Notenbanken sind keine Spielverderber – US-Fed wird sich zuerst bewegen

Veröffentlicht am 02.08.2013, 16:52
Warum sich bald die Wege trennen und der Dollar davon profitieren wird

Während gefühlt die Hälfte aller Investoren die Sommerferien genießen, wollten auch die Notenbanken die durch das endlich gute Wetter auch hierzulande gestiegene Sommerlaune nicht verderben. Konkrete Maßnahmen hatte ich auch nicht erwartet, aber auch die verbale Kurs-Kosmetik hielt sich bei den beiden wichtigsten Akteuren, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank (Fed), in Grenzen. Und dennoch gab es den einen oder anderen Zwischenton, den es sich lohnt zu besprechen. Denn für den Ausgang des oft von mir an dieser Stelle beschriebenen Wettlaufs um die schwächste Währung ist es in einer Zeit eines scheinbar gemeinsamen Weges der wichtigsten Notenbanken nicht entscheidend, wer sich bewegt (...denn das tun alle irgendwann!), sondern vielmehr, wer sich als erster bewegt. Das entscheidet über die jeweiligen Zinsen, damit über die Kapitalströme und damit am Ende über die Wechselkurse.

Draghis Versprechen niedriger Zinsen bis 2014 ist nur die halbe Wahrheit
Dass EZB-Präsident Mario Draghi den Journalisten heute in die Feder diktierte, dass die Zinsen auch im Jahr 2014 tief bleiben werden, dürfte die wenigsten von ihnen überrascht haben. Es hat dem Euro deshalb auch nur ganz kurz schaden können. Eine Zinserhöhung für den Euroraum erwarte ich erst im späteren Verlauf des Jahres 2015. Zumal halte ich eine weitere vorherige Senkung vom derzeitigen Niveau vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Situation der Eurozone dagegen in den nächsten Monaten für nicht ausgeschlossen. Auch wenn sich nach dem gestrigen Statement der US-Notenbank der mögliche Termin einer Reduzierung der Anleihekäufe etwas nach hinten verschoben hat, ist die zwischenzeitliche Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar nichts wert, wenn sich der zeitliche Horizont einer solchen Zinswende in der Eurozone weiter nach hinten verschiebt.

Aus der Schuldenkrise ist längst eine wirtschaftliche Krise geworden
Heute wurden auch die Einkaufsmanagerindizes der meisten europäischen Länder veröffentlicht. Auffallend schlecht ist mal wieder Frankreich mit gerade einmal 49,7 Punkten, also weiterhin unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten. Dabei geht es bei Frankreich nicht vorrangig um die Schuldenproblematik, sondern es zeigt einmal mehr, dass wir in der Eurozone nicht nur über eine Schuldenkrise, sondern vielmehr über eine wirtschaftliche Krise sprechen müssen. Aus dieser nun schon mehrere Quartale dauernden Rezession herauszukommen, wird vor dem Hintergrund des Sparzwanges vor allem in den südlichen Ländern der Eurozone noch sehr lange Zeit in Anspruch nehmen. Kein Umfeld also für eine Europäische Zentralbank, um über wieder steigende Zinsen nachzudenken. Im Gegenteil: Es wird nur eine Frage der Zeit sein, wann sie den Koffer mit weiteren Maßnahmen wie einer nochmaligen Senkung der Mindestreservesätze oder Sicherheitsanforderungen bei Kreditverbriefungen öffnen muss, aber auch ihre Überlegungen zu negativen Einlagezinsen in die Tat umsetzen muss.

Zeitpunkt für Kurswechsel der US-Notenbank nach hinten verschoben
Zwei Dinge stehen für mich ganz klar fest: Erstens bleibt die Geldpolitik sowohl in den USA, der Eurozone, Großbritannien und Japan weiterhin sehr locker, was durch auf dem aktuellen Niveau oder auch noch tieferen Zinsen über das Jahresende 2014 hinaus gegeben sein wird. Zweitens wird wie auch schon in der Vergangenheit die US-Notenbank den Ton angeben und als erste einen Kurswechsel einläuten, auch wenn das Statement nach der gestrigen Sitzung der Federal Reserve den Termin eines solchen ersten Schrittes, der Reduzierung der monatlichen Anleihekäufe, nicht gerade nach vorne verschoben hat. Die Schwäche des US-Dollars im Anschluss an die Veröffentlichung war auf den Umstand zurückzuführen, dass einige der Marktteilnehmer, die bislang noch den September als möglichen Termin auf dem Zettel hatten, nun davon abgerückt sind. Der noch im Juni spürbare Optimismus der Fed über die Konjunkturentwicklung im zweiten Quartal hat etwas nachgelassen. Die US-Wirtschaft sei nur noch mäßig statt wie vorher moderat gewachsen, hieß es im Protokoll. Die Währungshüter betonten verstärkt die sehr niedrige Inflation. Damit wird klar, neben der wirtschaftlichen Entwicklung ist die Fed auch ganz klar an einer Preissteigerung in dem von ihr anvisierten Ziel um die zwei Prozent interessiert und wird ihre Entscheidungen auch davon abhängig machen. Da weit und breit keine Inflation in Sicht scheint, bleibt für mich der Dezember der früheste Zeitpunkt, zu dem die Fed ihr monatliches Anleihekaufvolumen von 85 auf dann 60 oder 65 Milliarden US-Dollar zurückfährt.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass sich durch die Notenbank-Sitzungen in dieser Woche wie zu erwarten war, nicht viel neue Erkenntnisse gewinnen lassen. Die Karten werden im September wieder neu gemischt. Dann wird es darauf ankommen, wer im Wettlauf um die schwächste Währung wie viel Boden auf seine Verfolger gut machen kann oder auch muss. Während die Fed ihr Tempo verringert, werden sie die Verfolger aus Frankfurt, London und Japan überholen müssen, was den Dollar stärken und im Gegenzug die anderen Währungen schwächen wird. Auf Jahressicht wird der Euro wieder unter die Marke von 1,30 zum US-Dollar fallen, an dieser Einschätzung halte ich weiterhin fest.


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