Frankfurt (Reuters) - Vor der mit Spannung erwarteten Rede des US-Präsidenten Donald Trump haben Anleger Aktien nur mit spitzen Fingern angefasst.
Der Dax schloss 0,1 Prozent fester bei 11.834,41 Punkten. Der EuroStoxx50 gewann unter anderem gestützt auf Kursgewinne der Rüstungskonzerne 0,5 Prozent auf 3324,30 Zähler. Die Wall Street unterbrach dagegen ihre Rekordjagd. Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 notierten bis zu 0,3 Prozent im Minus. "Trump hat viel versprochen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Der Markt erwartet nun Klarheit bezüglich seiner angekündigten Steuerreform sowie dem Wirtschaftsplan im Allgemeinen."
Analyst Jochen Stanzl vom des Online-Brokers CMC Markets mahnte zur Vorsicht. "Investoren sollten sich auf Luftlöcher vorbereiten, in die der Deutsche Aktienindex morgen früh fallen könnte, wenn der neue US-Präsident nicht liefert. Dann wäre am Aschermittwoch auch an der Börse zunächst einmal alles vorbei." Trumps Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses ist für die Nacht zum Mittwoch (03.00 Uhr MEZ) geplant.
TRUMP WILL MEHR GELD IN INFRASTRUKTUR UND MILITÄR STECKEN
Am Montag hatte Trump angekündigt "groß" in die Infrastruktur investieren und den Verteidigungshaushalt in "historischem" Umfang aufstocken zu wollen. Insidern zufolge soll dieser Etat um 54 Milliarden Dollar steigen. Das ist mehr als der gesamte Militärhaushalt des Bundes. Seine Pläne für eine Steuerreform will Trump allerdings zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen. Die Aussicht auf Steuersenkungen war ein Grund für die Aktienrally der vergangenen Monate. Die angekündigten Ausgabensteigerungen würden durch ein stärkeres Wirtschaftswachstum und Kürzungen in anderen Bereichen finanziert, ergänzte Trump in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview des TV-Senders "Fox News".
Die Aussicht auf höhere Militärausgaben schob die Rüstungskonzerne an. Boeing (NYSE:BA) stiegen um 1,2 Prozent auf ein Rekordhoch von 181,57 Dollar. Konkurrent Lockheed Martin näherten sich mit 269,64 Dollar der Bestmarke vom Vortag bis auf 36 US-Cent. Da die USA darauf bestehen, dass auch die Nato-Partner mindestens zwei Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in die Verteidigung stecken, legten auch europäische Firmen zu. Rheinmetall, Airbus (PA:AIR), Leonardo und BAE Systems (LON:BAES) gewannen bis zu 2,7 Prozent. Letztere waren mit 634,5 Pence zeitweise ebenfalls so teuer wie noch nie. Meggitt (LON:MGGT) verbuchten mit einem Plus von 13,1 Prozent den größten Tagesgewinn seit zehn Jahren zu. Der Zulieferer für die Luftfahrt-Industrie äußerte sich nach einem Gewinnsprung optimistisch für 2017.
INFINEON FALLEN - AUSVERKAUF BEI US-EINZELHÄNDLER TARGET
Unter Verkaufsdruck gerieten dagegen Infineon (DE:IFXGn), die sich um 1,3 Prozent verbilligten. "Anleger fürchten, dass nach dem Scheitern der Wolfspeed-Übernahme eine andere Akquisition wegen der gestiegenen Bewertungen teuer wird", sagte ein Händler.
An der Wall Street stürzten Target sogar um mehr als 14 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit knapp 20 Jahren zu. Der Umsatz des Einzelhändlers ging im wichtigen Weihnachtsquartal überraschend stark um 1,5 Prozent zurück. Außerdem stimmte die Firma Investoren für 2017 auf einen erneuten Rückgang der Erlöse ein. Analysten hatten bislang mit einem Plus gerechnet. Im Sog von Target verloren die Konkurrenten Wal-Mart (NYSE:WMT) und Kohl's bis zu 2,8 Prozent.