OSLO (dpa-AFX) - Die Notenbank Norwegens setzt ihren Kampf gegen die hohe Inflation mit einer deutlichen Zinsanhebung fort. Der Leitzins steigt um 0,5 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent, wie die Norges Bank am Donnerstag in Oslo nach ihrer Zinssitzung mitteilte. Es ist bereits die elfte Zinserhöhung seit 2021.
Analysten hatten mehrheitlich mit einer kleineren Anhebung um 0,25 Punkte gerechnet, viele Beobachter hatten aber auch eine Erhöhung im jetzigen Ausmaß für möglich gehalten. Die norwegische Krone zog nach der Entscheidung zu Dollar und Euro an. Höhere Zinsen stützen in der Regel eine Währung.
Die Notenbank stellte eine weitere Zinsstraffung für den August in Aussicht und hob ihre mittelfristigen Zinsprojektionen an. "Wenn wir den Leitzins nicht anheben, könnten die Preise und Löhne weiter schnell steigen und die Inflation sich verfestigen", sagte Notenbankchefin Ida Wolden Bache. "Es könnte dann teurer werden, die Inflation wieder zu senken".
Zuletzt war die hohe Inflation nicht mehr gesunken, sondern sogar wieder etwas gestiegen. Die Kerninflation - ohne die sehr schwankungsanfälligen Komponenten Energie und Lebensmittel - war sogar auf einen Rekordwert geklettert. Die Kernteuerung gibt nach Meinung vieler Ökonomen den Preistrend zumeist besser wider als die Gesamtinflation.
Die Notenbank Norwegens habe sich schärfer geäußert als die Märkte erwartet hätten, schrieb Analyst Morten Lund von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM). Der geldpolitische Ausschuss zeige sein Engagement für die Stützung der Währung und die Eindämmung der importierten Inflation.
Ähnlich äußerte sich Volkswirt Jack Allen-Reynolds von Capital Economics: "Wir bezweifeln, dass die Inflation in den kommenden Monaten stark genug sinken wird, um die Notenbank davon abzuhalten, ihren Leitzins auf 4,25 Prozent anzuheben."
Auch andere westliche Zentralbanken stemmen sich derzeit gegen die Inflation. So erhöhte die Schweizerische Nationalbank (SNB) am Donnerstag ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Weitere Zinserhöhungen sind der SNB zufolge nicht auszuschließen. Auch die Euro-Währungshüter sehen sich nach der inzwischen achten Zinserhöhung in Folge im Kampf gegen die Inflation noch nicht am Ziel. Die US-Notenbank Fed hat zwar jüngst eine Zinspause eingelegt, doch Fed-Chef Jerome Powell stellte erst am Mittwoch erneut weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht.