Schon wieder wurden die Märkte von Meldungen aus der Ukraine erschüttert. Bereits am 15. August waren DAX & Co. in Folge von Nachrichten aus dem Krisengebiet eingebrochen (siehe folgender Chart). Am Donnerstag fielen die Verluste zwar geringer aus, doch es zeigt sich, dass die aktuellen Aufwärtsbewegungen auf tönernen Füßen stehen.
Russische Invasion?
Dieses Mal sorgten sich die Anleger um den Vorwurf des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, Russland sei in die Ukraine einmarschiert. Die Nato soll zudem neue Satellitenbilder vorlegen können, die belegen, dass russische Truppen im Osten der Ukraine aktiv sind.
Ukraine-Krise belastet Aktienmärkte in Europa
Die Ukraine-Krise hat einen Einfluss auf die Kursentwicklung der Aktienmärkte in ganz Europa. Nicht ohne Grund laufen schon seit einigen Wochen die europäischen Aktien schlechter als ihre Pendants in den USA.
Geld ist scheu wie ein Reh, sagt man. Gerade institutionelle Anleger aus aller Welt werden wegen der Krise ihre Positionen in Europa reduziert und dieses Geld in den USA angelegt haben. Über entsprechende Kapitalflüsse schrieben wir bereits vor einer Woche („Weil insbesondere die US-Indizes bislang nur wenig korrigiert haben, was durchaus Kapitalflüssen von Europa in die USA geschuldet sein kann,…“). Doch die Probleme um den Osten der Ukraine sind nicht der Hauptgrund für die Outperformance der US-Indizes.
Unterschiedlicher Konjunkturverlauf spiegelt sich in den Kursen wider
Der eigentliche Grund liegt in der unterschiedlichen Geldpolitik der Währungsräume, die wiederum das Ergebnis der verschiedenen Konjunkturaussichten sind. Während die wirtschaftliche Erholung in Europa schleppend verläuft und wohl durch die Russland-Sanktionen noch zusätzlich belastet wird, nimmt die US-Wirtschaft klar an Fahrt auf. Entsprechend befindet sich die US-Notenbank Fed in einem Prozess, der die ehemals extrem expansive Geldpolitik langsam zurückführt, und die EZB gleichzeitig auf einem Pfad der Ausweitung ihrer bereits sehr lockeren Geldpolitik.
USA oder Europa – Beide Märkte haben Recht!
Wirtschaftsentwicklung und Geldpolitik führ(t)en dazu, dass der Euro zum Dollar fällt und die US-Indizes besser laufen als die Aktien in Europa. Entsprechend lautet die Antwort auf die Frage von vor einer Woche („USA oder Europa - Welcher Markt hat Recht?“), dass sowohl die Märkte in den USA als auch die in Europa Recht haben bzw. die unterschiedliche Entwicklung fundamentale und logische Ursachen hat. Natürlich war die Frage nach dem „Wer hat Recht“ eher rhetorischer Natur. Die Märkte haben immer Recht!
Wenn alle Faktoren zusammen kommen…
Allerdings weiß man nicht erst seit Ende Juli von den konjunkturell und geldpolitisch differenten Entwicklungen. Und so muss man wohl feststellen, dass diese lediglich den Grundstein dafür gelegt haben, dass die Saisonalität und die Ukraine-Krise zu einem Auseinanderdriften der Schere zwischen US-amerikanischen und europäischen Aktienmärkten führen konnten. Ohne die zeitlichen (Saisonalität) und geopolitischen (Ukraine) Effekte wäre der DAX den US-Indizes vielleicht einfach weiter brav gefolgt.
Geringes Handelsvolumen stellt Aufwärtsbewegung in Frage
Unabhängig davon stellt das geringe Handelsvolumen die Nachhaltigkeit der jüngsten Kursanstiege an den Aktienmärkten in Frage. Dies ist nicht ungewöhnlich für die Sommermonate. Und nicht selten kommt es vor, dass die Aktienkurse ab September unter höheren Umsätzen korrigieren, wenn alle Börsianer aus dem Urlaub zurückgekehrt sind – Stichwort: Saisonalität – wir berichteten! Entsprechend gehen wir unverändert davon aus, dass es auch in den USA aufgrund der saisonal schwachen Phase im September und Oktober noch zu einer stärkeren Korrektur kommen wird.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: Geldanlage-Brief, Ausgabe vom 31.08.2014, Autor: Sven Weisenhaus)
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