FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf eine anhaltende Geldflut in den USA und gute heimische Konjunkturdaten haben den Dax (DAX) am Donnerstag beflügelt. Gegen Mittag notierte der deutsche Leitindex 1,99 Prozent höher bei 9734,18 Punkten. Noch vor zwei Tagen hatte er nach einer rasanten Talfahrt nur knapp über 9200 Zählern gelegen.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gewann zuletzt 1,51 Prozent auf 16 628,31 Punkte und der TecDax (TecDAX) stieg um 2,55 Prozent auf 1350,00 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJ Euro Stoxx 50) legte um 2,39 Prozent zu.
"Eine Woche vor Heiligabend ist der Weihnachtsmann nun auch an den globalen Aktienmärkten angekommen", kommentierte Marktstratege Stan Shamu vom Broker IG die Aussagen der US-Notenbankchefin Janet Yellen. Sie hatte am Vorabend angedeutet, dass die seit längerem erwartete, erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise vermutlich nicht vor dem zweiten Quartal 2015 stattfinden wird. Die daraufhin einsetzende euphorische Reaktion an der Wall Street am Vorabend habe gezeigt, wie nervös die Anleger vor den Fed-Aussagen gewesen seien, sagte Shamu. Kurssprünge gab es auch an den asiatischen Börsen.
Ein weiterer Beobachter erinnerte daran, dass EZB-Direktor Benoit Coeure ein klares Signal für breit angelegte Staatsanleihekäufe gegeben hatte. Dies dürfte den Euro weiter schwächen, wovon der Dax mit seinen exportstarken Unternehmen profitiere. "Die Weichen für eine Weihnachtsrally sind gestellt", prognostizierte der Experte. Auch aus der deutschen Wirtschaft kamen positive Signale: Die Stimmung hellte sich laut dem Ifo-Geschäftsklima im Dezember wie erwartet das zweite Mal in Folge auf.
POSTBANK-VERKAUFSSPEKULATIONEN TREIBEN DEUTSCHE BANK AN
Ein Bericht über einen möglichen Postbank-Verkauf trieb die schon morgens gut gelaufenen Aktien der Deutschen Bank (XETRA:DBKGn) weiter an: Zuletzt standen Kursgewinne von 2,92 Prozent zu Buche. Laut "Manager Magazin" diskutiert der Vorstand der Deutschen Bank über einen neuen drastischen Konzernumbau. Dabei könnte auch die erst vor wenigen Jahren übernommene Postbank auf den Prüfstand kommen.
Für SAP (XETRA:SAPG) ging es um 2,26 Prozent hoch. Gestützt wurden die Papiere laut Händlern von starken Quartalszahlen des US-Konkurrenten Oracle (NAS:ORCL) (FSE:ORC). Der Software-Konzern hatte dank eines kräftigen Wachstums im Cloud-Geschäft im vergangenen Quartal die Erwartungen von Analysten übertroffen.
AUTOBAUER UND CHEMIEFIRMEN UNTER FAVORITEN
Zu den Favoriten gehörten auch die konjunktursensiblen Papiere der Autobauer und Chemieunternehmen. Sie profitierten laut Daniel Saurenz von Feingold Research von der erwarteten Konjunkturbelebung in Europa. Die Vorzugsaktien von Volkswagen (VW) (XETRA:VOW3) setzten sich mit plus 4,10 Prozent an die Indexspitze, während es für BMW (XETRA:BMWG) um 3,09 Prozent bergauf ging. Auch die Papiere der Autozulieferer Continental (XETRA:CONG) und Leoni (XETRA:LEOGn) verteuerten sich deutlich.
Bei Daimler (XETRA:DAIGn) fiel das Plus mit 1,89 Prozent geringer aus. Hier verwiesen Börsianer auf den Kurssturz beim chinesischen Partner BYD (Build Your Dreams), mit dem die Schwaben den Elektrowagen Denza bauen. Die Gründe dafür blieben unklar. Eine große Lkw-Bestellung aus Ungarn half den Daimler-Titeln nicht.
QSC SPRINGEN HOCH: UNITED INTERNET AN NETZ INTERESSIERT
Im Chemiesektor gewannen Lanxess (XETRA:LXSG) 3,36 Prozent. Für BASF (ETR:BAS) ging es um 2,39 Prozent hoch. Die Ludwigshafener verkaufen ihren 50-prozentigen Anteil an einem Joint Venture in Singapur an den Partner Shell (ETR:R6C) (ASX:RDSA) (ISE:RDSA).
Die Aktien von QSC (XETRA:QSCG) sprangen als TecDax-Spitzenreiter um zuletzt 14,79 Prozent hoch. Händler sahen einen Bericht des "Manager-Magazins" als Kurstreiber, dem zufolge der Internetkonzern United Internet (XETRA:UTDI) den Kauf des Netzes von QSC prüft. Die United-Internet-Titel (XETRA:UTDI) gewannen 3,18 Prozent - bei 37,50 Euro hatten sie ein Rekordhoch markiert.