(DailyFX.de) – Es ist soweit: das letzte wirklich marktbewegende und spannende Event des Jahres steht auf der Agenda, die FED-Sitzung.
Nicht nur, dass es die letzte FED-Pressekonferenz unter dem Vorsitz von FED-Chairman Bernanke ist, bevor dieser durch Janet Yellen abgelöst wird. Zudem erwartet die gesamte Welt ein klares Statement zum Taper, der Reduktion der Anleiheaufkäufe im Gegenwert von 85 Mrd. USD / Monat.
Ausgehend von den letzten US-Arbeitsmarktdaten und der Ausgabe einer Arbeitslosenquote von 7,0% für den Monat November wurden die Stimmen nach einer Reduktion von QE im Dezember immer lauter. Ausgehend von den erneut in Richtung Jahreshochs ziehenden Zinsen 10-jähriger US-Treasuries, erwarten offensichtlich auch die Anleihemärkte einen solchen Schritt.
Doch trotz all dieser „Hysterie“, bin ich davon überzeugt, dass die FED die Marktteilnehmer „enttäuschen“ wird. Es wird keinen Taper geben. Meine Begründung, wenn auch banal anmutend, wiegt wohl weit schwerer als jede Arbeitslosenquote und generell sich aufhellende US-Konjunkturdaten: der Zeitpunkt ist einfach suboptimal!
Wer im September auf der letzten FED-PK genau hinhörte, wird sich eventuell dunkel erinnern, dass ein Grund des Non-Tapers der FED damals war, dass man selbst seitens der FED überrascht über die stark anziehenden US-Zinsen in solch einem kurzen Zeitraum war.Ausgehend von den Jahrestiefs im Mai zogen die Zinsen 10-jähriger US-Treasuries bis Anfang September um 87% von 1,6% auf fast 3,00% an.
Die Aussicht auf starke Schwankungen an den Aktienmärkten war mit einer der Gründe, warum die FED nicht taperte.
Sechs Tage vor dem Heiligabend, ausgehend von einem historisch immer von niedrigen Handelsumsätzen begleiteten Börsenmonat, dem Dezember, stellt sich eine, fast schon rhetorische, Frage: warum sollten die starken Schwankungen jetzt weniger werden?
Ein kleiner, kippender Dominostein wäre in der Lage den Markt stark durchzurütteln, wesentlich stärker, als dies im September der Fall gewesen wäre.
Zu dieser Einschätzung, dass es heute keinen Taper geben wird, kommt auch die Seite Marketwatch.com Hiernach sieht die breite Masse der befragten Analysten einen Taper entweder im Januar oder März 2014:
Quelle: MarketWatch
Ausgehend von dieser Einschätzung lassen sich drei Szenarien zeichnen, welche sich in einem Fall nur durch die gewählte Rhetorik unterscheiden. Wir wollen diese einzelnen Szenarien in Relation zur erwarteten Reaktion im EUR/USD setzen.
1. Es wird keinen Taper geben, die FED stellt in Aussicht, dass man ausgehend von den kommenden US-Konjunkturdaten (besonders vom Arbeitsmarkt) im Zeitraum Januar – März erste Reduktionen anstößt (pink)
Dieses Szenario wäre das vom Markt größtenteils vermutlich eingepreiste. Kurzfristig bekämen wir eventuell einen bullishen USD-Impuls zu sehen. Doch allein die Tatsache, dass dieser Ausgang vom Markt bereits gespielt wird und der Euro / die EZB sich hier geldpoliisch relativ restriktiv zeigt („Tapering ist kein Tightening“) macht die Option zum Jahresschluss neue Jahreshochs im EUR/USD zu sehen frei.
2. Es wird keinen Taper geben, die FED kommuniziert, dass es in H1 2014 keinen Taper geben wird, frühestens in der zweiten Hälfte 2014 (blau)
Das mit Abstand bullishte Szenario im EUR/USD. Ein sofortiger Antieg über das Jahreshoch bei 1,3830 ist zu erwarten. Ein Test der 1,40er Marke noch in dieser Woche, spätetsens bis zum Jahresschluss ist höchstwahrscheinlich.
3. Es gibt einen Taper (Größenordnung 5-10 Milliarden USD), die FED kommuniziert einen klaren Exit-Plan aus QE für die kommenden Notenbanksitzungen (türkis)
Das definitiv bullishste US-Dollar-Szenario, neue Jahreshochs im EUR/USD zum Jahresschluss sind unwahrscheinlich.
Ein Verkauf des EUR/USD in den Bereich um 1,3600 ist denkbar, ein Bruch der 1,3520 / 3500er Region erachte ich jedoch als unwahrscheinlich.
Während der USD zum JPY über die 104er Marke schießen und die 105,50er Region attackieren sollte, könnte ich mir eine solide Performance des Euro zum USD vorstellen.
Wie oben bereits erwähnt ist Tapering kein Tightening. Das bedeutet, dass auch in diesem Fall, wenn auch mit Verzögerung, der EUR/USD sich mindestens in Richtung Jahreshochs 2013 um 1,3830 und darüber aufmachen sollte.
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Analyse geschrieben von Jens Klatt, Chefanalyst von DailyFX.de