Investing.com – Europa steht vor einem großen Dilemma. Einerseits möchte man sich von Russland und China unabhängig machen, doch andererseits hat man sich in den Kopf gesetzt, die Energiewende in allen Bereichen voranzutreiben. Doch wer auf Energiequellen setzt, die keine fossilen Brennstoffe benötigen, der braucht einen anderen wichtigen Stoff – Seltene Erden.
In der Realität sieht es jedoch so aus, dass die EU 90 % seiner Seltenen Erden aus China bezieht und es aktuell keine Möglichkeit gibt daran, großartig etwas zu verändern.
China ist sich dessen bewusst und verabschiedete im vergangenen Jahr bereits ein Gesetz, um die Kontrolle über die Exporte von Seltenen Erden zu übernehmen. Diese kritischen Metalle dürfen nur noch mit Sondergenehmigung Pekings ausgeführt werden.
Laut Felicity Bradstocks Analyse auf Oilprice.com drängt die EU aggressiv darauf, ihre Abhängigkeit zu mindern und ihre Energieautonomie durch verstärkte Nutzung einheimischer Rohstoffe zu sichern. Bradstock verweist darauf, dass Norwegen und Schweden bedeutende Lagerstätten entdeckt haben, die das Potenzial haben, die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien voranzutreiben.
Thierry Bretons, EU-Kommissar für den Binnenmarkt, warnt: "Wenn Europa in einer solchen Abhängigkeit steckt, während Russland im Krieg ist, China den Export blockiert oder ein Erdbeben in Chile zuschlägt, dann wird dies katastrophale Folgen haben".
Diese Bedenken sind die treibende Kraft hinter der EU-Strategie, bis 2030 mindestens 10 Prozent des Bedarfs an kritischen Mineralien aus europäischen Quellen zu decken. Aktuell werden in der EU überhaupt keine Seltenen Erden gefördert.
Doch das ist in einer Region mit einer demokratischen Grundordnung leichter gesagt als getan. Die europäische Bergbauindustrie hat gleich mit mehreren Herausforderungen zu kämpfen. Dazu zählen strenge Umweltauflagen und langsame Explorationsprozesse sowie vielfältige Aktivitäten der Umweltschützer.
Die Entdeckungen von großen Vorkommen Seltener Erden in Norwegen und Schweden sind dabei nur der erste Schritt. Sie werden sicherlich dazu beitragen, dass der Wettbewerb um kritische Mineralien neu definiert wird, wie Bradstock darstellt.
Die Fortschritte in der heimischen Produktion könnten langfristig entscheidend sein, um die geopolitische und wirtschaftliche Stabilität der Region zu sichern, während der grüne Übergang voranschreitet. Doch das kann dauern, denn die Mühlen mahlen langsam und so vergehen noch viele Jahre, bis die Exploration und die Analyse möglicher Produktionsprojekte abgeschlossen sind.
Ob der Befreiungsschlag überhaupt gelingt, ist ungewiss. Doch schon jetzt spitzt sich die Lage zu, denn während die EU neue Zölle gegen chinesische Elektroautos verhängte, kündigte Peking bereits an, die Einfuhren von europäischem Fleisch unter die Lupe zu nehmen. In einer derartigen Eskalationsspirale dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Peking seinen Trumpf der Seltenen Erden ausspielt – Und dann?
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