FRANKFURT (dpa-AFX) - Schwache Konjunkturdaten aus der deutschen Industrie haben am Freitag die Stimmung am deutschen Aktienmarkt gedrückt. Auch vom mit Spannung erwarteten Arbeitsmarktbericht aus den Vereinigten Staaten gab es keine neuen Impulse. Bis zum Nachmittag sank der Dax (DAX) um 0,16 Prozent auf 11 566,35 Punkte und weitete damit seine leichten Vortagesverluste aus. Am Donnerstag hatte das wichtigste deutsche Aktienbarometer nach einem siebentägigen Anstieg mit Gewinnen von etwas mehr als 5 Prozent eine Kehrtwende gemacht.
Der MDax (MDAX) der mittelgroßen Werte gab um 0,72 Prozent auf 21 247,91 Punkte nach. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) büßte 1,11 Prozent auf 1774,04 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) verlor zur selben Zeit 0,18 Prozent.
DEUTSCHE WIRTSCHAFT SCHWÄCHELT
In Deutschland und Frankreich schwächelte im Juni die Industrieproduktion im Vergleich zum Vormonat Mai. Ebenfalls schwach entwickelte sich der deutsche Außenhandel. Dass der Stellenaufbau in den USA im Juli etwas geringer war als von den meisten Analysten erwartet, sah Händler Andreas Lipkow von Kliegel & Hafner letztlich als "Non-Event" an. "Daraus lassen sich noch keine realistischen Rückschlüsse auf die weitere konjunkturelle Entwicklung in den Vereinigten Staaten und schon gar nicht auf die Zinspolitik der US-Notenbank Fed ziehen", kommentierte er. "Die Märkte dürften daher im Handelsverlauf weiter mehr oder weniger lethargisch vor sich hindümpeln."
Immerhin, so hieß es seitens der VP Bank in Liechtenstein habe der Stellenaufbau über der Marke von 200 000 gelegen. "Die Anzahl der neu geschaffenen Stellen ist hoch genug, um eine Zinserhöhung in den kommenden Monaten zu rechtfertigen", sagte VP-Bank-Volkswirt Thomas Gitzel. Der September, so ist man sich unter Börsianern einig, bleibe daher weiter im Gespräch.
ALLIANZ ENTTÄUSCHT TROTZ OPTIMISTISCHERER PROGNOSE
Unternehmensseitig zog vor allem die Allianz (XETRA:ALVG) die Aufmerksamkeit auf sich. Das Papier verlor allerdings nach vorgelegten Quartalszahlen 0,61 Prozent. Geringe Schäden und der Verkauf einer US-Tochter haben Europas größten Versicherer indes optimistischer gestimmt. Der neue Vorstandschef Oliver Bäte kündigte nun an, das obere Ende der Zielspanne beim operativen Gewinn erreichen zu wollen. Dass die Aktie dennoch nachgab, begründeten Börsianer mit Gewinnmitnahmen nach der jüngst erfreulichen Kursentwicklung. Seit Mitte Juli war das Papier zeitweise um rund 15 Prozent gestiegen.
Ansonsten gab es vor allem Zahlen und Nachrichten aus der zweiten Reihe. Dass das Biotechnologie-Unternehmen Evotec (XETRA:EVTG) und der französische Pharmakonzern Sanofi (PARIS:SASY) (PSE:PSAN) (ETR:SNW) ihre Partnerschaft vertiefen wollen, ließ die im TecDax notierte Aktie um etwas mehr als 2 Prozent steigen. Gemeinsam wollen die beiden Unternehmen nun auch neue Diabetestherapien erforschen. Evotec erhält als Initialzahlung drei Millionen Euro, wobei weitere Zahlungen von mehr als 300 Millionen Euro möglich sind.
Der IT-Dienstleister Bechtle (XETRA:BC8G) profitierte weiter von der Nachfrage nach neuen IT-Systemen. Nach einem etwas schwächeren Jahresauftakt wuchs der TecDax-Konzern im zweiten Quartal wieder schneller und legte bei Erlösen und Ergebnis prozentual zweistellig zu. Das brachte der Aktie ein Plus von 1,72 Prozent ein. Carl Zeiss Meditec (XETRA:AFXG) profitierte in seinem dritten Geschäftsquartal vom Geschäft mit Geräten für Augenoperationen. Analysten bemängelten allerdings die operative Gewinnmarge. Der Anteilsschein gab unter den Schlusslichtern im TecDax um fast 3 Prozent nach.
TELE COLUMBUS MIT KAPITALERHÖHUNG
Ein Minus von ebenfalls knapp 3 Prozent verbuchte im SDax außerdem die Aktie des Kabelnetzbetreibers Tele Columbus (XETRA:TC1n). Dieser will auch nach der Übernahme des kleineren Rivalen Primacom weiter zukaufen und will dafür frisches Geld über eine Kapitalerhöhung einsammeln.