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Die Ölpreise sind gestiegen, aber was hält die US-Produktion im Keller?

Veröffentlicht am 26.03.2021, 07:07
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Die Ölpreise liegen seit Anfang Februar deutlich über 55 USD pro Barrel (sowohl für Brent als auch für WTI), und die Händler sollten sich fragen, warum wir keine Produktionserhöhungen durch die amerikanische Ölindustrie beobachten können.

Tatsächlich scheinen beide Rohöl-Benchmarks jetzt sicher im Bereich von 60 USD zu liegen, wobei Brent kürzlich für einen Moment über 70 USD ausgeschlagen ist und WTI etwas darunter liegt.

In den letzten Jahren hätte dieses Preisniveau die US-Ölförderung steigen lassen, insbesondere in den Schieferfeldern. Warum sehen wir das jetzt nicht?

Laut EIA liegt die US-Ölproduktion im Mittel bei etwa 10,9 Millionen bpd und befindet sich seit einiger Zeit in diesem Bereich. Die Produktion hat sich gegenüber dem Wert von 9,7 Mio. bpd im letzten August erhöht, aber sie liegt immer noch unter der durchschnittlichen Produktion von 13,1 Mio. bpd, die wir letztes Jahr um diese Zeit gesehen haben. Die Anzahl der Bohrplattformen in den USA stieg letzte Woche um 9 und blieb damit im Bereich von 300-318, in dem sie sich seit Januar befindet. Selbst unter der Annahme von Produktivitätserhöhungen werden die Schieferölproduzenten wahrscheinlich die Bohrrate erhöhen müssen, um die Produktion auch nur stabil zu halten.

Aufgrund der jüngsten Erfahrungen sollten wir jedoch erwarten, dass die Schieferölunternehmen die Bohrtätigkeit ausbauen und die Produktion zu diesen Rohölpreisen steigern. Viele Schieferfirmen scheinen jedoch keine Pläne zu haben, in diesem Jahr zu expandieren. Die Energieumfrage der Federal Reserve Bank von Dallas vom ersten Quartal bietet Einblicke in die aktuellen Strategien der Schieferölunternehmen.

Die Umfragedaten wurden vom 10. bis 18. März ermittelt. 155 Energieunternehmen beteiligten sich an der Studie, darunter 104 Explorations- und Produktionsunternehmen und 51 Ölfelddienstleister. Den Befragten nach liegt der durchschnittliche Preis zur Deckung der Betriebskosten derzeit zwischen 17 und 34 US-Dollar pro Barrel (je nach Region). Die Unternehmen gaben an, einen Durchschnittspreis von 52 USD pro Barrel zu benötigen, damit sich neue Bohrungen lohnen. Von den Unternehmen könnten 80% gewinnbringend neue Bohrlöcher zum oder unter dem Spotpreis vom 19. März (61 USD pro Barrel) für WTI bohren. Daher sollten die derzeit höheren Preise Anreize für einen Ausbau der Produktion schaffen.

Aber die Umfrage lieferte hier eine Überraschung. Die Zahl der Unternehmen, die in diesem Jahr ihre Geschäftstätigkeit ausbauen wollen, ist trotz der gestiegenen Ölpreise nicht hoch. 53% der Führungskräfte berichtet, dass sie nicht vorhaben, in 2021 neue Mitarbeiter einzustellen. 34% rechnen für dieses Jahr damit, ihre Mitarbeiterzahl nur geringfügig zu erhöhen.

In Zeiten vor der Pandemie hätten die US-Ölproduzenten die Produktion schnell hochgefahren und alle möglichen Gewinnchancen ausgenutzt. Aber jetzt zögern sie.

Hier sind einige Gründe, warum die Produzenten die Produktion möglicherweise nicht hochfahren:

1. Branchenkonsolidierung: Als die Ölpreise im letzten Jahr sanken, gingen viele kleinere, weniger profitable Produzenten bankrott oder verkauften ihre Vermögenswerte an größere Produzenten. Die Branche hat in den letzten Jahren mehrere Konsolidierungswellen durchlaufen, im vergangenen Frühjahr stellten jedoch mehrere kleinere und schwächere Unternehmen den Betrieb ein. Die verbleibenden Unternehmen sind größer, besser kapitalisiert und sehen keinen Grund sich zu beeilen, die Produktion sofort wieder hochzufahren. Sie machen sich keine Sorgen um die Konkurrenz durch kleinere Unternehmen, sie brauchen die Einnahmen nicht sofort und sie möchten lieber abwarten, was passiert.

2. Finanzierungsschwierigkeiten: Selbst wenn die Erschließung neuer Ölquellen zu aktuellen Preisen für die Produzenten rentabel ist, bindet sie dennoch liquide Mittel. Banken können aus verschiedenen Gründen, zu denen auch die neue Administration im Weißen Haus zählt, zögern, den Ölfirmen Geld für neue Projekte zu leihen. Die Banken sind vorsichtig wegen der generellen Einschätzung, dass Bidens Team eine Politik gegen die Industrie befürwortet und zudem befürchtet wird, dass Saudi-Arabien den Ölmarkt wie im vergangenen Frühjahr erneut zum Absturz bringen könnte.

3. Pessimistische Prognose: Nach Angaben der Dallas Fed Umfrage sehen die meisten Unternehmen die Ölpreisentwicklung eher pessimistisch. Von den Befragten erwarten 56%, dass der Preis für WTI bis Ende Dezember 2021 zwischen 50 und 62 USD liegen wird. 25% rechnen damit, dass WTI bis dahin zwischen 62 und 68 USD kosten wird. Die meisten Unternehmen gehen also davon aus, dass die Rohölpreise niedriger sein werden als zum Zeitpunkt der Umfrage Mitte März. Unternehmen zögern neue Bohrungen durchzuführen, wenn sie erwarten, dass WTI eher billiger als teurer wird.

4. Staatliche Regulierung: Das Moratorium der Biden-Regierung für neue Öl- und Gas-Pachtverträge auf Staatsland ist derzeit kein wesentlicher Produktionsfaktor (da es keine Auswirkungen auf bestehende Bohrlöcher hat). Es ist aber klar, dass die Unternehmen sich bereits Sorgen machen, wie sie in der Zukunft die Produktion ausbauen können. 58% der Führungskräfte berichtet, dass sie befürchten, dass "eine verstärkte Bundesregulierung ihr Geschäft unrentabel machen wird". Diese Bedenken spiegeln sich in den Kommentaren vieler Führungskräfte wieder. Bei einem derart pessimistischen Ausblick ist es nicht verwunderlich, dass Unternehmen zögern, jetzt viel Geld auszugeben. Das hält die Anzahl der Bohrinseln niedrig und bedeutet, dass die Steigerung der Produktion bestenfalls gedämpft ausfallen wird, es sei denn die Stimmung ändert sich.

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