* Franken-Anbindung an Euro stützt Börsen nur kurz
* Finanzwerte bleiben besonders unter Druck
* Zweifel an Umsatzbringer macht Bayer zu schaffen (neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 06. Sep (Reuters) - Den europäischen Aktienmärkten ist derzeit nicht zu helfen: Die Anbindung des Schweizer Franken an den Euro wurde in Zürich zwar mit einem Kursfeuerwerk gefeiert, konnte die Anlager jedoch nicht an die Börsen in Frankfurt, Paris, Madrid oder Mailand locken. Der Dax fiel um ein Prozent auf 5193,97 Punkte, nachdem er am Vortag schon gut fünf Prozent eingebüßt hatte. Der französische CAC40 und der EuroStoxx verloren jeweils mehr als ein Prozent. Vor allem Finanztitel mussten erneut herbe Kursverluste einstecken. Commerzbank-Chef Martin Blessing beschrieb das Umfeld für Banken als nicht berauschend - die Aktien seines Hauses fielen zeitweise auf ein Rekordtief von nur noch 1,73 Euro.
Auch in Amerika sanken die großen Indizes um rund zwei Prozent, obwohl der Einkaufsmanagerindex der US-Dienstleister unerwartet anstieg. Ein großer Kurssturz wie am Montag in Europa blieb der Wall Street, die zum Wochenstart wegen des Labor-Day-Feiertages geschlossen hatte, jedoch erspart. Noch besser war die Stimmung jedoch in Zürich. Hier trauten sich die Anleger wieder verstärkt an den Aktienmarkt, da die durch den hohen Franken gebeutelte Exportindustrie des Landes nach der Entscheidung der Schweizer Nationalbank (SNB) wieder neue Hoffnung schöpft. Der Schweizer Leitindex SMI schloss gegen den Trend mit einem Plus von 4,4 Prozent.
Den Aktien in Europa gab die Entscheidung der Schweizer Notenbank, den Franken an den Euro zukoppeln, jedoch nur kurze Zeit Rückenwind. Mit unbeschränkten Euro-Käufen wollen die Notenbanker verhindern, dass der Euro unter 1,20 Franken fällt. Allein die Ankündigung katapultierte den Euro über diese Marke. Zum Dollar gab die Gemeinschaftswährung aber Boden preis und fiel erstmals seit Mitte Juli am späten Nachmittag zeitweise wieder unter die Marke von 1,40 Dollar.
ANLEGER MISSTRAUEN FINANZWERTEN
Viele Anleger fürchten, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone durch die schwelende Schuldenkrise in Mitleidenschaft gezogen wird. Der überraschend deutliche Rückgang der Auftragseingänge der deutschen Industrie im Juli um 2,8 Prozent zum Vormonat drückte zusätzlich auf der Stimmung.
Vor allem der Zustand der Finanzindustrie bereitet den Anlegern Sorgen, besonders in Europa. "Der Markt nimmt hohe Abschreibungen von Staatsanleihen vorweg", begründete ein Händler die Flucht der Anleger aus den Finanzwerten. Frederic Oudea, Chef der französischen Großbank Societe Generale , warnte auf einer Konferenz in Frankfurt vor schmelzenden Gewinnen der Branche in den nächsten Jahren. Die Ratingagentur Standard & Poor's goss mit der Aussage Öl ins Feuer, die Aussichten für die Banken hätten sich eingetrübt. Herabstufungen von Großbanken seien auf mittlere Sicht denkbar.
Im EuroStoxx50 zählten die Aktien der französischen Banken
BNP Paribars , Credit Agricole und Societe
Generale sowie der italienischen Intesa
Sanpaolo , Unicredit mit Kursverlusten von drei
bis 6,5 Prozent zu den größten Verlierern. Die Titel des
deutschen Branchenprimus - Deutsche Bank
BAYER-AKTIEN STÜRZEN AB
Für zusätzlichen Druck auf den Dax sorgte der Einbruch der Bayer-Aktien , die um 7,5 Prozent auf 37,75 Euro fielen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat einem Beratergremium empfohlen, von Deutschlands größtem Pharmakonzern zusätzliche Informationen über das neue Schlaganfall-Medikament Xarelto zu verlangen. Damit könnte sich die Markteinführung des Bayer-Hoffnungsträgers verzögern. Händler beschrieben den Kurssturz jedoch als völlig übertrieben. Die Aktien des US-Partners Johnson & Johnson verloren lediglich rund ein Prozent. (Reporter: Andrea Lentz, Hakan Ersen, unter Mitarbeit von Kirsti Knolle, Tom Körkemeier und Frank Siebelt; redigiert von Andreas Kröner)