(neu: AIG, Continental, Händleraussagen)
Frankfurt, 24. Feb (Reuters) - Eine weitere Eintrübung des
Geschäftsklimas in Deutschland und Spekulationen über eine
erneute Schieflage beim US-Versicherer AIG haben am
Dienstag die Aktienkurse wieder tief ins Minus gedrückt. Der
Dax<.GDAXI> fiel in der Spitze um drei Prozent auf 3816 Punkte
und notierte damit so niedrig wie seit September 2004 nicht
mehr. Am frühen Nachmittag lag der Leitindex mit 3863 Zählern
noch 1,9 Prozent in der Verlustzone. "Der Finanzsektor ist wie
ein Fass ohne Boden. Niemand weiß, was da noch kommt", beschrieb
ein Händler die Stimmung am Markt. Anleger stießen neben
Versicherungsaktien vor allem Autowerte ab, da sie der Branche
vorläufig kein Comeback zutrauen.
Am Vortag war der Dax erstmals seit Herbst 2004 unter 4000
Punkte gefallen, was automatische Verkaufsorders ausgelöst und
die Talfahrt beschleunigt hatte. Händler und Strategen hielten
einen weiteren Rückschlag des Dax bis auf 3600 bis 3700 Zähler
für möglich. Andere versuchten den Verlusten etwas Gutes
abzugewinnen: Viele hätten nur auf den Rutsch des Dax unter die
4000er Marke gewartet, um wieder einzusteigen, sagte ein
Händler. "Bald könnten die ersten Schnäppchenjäger auftauchen",
hoffte auch ein anderer.
Der Ifo-Index bestätigte indessen die Weltuntergangsstimmung
an den Börsen: Zwar war das Konjunkturbarometer im Februar nur
auf 82,6 von 83,0 Zählern im Vormonat gefallen; Analysten hatten
aber mit einem unveränderten Stand gerechnet. Noch schwerer als
der Ifo-Index wog aber die Angst vor einer Pleite des
US-Versicherers AIG. Dem einst weltgrößten Versicherer, dem der
US-Staat schon zweimal mit Milliardenhilfen unter die Arme
gegriffen hat, droht laut Medienberichten ein Quartalsverlust
von 60 Milliarden Dollar - so viel wie noch nie zuvor ein
Unternehmen in den USA verloren hat. Bislang hatte der
Medienkonzern Time Warner mit einem Quartalsverlust von
54 Milliarden Dollar im Jahre 2002 diesen zweifelhaften Rekord
innegehabt. Sollten sich US-Regierung und AIG nicht auf ein
neues Rettungspaket einigen, droht AIG das Aus.
In Europa fiel der Index für die Versicherer<.SXIP> um bis
zu sechs Prozent auf den tiefsten Stand seit Oktober 1992. Die
Aktien des europäischen Branchenprimus Allianz brachen
in der Spitze um sieben Prozent auf 47,78 Euro ein und notierten
am Nachmittag noch 4,8 Prozent im Minus. Die Papiere des
französischen Konkurrenten Axa verloren sogar bis zu
acht Prozent auf 7,46 Euro, nachdem erneut Spekulationen auf
eine Kapitalerhöhung für den zweitgrößten europäischen
Versicherer kursierten. In Frankfurt verloren Münchener
Rück bis zu fünf Prozent auf 91,10 Euro. In Amsterdam
gehörten Aegon mit einem Minus von bis zu 17 Prozent zu
den Schlusslichtern.
Wie am Vortag blieben auch die Autowerte unter Druck:
BMW verloren bis zu 9,3 Prozent auf 18,285 Euro,
nachdem die Analysten von JP Morgan und Morgan Stanley sich
kritisch geäußert hatten. Morgan Stanley riet zudem, erst wieder
BMW-Aktien zu kaufen, wenn die Titel deutlich unter zehn Euro
notierten. Daimler wurden in Sippenhaft genommen und
verloren bis zu acht Prozent. VW und Porsche
gaben um bis zu zehn Prozent nach.
Im MDax<.MDAXI> drückten Aussagen der Familie Schaeffler,
zur Rettung des Konzerns bis zu drei Viertel ihrer Anteile
verkaufen zu wollen, die Aktien von Continental um bis
zu 21 Prozent auf ein Siebeneinhalb-Jahres-Tief. Im
TecDax<.TECDAX> hielten nach einem Gewinneinbruch die Aktien des
Medizin- und Sicherheitstechnikanbieter Drägerwerk
mit einem Minus von fast zehn Prozent die rote Laterne.
(Reporter: Andrea Lentz; redigiert von Kerstin Leitel)