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Etwas Nüchternheit an Märkten - Fed "Beige Book" - UK schmiert ab!

Veröffentlicht am 22.10.2020, 10:52
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Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1843 (06:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1839 im fernöstlichen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,71. In der Folge notiert EUR-JPY bei 124,00. EUR-CHF oszilliert bei 1,0738. 

Widerwillig stellen sich die Finanzmärkte den aktuell belastenden Daten und Entwicklungen. Risikoaversion sieht anders aus. Bisher ist es bestenfalls eine kleine Portion Nüchternheit.

Der Blick geht nervös Richtung USA mit der Fragestellung, wann das nächste konsumtive Hilfspaket in einem Volumen von 9% - 10% des US-BIP kommt, ohne Fragen zur Nachhaltigkeit zu stellen. Die nächste Party ist wichtig, nicht der Gesundheitszustand des Partyausrichters und der Gäste. Das wirft Fragen über den Geisteszustand an den Märkten auf. Es wird nicht hinterfragt, ob es sich um ein strukturelles US-Problem handelt. Genau das ist es. Mir ist bewusst, dass diese Einlassung nicht politisch korrekt war. Sie ist aber in der Sache unbestechlich.

Es wird spannend, ob bei einer Verschärfung der Corona-Lage und in der Folge der globalen Konjunkturlage als auch potenziellen Ungemachs bei den US-Wahlen erneut Investoren durch USD-Käufe in das Epizentrum des Problems investieren wollen oder lieber Währungen ohne Fehl und Tadel (Gold/Silber) akkumulieren?  

Gold und Silber haben in den ersten 10 1/2 Monaten 2020 kein öffentliches Haushaltsdefizit in Höhe von circa 20% des BIP angehäuft. Auch reüssieren sie nicht mit den höchsten Handelsbilanzdefiziten seit Jahren (
Gold und Silber sind knapp und friedlich zinslos, ergo ethisch sauber und nachhaltig (EZB)! 

Nein, Gold und Silber sind wirklich "out" (Stilmittel Ironie).

Fed "Beige Book"

Die Erholung der US-Wirtschaft hätte sich laut den Berichten aus den regionalen Federal Reserve Bezirken in der jüngsten Vergangenheit langsam fortgesetzt. Der private Konsum und der Immobilienmarkt setzten positive Akzente. Es gebe große Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen und ein beträchtliches Ausmaß an Unsicherheit.

Damit lieferte die US-Notenbank einen positiven Grundton auf quantitativer Basis. Die Erwähnung des Begriffs "Unsicherheit" kann neben der Fokussierung auf offensichtliche Risiken als diffuser Hinweis auf die qualitativen Mängel der US-Wirtschaft verstanden werden (Struktur/Aristoteles).

Fed-Direktorin (Board of Governors) Lael Brainard sagte, dass trotz fortschreitender Erholung die US-Wirtschaft weiter auf Hilfe der Fed und vor allem der Politik angewiesen sei. 

Wir sagen, das war sie seit 2008/2009, denn seitdem gab es kein selbstragendes US-Wachstum (anders als in der Eurozone ab 2014/2015 dank Reformen)!

Sie warnte den US-Kongress, dass ein Ausbleiben eines neuen Hilfspakets das größte Risiko für den Wirtschaftsausblick darstelle. 

Wir erheben keinen Widerspruch.

Die Federal Reserve sei unverändert bereit, ihren Teil zur Erholung der Wirtschaft durch eine konjunkturstimulierende Politik zu leisten. Gemeinsam mit der Politik gelte es, den Aufschwung auf eine breitere Basis zu stellen. Bislang sei er an vielen Haushalten und Firmen vorbeigegangen. Falls die staatlichen Konjunkturhilfen zu frühzeitig abgebaut würden, drohten sich rezessionäre Tendenzen zu verfestigen. 

Was sie sagt, ist richtig im Hinblick auf die Aufrechterhaltung der Konjunktur unter quantitativen Aspekten. Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Das Thema Qualität, das für Nachhaltigkeit elementar ist, wird nicht betrachtet. "Food for thought!"


UK schmiert ab!

Das UK reüssierte in diesem Jahr mit einem historischen Einbruch der Ökonomie. Auch im europäischen Vergleich war und ist das Bild prekär. Neben der Corona-Problematik, wo das UK ähnlich umfangreich versagte wie die USA, belastet der beschlossene und vollzogene Brexit.

Als Konsequenz dieser Schwäche stellte sich im ersten Halbjahr 2020 die Kreditaufnahme auf 208,5 Milliarden Pfund. Das entspricht circa 228 Milliarden Euro (Quelle Nationales Statistikamt). 

Infolge dieser Entwicklung stieg die Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand über die Marke von zwei Billionen Pfund. Das entspricht 103,5% des BIP. Hier wurde der höchste Wert seit 1960 markiert. 

Das Forschungsinstitut Office for Budget Responsibility geht davon aus, dass die Kreditaufnahme im Gesamtjahr einen Rekordwert von 372 Milliarden Pfund erreichen wird. Die Neuverschuldung würde 18,9% des BIP entsprechen (höchster Wert seit dem 2. Weltkrieg). 

Die Situation ist prekär und das Pfund hat nicht den Status der Weltleitwährung …


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Auf globaler Ebene ex China und Teilen Asiens zeichnet sich eine konjunkturelle Eintrübung ab. Messbar ist das an Indices, die die aktuelle Lage und zukünftige Entwicklung abbilden (z.B. Verbrauchervertrauen, PMIs). 

Die Korrelation zu der verschärften Corona-Lage hinsichtlich der Zahl der positiv getesteten Personen und der damit einhergehenden Einschränkungen für Gesellschaft und Politik ist ausgeprägt. 

Hinsichtlich der Tatsache, dass die kritische Zeit der Grippesaison gerade erst beginnt, die auch die Verbreitung von Covid-19 begünstigt, verdunkeln sich die Voraussetzungen für die globale Konjunkturlage auf Sicht der kommenden Monate.

Die bis Anfang dieser Woche ausgeprägte Risikofreude an Finanzmärkten trotz der sukzessiven Verschärfung der Corona-Lage als auch das Ausblenden der mit der US-Wahl einhergehenden Risiken für die USA und den Rest der Welt weicht in ersten Ansätzen einer realeren Diskontierung an den Finanzmärkten.


Eurozone: Das Bild trübt sich ein

In Belgien sank der Index des Verbrauchervertrauens per Oktober von -16 auf -17 Punkte.

In den Niederlanden fiel der Index des Verbrauchervertrauens per Berichtsmonat Oktober von zuvor -28 auf -30 Zähler.

Die Ausgaben der Verbraucher gingen per August (fehlende zeitliche Nähe) im Jahresvergleich um 5,8% nach zuvor -6,4% (revidiert von -6,2%) zurück. Der deutsche GfK-Konsumklimaindex verzeichnete per Berichtsmonat November einen Rückgang von -1,7 auf -3,1 Punkte (Prognose -2,8).

In Frankreich sank der Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe per Oktober von zuvor 94 (revidiert von 96) auf 93 Punkte (Prognose 96). Der Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft ging von 92 auf 90 Zähler zurück.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.  

Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer 
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH

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