Investing.com - Die Cardano Foundation gab vor einigen Tagen eine Partnerschaft mit dem Analyse-Unternehmen Coinfirm bekannt. Der wichtigste Grund für diese Kooperation war die Umsetzung der Anti-Geldwäsche (AML) Richtlinien. Ohne die Einhaltung der AML-Standards würde es der ADA vermutlich schwer haben, in der Finanzwelt auf eine größere Akzeptanz zu stoßen. Eine Akzeptanz, die im Rahmen der Entwicklung von Smart Contracts und DeFi unerlässlich ist.
Doch mittlerweile gibt es auch erste Kritik an dieser durchaus begrüßenswerten Entwicklung. Weiss Crypto, eine Tochtergesellschaft der Ratingagentur Weiss Ratings, hat sich in diesem Zusammenhang zu Wort gemeldet.
Weiss Crypto ist der Ansicht, dass die übertriebene Regulierung dem Bankensystem die Luft zum Atmen genommen hat. Und die Zusammenarbeit mit Coinfirm führt zwangsläufig dazu, dass sich Cardano sein eigenes Grab schaufelt.
Weiss Crypto twitterte weiter:
"Noch ist #Cardano ein freies und dezentrales Netzwerk. Aber schon jetzt ist es auf dem Weg, ein Zensur-anfälliges, politisiertes und manipuliertes Netzwerk zu werden. In diesem Fall gibt es weitaus bessere Möglichkeiten - Facebooks Diem, #CBDCs und die Netzwerke, die sie hervorbringen werden."
"Das Ziel ist der Aufbau einer neuen Finanz- und Wirtschaftsordnung. Frei von der Kontrolle und Unterdrückung durch diejenigen, die unsere Welt an den Rand des Abgrunds gebracht haben. Aktuell wird die Weltwirtschaft nur durch exzessive und aggressive Interventionen der Zentralbanken aufrechterhalten."
Der Ethereum-Mitgründer und Cardano Erfinder Charles Hoskinson erklärte daraufhin in einem kurzen Video, warum AML wichtig und die Darstellung von Weiss Crypto übertrieben ist.
"Der Cardano-Grundstruktur ist es egal, ob man aus den Vereinigten Staaten oder China, Japan oder sonst woher kommt - es spielt keine Rolle. Dennoch kann man Identitäts- sowie Metadaten und alle möglichen anderen Informationen ergänzen. Dadurch ist man in der Lage, die Anforderungen der jeweiligen Geschäftsbereiche zu erfüllen, egal ob reguliert oder nicht", sagte er.
Damit dürfte die Erfüllung von AML-Standards (Geldwäsche) also keinesfalls der Untergang von Cardano sein, wie Weiss Crypto eingangs andeutete. Letztendlich ist es von der jeweiligen Anwendung auf der Blockchain abhängig, in welchem Umfang Daten erhoben werden können und müssen. Keiner wird das besser wissen als Charles Hoskinson - der Cardano Blockchain Gründer.
Alle Augen auf Alonzo-Upgrade gerichtet
Am Krypto-Markt selbst sind unterdessen alle Augen auf das bevorstehende Alonzo-Upgrade auf der Cardano-Blockchain im September gerichtet, das ganz im Zeichen der Smart Contract-Integration steht. Infolgedessen eilte die native Kryptowährung ADA in den letzten Tagen von Rekord zu Rekord.
Justin Giudici, Head of Product der Telos Foundation, sprach nun in einem Exklusivinterview mit Investing.com darüber, dass Cardano mit dem Alonzo-Upgrade die Dominanz Ethereums bei Smart Contracts infrage stellen könnte. Cardano sei aber längst nicht der einzige Mitbewerber, wie der Experte meint.
"Ethereum wurde in letzter Zeit von einer Reihe skalierbarer EVM-basierter Plattformen herausgefordert, wie z.B. Binance Smart Chain (50 TPS), Avalanche (4500 TPS) und die bald erscheinende Telos EVM (10.000 TPS). Diese Plattformen sind schnelle und skalierbare Alternativen zu Ethereum. Dennoch fördern sie die Ethereum-Entwicklungsszene mit ihren codekompatiblen virtuellen Maschinen. Sie steigern somit in vielerlei Hinsicht auch das Interesse an ETH als Währung (dem Grand Daddy), zusammen mit ihren eigenen Währungen.
Der neue Smart-Contract-Standard, der auf Plutus (der Smart-Contract-Sprache für Cardano) basiert, könnte sowohl der Ethereum- als auch der EVM-basierten Entwicklung und den Währungen etwas von ihrem Glanz nehmen - aber das wird sich erst noch zeigen müssen.
Die Realität ist, dass es nach dem anfänglichen Hype um die Markteinführung einige Zeit dauern wird, bis sich herausstellt, wie praxistauglich Plutus-Kontrakte im Vergleich zu den bewährten Standards wie Solidity und eosio C++-Kontrakte sind, die beide von Telos unterstützt werden. Dies sind die aktuellen Standards, die von der Mehrheit (wahrscheinlich 90 %) der beliebten DApps auf dem DApp-Radar verwendet werden."
Inwieweit es dem Cardano-Team gelingt, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, wird sich noch zeigen müssen. Der Knackpunkt ist die Akzeptanz der auf Plutus basierenden Smart Contracts. Die Entwicklung von ADA wird maßgeblich davon abhängen, wie schnell die Entwickler ihre Smart Contract-Projekte auf die Cardano-Blockchain migrieren und völlig neue Anwendungsfälle ins Leben rufen.
Von Marco Oehrl