Frankfurt (Reuters) - Die EZB warnt vor einer zunehmenden Risikobereitschaft der Investoren an den Finanzmärkten.
Anzeichen dafür müssten genau beobachtet werden, teilte die Europäische Zentralbank in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht mit. Generelle Preisübertreibungen seien im Euro-Raum allerdings nicht zu erkennen. Überzogene Bewertungen gebe es auf einigen Immobilienmärkten. Dies betreffe etwa Gewerbeimmobilien oder die Preise in großen Städten. Zudem träfe das zum Teil auch auf Anleihen mit einer niedrigen Bonitätseinstufung zu.
Die Lage sei insgesamt günstig, sagte der scheidende Vizechef der Notenbank, Vitor Constancio. Gefahren für die Finanzstabilität könnten sich aber ergeben, sollte es zu einer plötzlichen Kurskorrektur an den Anleihemärken kommen. Die Währungshüter warnten zudem davor, dass eine lockere Haushaltspolitik in hoch verschuldeten Ländern negative Reaktionen an den Finanzmärkten auslösen könnte. In Italien hatte die Rendite zehnjähriger Papiere Anfang der Woche ein 14-Monats-Hoch markiert. Die künftige Regierung aus populistischer 5-Sterne-Bewegung und rechtsextremer Lega plant unter anderem höhere Sozialausgaben, Steuersenkungen und eine Rücknahme der Rentenreform. Italien hat eine Verschuldungsquote von mehr als 130 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. In der Euro-Zone wird es damit nur von Griechenland übertroffen.
Positiv äußerte sich Constancio, der Ende des Monats nach acht Jahren im Amt die EZB verlassen wird, zur Entwicklung des Bankensektors. Dieser sei inzwischen viel widerstandsfähiger, die Institute hätten mehr Kapitalpuffer aufgebaut. Auch in puncto Gewinne gehe es aufwärts, wozu die günstige Konjunktur beitrage. Zudem gingen die Geldhäuser keine riskanteren Geschäfte ein, um die Einnahmen anzukurbeln. Constancio zufolge haben die Banken seit 2014 faule Kredite im Volumen von 300 Milliarden Euro abgebaut.