von Robert Zach
Investing.com - Am letzten Handelstag vor dem Rollover-Termin kollabiert der Mai-Kontrakt für die US-Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) um mehr als 38 Prozent auf ein Kontrakttief von 11,20 Dollar je Barrel. Ein Fass US-Leichtöl zur Juni-Lieferung im verbilligte sich um 11,63 Prozent auf 22,12 Dollar. Die Nordseesorte Brent zum gleichen Liefertermin sank um 6,3 Prozent auf 26,36 Dollar je Barrel.
Grund für den raschen Preisverfall ist die Furcht der Ölhändler vor einem langfristigen Nachfrageeinbruch im Zuge der Coronavirus-Pandemie sowie der Preiskrieg der Saudis mit Russland. Zwar haben sich die beiden Seiten im Kreise der Opec+ mittlerweile auf eine Produktionskürzung um 10 Millionen Barrel pro Tag für Mai und Juni geeinigt - das entspricht allerdings nur rund zehn Prozent der weltweiten täglichen Rohölproduktion.
Laut der IEA dürfte die Nachfrage jedoch im April im Vergleich zum Vorjahr allein um 29 Millionen Barrel täglich zurückgehen. Hinzu kommt, dass die Öllager auf der ganzen Welt gut gefüllt sind, was die Nachfrage zusätzlich dämpft.
"Die Terminkurven zeigen, dass wir im Moment ein großes Problem in Sachen Öllagerung haben", sagte Bjarne Schieldrop, Rohstoffökonom bei SEB, gegenüber CNBC.
In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Problem der Lagerkapazität "rasch von der Bildfläche verschwinden", da die Ölnachfrage voraussichtlich stark anziehen wird, während die Lagerbestände stark zurückgehen werden. "Aus diesem Grund hält sich der durchschnittliche Ölpreis der Sorte Brent für 2021 mit 40 Dollar pro Barrel recht stabil", fügte Schieldrop hinzu.
Hoffnung macht auch die Tatsache, dass die Zahl der aktiven US-Ölbohrungen, die regelmäßig vom US-Dienstleister Baker Hughes erhoben wird, deutlich zurückgeht. Sie sank 66 auf 438 aktive Ölbohrungen in den USA. Dies war der größte wöchentliche Rückgang seit Februar 2015. Die Gesamtzahl der aktiven US-Ölbohranlagen ist im letzten Monat um mehr als 35 Prozent zurückgegangen, was die Auswirkungen des derzeit niedrigen Ölpreises auf die Bohraktivitäten verdeutlicht. "Diese Verlangsamung wird sich in den kommenden Monaten in einer geringeren Produktion niederschlagen", so die ING in einer Morgennotiz.
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