Berlin (Reuters) - Der als möglicher Kandidat für den EZB-Chefposten gehandelte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann will seiner Behörde die Treue halten.
Weidmann habe "große Freude an seinem Job, und wenn er gefragt wird, steht er selbstverständlich für eine zweite Amtszeit zur Verfügung", sagte ein Bundesbank-Sprecher dem Magazin "Focus" laut Vorabbericht. Weidmann ist seit 2011 Bundesbank-Präsident, seine erste Amtszeit endet am 30. April 2019. Bereits vor Monaten sind allerdings Presseberichte aufgetaucht, wonach Deutschland Ansprüche geltend machen wolle, wenn der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, 2019 aus dem Amt scheidet. Sie hielten die Zeit für gekommen, dass ein Deutscher an die Spitze der EZB rücke und wollten sich für Weidmann einsetzen.
Nun berichtet der "Spiegel" vorab aus seiner neuen Ausgabe, Italien und Frankreich wehrten sich gegen eine Berufung Weidmanns als Nachfolger von Draghi. Vertreter beider Staaten hätten Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und seinen Beamten zu verstehen gegeben, dass sie zwar nichts gegen einen Deutschen an der Spitze der Notenbank einzuwenden hätten. "Nur sollte es eben nicht Weidmann sein", heißt es in dem Bericht. Die Südländer befürchteten, dass eine flexible und pragmatische Krisenpolitik, etwa der massenhafte Ankauf von Staatsanleihen, mit Weidmann nicht zu machen sei. Bundesfinanzminister Schäuble hatte bereits im Mai erklärt, er wolle sich nicht an einer Debatte um die Nachfolge Draghis beteiligen. Der CDU-Politiker machte aber deutlich, dass er die Arbeit von Weidmann als Bundesbank-Präsident außerordentlich schätze.