LONDON (dpa-AFX) - Im Gegensatz zur Konkurrenz rechnet der britische Telekommunikationsanbieter Vodafone (LON:VOD) für das laufende Geschäftsjahr mit einer eher schwachen Gewinnentwicklung. So dürfte der operative Gewinn (Ebitda AL) des Geschäftsjahres 2023 (per Ende März) nur noch im Bestfall stabil auf dem Vorjahresniveau bleiben, aber auch ein Rückgang sei möglich, teilte der Konzern am Dienstag in London mit. Unterdessen verfehlte Vodafone bereits im ersten Geschäftshalbjahr (per Ende September) die Gewinnerwartungen von Analysten. Die Vodafone-Aktie rutschte daraufhin im Handel am Dienstagvormittag an der Londoner Börse um fast sechs Prozent ab.
Seit dem Jahreswechsel haben die Papiere damit um fast 13 Prozent an Wert verloren. Telefonica (ETR:O2Dn) Deutschland gab um rund 5,5 Prozent nach, während die Deutsche Telekom (ETR:DTEGn) um etwa 16 Prozent zugelegt hat.
Wie die Mutter von Vodafone Deutschland mitteilte, rechnet der Vorstand nun beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen inklusive Leasingkosten (Ebitda AL) nur noch mit einem Wert zwischen 15 und 15,2 Milliarden Euro. Bislang hatte der Vorstand noch am oberen Ende der alten Spanne 300 Millionen Euro mehr in Aussicht gestellt. Gegenüber dem Vorjahreswert von 15,2 Milliarden Euro könnte das operative Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr also stabil bleiben oder auch rückläufig sein. Grund dafür sind nach Konzernangaben steigende Energiekosten und die Inflation.
In den vergangenen zwei Wochen hatten die Wettbewerber Deutsche Telekom und Telefonica Deutschland hingegen ihre Prognosen leicht erhöht. Die Telefonica-Deutschland-Mutter Telefonica bestätigte ihre Jahresziele.
Seit Monaten läuft es bei Vodafone derweil nicht wirklich rund. Zwar stieg der Umsatz des ersten Geschäftshalbjahres (per Ende September) um zwei Prozent auf 22,9 Milliarden Euro. Um Sondereffekte bereinigt verdiente das Unternehmen aber operativ mit rund 7,2 Milliarden Euro 4,2 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum. Damit verfehlte Vodafone auch die durchschnittlichen Schätzungen von Branchenkennern und verdiente weniger als erwartet.
Unter anderem lag das an der anhaltenden Schwäche auf Vodafones mit Abstand wichtigsten Markt Deutschland, der sich nach Konzernangaben unterdurchschnittlich entwickelte. So verdiente Vodafone hierzulande rund sieben Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Unternehmen beklagt gleich mehrere Faktoren: Neben einem rückläufigen Service-Umsatz, der in der Branche viel beachtet ist, hatte Vodafone zuletzt auch deutlich an Kunden verloren. Vor allem bei seinen Fernseh- und Internetsegmenten drehen Verbraucher weiterhin dem Unternehmen den Rücken zu.
Auch die harte Wettbewerbssituation in Spanien und Italien besserte sich nicht. In Italien brach der operative Gewinn sogar um rund 17 Prozent ein. Deutschland und Italien machen fast die Hälfte des operativen Konzernergebnisses aus.