Hamburg (Reuters) - Volkswagen (DE:VOWG) trennt sich von dem inhaftierten Audi-Chef Rupert Stadler.
Der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Volkswagen habe einer Vereinbarung mit Stadler zur Beendigung seiner Ämter als Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG und als Vorstandschef von Audi sowie seiner Dienstverträge zugestimmt, teilte der Konzern am Dienstag mit. Auch der Aufsichtsrat von Audi habe der Vertragsauflösung zugestimmt. "Herr Stadler scheidet mit sofortiger Wirkung aus den Unternehmen aus und ist nicht mehr für den Volkswagen Konzern tätig."
Hintergrund sei, dass der beurlaubte Manager wegen seiner inzwischen mehr als drei Monate dauernden Untersuchungshaft nicht in der Lage sei, seine Aufgaben als Vorstandsmitglied zu erfüllen und sich stattdessen auf seine Verteidigung konzentrieren wolle. Die vertragliche Abwicklung sei an den Verlauf und den Ausgang des Strafverfahrens geknüpft. Damit machte Volkswagen einem Insider zufolge klar, dass finanzielle Ansprüche nur bei einem Freispruch an Stadler gezahlt werden sollen.
AUDI WÜRDIGT STADLERS LEISTUNGEN
Stadler (55) arbeitete seit 1990 bei Audi, Im Januar 2007 wurde er Vorstandschef. Seither führte er die Marke aus Ingolstadt mit den vier Ringen von Rekord zu Rekord. "Audi konnte seinen Absatz und Umsatz in den mehr als elf Jahren der Amtszeit von Rupert Stadler nahezu verdoppeln", würdigte Interims-Chef Bram Schot den langjährigen Audi-Chef. In seine Amtszeit seien wichtige Entscheidungen zum Ausbau der Modellpalette und zur Globalisierung gefallen. Stadler habe die Elektroauto-Offensive eingeleitet, deren Auftakt jüngst die Premiere des e-tron in San Francisco machte.
Der Audi-Betriebsrat erklärte, für die Belegschaft bedeute die Entscheidung endlich mehr Klarheit. "Nun muss unsere gesamte Konzentration auf dem bereits erfolgreich eingeleiteten Neustart liegen, den wir Arbeitnehmervertreter gefordert hatten", sagte Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch. Dabei sollten Stadlers Verdienste für das Unternehmen und die Belegschaft nicht vergessen werden.
Das VW-Kontrollgremium hatte sich bereits am Freitag mit der Personalie befasst, war nach Angaben aus Unternehmenskreisen aber nicht zu einem einhelligen Votum gekommen. Vor allem über die Modalitäten sollte weiter beraten werden. Stadlers Vertrag als Audi-Chef war erst im vergangenen Jahr um fünf Jahre verlängert worden. Sein Vertrag als Mitglied des Konzernvorstands lief bis Ende 2019. Deshalb standen theoretisch Ansprüche im zweistelliger Millionenhöhe im Raum. Die Einigung sieht einem Insider zufolge vor, dass Stadler nur im Falle eines Freispruchs eine Summe von "deutlich unter zehn Millionen" erhält.
Stadler sitzt in Untersuchungshaft, weil ihm die Staatsanwaltschaft München Behinderung der Dieselermittlungen vorwirft. Er soll zudem versucht haben, Zeugen zu beeinflussen, was Stadler bestreitet. Audi gilt als Ausgangspunkt der Abgasmanipulation des Volkswagen-Konzerns.