidender Unterschied. Und dieser ist auch verantwortlich dafür, dass das Britische Pfund gestern sehr viel Boden gegenüber dem Greenback gut gemacht hat. Es ist gerade der Umgang mit dem Thema Inflation. Während die Federal Reserve argumentiert, sie würde auch für den Fall, dass es am Arbeitsmarkt in die richtige Richtung geht, aber kein entsprechender Anstieg der Preise damit verbunden ist, weiter auf dem Gaspedal bleiben, hat die Bank of England eher Angst vor einer entsprechend hohen Inflation. Es darf bei dieser Betrachtung natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass die Inflationsrate in den Vereinigten Staaten mit 1,8 Prozent im Juni unter der Großbritanniens liegt. Aber es ist die Frage, welche Bedeutung diesem Thema in einer Zeit rund um den Globus geöffneter Geldschleusen in den einzelnen Währungsgebieten beigemessen wird. Als extremes Gegenbeispiel, damit aber ganz klar näher an der Haltung der Bank of England, muss hier die Europäische Zentralbank genannt werden. Diese hat aufgrund ihres Mandates als oberstes Ziel die Preisstabilität und wird alles dafür unternehmen, um die Teuerung nicht über zwei Prozent ansteigen zu lassen.
Kurzfristig steigendes Pfund könnte Aufschwung wieder gefährden
Die US-Notenbank ist, nachdem wir mit der Bank of England nun die nächste Notenbank mit einer „Forward Guidance“ erleben, alles in allem weiterhin als die geldpolitisch am lockersten agierende ihrer Zunft zu betrachten. Und solange sich die Anzeichen auf einen Kurswechsel der Federal Reserve nicht verdichten, hat, um nun wieder zum Pfund zurückzukehren, die britische Währung die Nase vorn. Die gestrige Sitzung der Bank of England unterstützt damit ganz klar meine Einschätzung von vor zwei Wochen, in der ich die Pfund-Schwäche vorerst für beendet erklärte. Dass das Britische Pfund jetzt mehr als nur wiedererwacht und damit auch zu alter Stärke, d.h. in diesem Fall zu den alten Hochs aus 2011 bei rund 1,67 GBP/USD zurückfindet, glaube ich allerdings nicht, da die britische Wirtschaft ihre strukturellen Probleme noch längst nicht gelöst hat und von einem stärkeren Pfund und der Erwartung auf eine nicht mehr ganz so lockere Geldpolitik schnell wieder ins Stottern kommen dürfte.
