Zinsentscheide drücken Renditen am Rentenmarkt - Euro gibt nach

Frankfurt, 04. Dez (Reuters) - Im Vorfeld der EZB-Zinsentscheidung sind die Renditen der europäischen Staatsanleihen am Donnerstag auf Rekordtiefs gefallen. Seit Tagen treiben die Wirtschaftskrise und die Aussicht auf Zinssenkungen die Anleger in die sicheren Rentenpapiere, entsprechend steigen die Kurse und sinken die Renditen. Nach überraschend deutlichen Leitzinssenkungen in Neuseeland und Schweden wuchsen am Vormittag auch die Erwartungen an die Europäische Zentralbank, die am Mittag über ihren Leitzins entscheidet. In den Preisen auf Tagesgeld wurde eine EZB-Senkung um 75 Basispunkte eingepreist. Von Reuters befragte Analysten haben im Schnitt prognostiziert, dass die EZB den Leitzins von derzeit 3,25 Prozent um 50 Basispunkte senkt.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe fiel bis auf 2,966 Prozent, die der dreißigjährigen bis auf 3,244 Prozent. Der Bund-Future stieg am Morgen zeitweise um 65 Ticks auf 124,58 Zähler und lag damit noch zwei Ticks unter dem Allzeithoch. Der Euro rutschte zeitweise um mehr als einen Cent auf unter 1,26 (Vortagesschluss: 1,2705) Dollar. "Das Signal steht klar auf freie Fahrt für noch niedrigere Geldmarktzinsen in der Eurozone und Großbritannien", schrieb Commerzbank-Analyst Peter Müller in einem Marktkommentar. "Umstritten ist wohl nur noch, mit welcher Geschwindigkeit der Zinssenkungsprozess abläuft. Wir gehen davon aus, dass unabhängig vom Ausmaß der heutigen Zinssenkung der Aufwärtstrend zu höheren Kursen an den Rentenmärkten intakt bleibt."

Den Reigen der neuerlichen Zinssenkungen hatte die neuseeländische Zentralbank mit einem Schritt um 150 Basispunkte auf fünf Prozent begonnen. Die schwedische Notenbank zog am Vormittag nach und senkte den wichtigsten Kapitalmarktzins überraschend um 175 Basispunkte auf 2,0 Prozent. Als nächstes wird am Mittag (13:00) der Entscheid der Bank of England erwartet. Analysten sagen mehrheitlich eine Senkung um 100 Basispunkte auf zwei Prozent voraus. (Reporter: Kirsti Knolle; redigiert von Martin Zwiebelberg)