■ Teure Auktion Italiens schürt EUR-Sorgen – Rufe nach Eurobonds – EUR/USD bei 1,30
■ SNB belässt EUR/CHF-Untergrenze bei 1,20; auch sonst keine Anpassungen
Marktkommentar
War im Vorfeld des EU-Gipfels in der vergangenen Woche noch von der großen Lösung der Schuldenkrise geträumt worden, sind jetzt alle wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Die beschlossenen Maßnahmen sind sinnvoll, aber vor allem langfristig ausgerichtet. Die Umsetzung
wird zäh und auf Unterstützung von außerhalb Europas sollte man nicht setzen. Zudem wird die Zerstrittenheit innerhalb der EU offensichtlich. Angesichts dieser unbehaglichen Aussichten werden die Rufe nach drastischen und kurzfristig wirksamen Ansätzen – vor allem Eurobonds – wieder lauter. Der Widerstand der Bundesregierung dagegen steht aber, genau wie der der Bundesbank gegen eine massive Ausweitung der Anleihekäufe der EZB. Die zunehmenden Spannungen sind auch am Devisenmarkt offensichtlich. Die Gemeinschaftswährung verliert gegenüber den unbeschränkten Hauptwährungen an Boden – EUR/USD rutschte gestern unter 1,30. Ein Auslöser für den gestrigen Rutsch war die Zurückhaltung der Investoren bei der italienischen Staatsanleiheauktion.
Das Schatzamt musste eine Rendite von 6,47% bieten um die Titel zu platzieren, das sind rund 18 bp mehr als vor einem Monat. Kurzfristig kritisch sind die hohen Renditen allein aber nicht, sie werden erst bedrohlich, wenn sie sich längere Zeit halten und damit die durchschnittlichen
Kapitalkosten auf die insgesamt ausstehenden italienischen Bonds kräftig steigen. Los werden die Italiener ihre Anleihen ja. Mit stattlichen Renditen und der Unterstützung durch Ankäufe der EZB können augenscheinlich immer noch ausreichend Interessenten gelockt werden. Das dürfte auch für die heute anstehenden Aufstockungen Spaniens gelten, die sich auf bis zu 3,5 Mrd. EUR summieren sollen. Ansonsten stehen haufenweise Konjunkturdaten aus der Eurozone und den USA auf der Agenda, die von den Sorgen um die Eurozone etwas ablenken könnten. Im frühen Handel kann EUR/USD denn auch etwas zulegen, größere Avancen sind auch wegen der drohenden Rating-Downgrades für die Staaten der Währungsunion aber unwahrscheinlich.
Auch in Japan hat sich die Stimmung eingetrübt. Der Tankan Bericht für die großen Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes fiel mit -4 nach +2 deutlicher zurück als erwartet. Das Niveau ist wenig Besorgnis erregend, aber der Ende 2010 beginnende Abwärtstrend setzt sich fort. USD/JPY
zeigt sich weitgehend unbeeindruckt und hält sich knapp oberhalb der 78.
Die SNB hat es nicht getan! Seit der Einführung der Untergrenze für das Austauschverhältnis EUR/CHF bei 1,20 hält sie die Spekulation um eine mögliche Anhebung am köcheln. Angesichts der schwächelnden Konjunktur, negativer Teuerungsraten und einem nach wie vor überbewerteten CHF war ein solcher Schritt im Vorfeld der heutigen Ratssitzung eifrig diskutiert worden. Zwar behält sich die Nationalbank weitere Maßnahmen vor, sollten die deflationären Risiken es erfordern, vorerst unternimmt sie aber gar nichts. Gleichwohl hat sie ihre Prognosen gesenkt. Für 2012 wird nur noch ein BIP-Wachstum von 0,5% erwartet, nach 1,5% bis 2% im laufenden Jahr. Die Preisentwicklung dürfte im nächsten Jahr leicht negativ sein, in 2013 aber wieder knapp im positiven Bereich liegen. Grundlage dieser Projektionen sind ein LIBOR-Satz von 0% und eine Abschwächung
des Franken. Auch durch diese Aussage dürften die Spekulationen am Leben gehalten werden, dass die Untergrenze noch nach oben verschoben wird. Die SNB tut gut daran, denn diese erleichtern es ja auch enorm die Marke zu verteidigen. Der aus der Verkündung resultierende Rückschlag von EUR/CHF unter 1,23 spiegelt die enttäuschten Markterwartungen.
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