LONDON (dpa-AFX) - Der Triebwerkshersteller Rolls-Royce (LON:RR) will in den kommenden Jahren im Tagesgeschäft deutlich mehr verdienen und setzt dabei weiter auf klassische kerosinbetriebene Turbinen. "Ich glaube nicht, dass Wasserstoff in den kommenden 15, 20 Jahren eine Rolle spielen wird, sagte Rolls-Royce-Chef Tufan Erginbilgic am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten im Zuge eines Kapitalmarkttages. Zwar arbeitet der Konzern mit dem britischen Billigflieger Easyjet (LON:EZJ) bereits an einer Wasserstofftechnologie, doch dürfte nach Meinung des früheren BP-Managers sogenannter nachhaltiger Treibstoff (SAF; Sustainable Aviation Fuel) zumindest für große Jets die einzige Option sein, um die Klimaziele zu erreichen.
Für die Aktien des Triebwerksherstellers ging es im Vormittagshandel nach der Veröffentlichung neuer Mittelfristziele deutlich nach oben: Zuletzt kostete ein Schein von Rolls-Royce rund sieben Prozent mehr als am Vortag.
Die Luftfahrtbranche steht vor der Herausforderung, ihren Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen deutlich zurückzufahren. Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus (EPA:AIR) hofft darauf, bis 2035 wasserstoffbetriebene Flugzeuge in Betrieb zu nehmen.
Wie Rolls-Royce am Dienstag weiter in London bekannt gab, soll der operative Gewinn bis 2027 auf 2,5 bis 2,8 Milliarden britische Pfund (2,9 bis 3,2 Mrd Euro) steigen. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) soll dann bei 2,8 bis 3,1 Milliarden Pfund liegen.
Für das laufende Jahr rechnet der Konkurrent von GE Aerospace und der RTX-Tochter Pratt & Whitney weiter mit 1,2 bis 1,4 Milliarden Pfund operativem Gewinn sowie 0,9 bis 1,0 Milliarden Pfund Mittelzufluss. Konzernchef Erginbilgic deutete zudem an, wieder ins Geschäft mit Schmalrumpfflugzeugen einsteigen zu wollen. Rolls-Royce sei "gut positioniert", sagte er laut Mitteilung.
Die neuen Ziele bezeichnete UBS-Analyst Ian Douglas-Pennant in einer ersten Reaktion als "stark". Er rechnet deswegen damit, dass die durchschnittlichen Schätzungen von Branchenkennern deutlich steigen dürften. Jefferies-Expertin Chloe Lemarie betonte, der freie Mittelzufluss liege über den Erwartungen.
Mitte Oktober hatte der Triebwerkshersteller angekündigt, erneut viele Stellen streichen zu wollen. Es ist der bisher umfangreichste Stellenabbau unter Unternehmenschef Erginbilgic und betrifft 2000 bis 2500 Mitarbeiter.
Wie Rolls-Royce weiter am Dienstag mitteilte, will sich das Unternehmen von seinem Elektrogeschäft trennen, das Antriebssysteme für Fluggeräte wie etwa Flugtaxis entwickelt. Erginbilgic sagte, Rolls-Royce müsse Entscheidungen über die Verwendung seiner Ressourcen treffen, der Geschäftsbereich dürfte einer "dritten Partei" mehr Wert bieten.