FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Euro hat am Donnerstag seine Kursgewinne aus dem frühen Handel wieder abgegeben. Gegen Mittag wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0931 US-Dollar gehandelt. Das ist zwar kaum tiefer als am Vorabend. Der Verkaufsdruck reichte aber aus, um den Euro zeitweise auf 1,0923 Dollar zu drücken und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2017. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Mittwochnachmittag auf 1,0982 Dollar festgesetzt.
Zur Wochenmitte war die Gemeinschaftswährung unter Druck geraten. Ursache war eine breitangelegte Dollarstärke, die den Euro im Gegenzug unter Druck gesetzt hatte. Die Aussicht auf ein Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident Donald Trump hatte Anleger verunsichert und für eine stärkere Nachfrage nach sicheren Anlagen gesorgt, zu denen auch der Dollar zählt. Marktbeobachter erklärten die aktuelle Dollar-Stärke auch damit, dass US-Firmen derzeit verstärkt Geld aus dem Ausland in die USA überweisen, um fällige Steuerzahlungen zu begleichen.
Der überraschende Rücktritt der EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger hatte nur wenig Kursbewegung an den Finanzmärkten zur Folge. Am Mittwochabend hatte die Notenbank mitgeteilt, dass Lautenschläger ihren Posten im Direktorium vorzeitig zum 31. Oktober dieses Jahres räumen werde. Lautenschlägers Amtszeit hätte regulär noch über zwei Jahre gedauert. Zu den Gründen des Rücktritts gibt es keine Angaben.
Experten gehen übereinstimmend davon aus, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der ablehnenden Haltung Lautenschlägers gegen die extrem lockere Geldpolitik der EZB und insbesondere gegen die neuen Anleihekäufe und dem Rücktritt der Notenbank-Direktorin.
Auch ein unerwartet starker Anstieg der Geldmenge in der Eurozone konnte am Vormittag keine Impulse geben. Im weiteren Handelsverlauf könnte am Nachmittag eine weitere Schätzung zum Wirtschaftswachstum in den USA für mehr Bewegung am Devisenmarkt sorgen.