Frankfurt (Reuters) - Vor der Pressekonferenz von EZB-Chef Mario Draghi, wichtigen US-Konjunkturdaten und einer laufenden Opec-Konferenz hat Nervosität den Handel an den europäischen Aktienmärkten bestimmt.
Den Leitzins für die Geldversorgung der Geschäftsbanken, der seit März auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, tasteten die Währungshüter erwartungsgemäß nicht an.
Der Dax lag am Donnerstagmittag mit 10.184 Punkten 0,2 Prozent im Minus, der EuroStoxx50 notierte bei 3038 Punkten unverändert. "Die Anleger halten sich im Augenblick mit Engagements vornehm zurück und realisieren teilweise Kursgewinne", sagte IG-Markets-Analyst Christian Henke. "Viele sind einfach extrem nervös, schließlich schwebt über allem ja auch noch die Brexit-Abstimmung in drei Wochen", fügte ein Händler hinzu. Zu den möglichen Folgen eines britischen EU-Austritts dürfte auch EZB-Chef Draghi befragt werden.
Die Euro-Wächter wollen kommende Woche beginnen, auch Firmenanleihen zu kaufen. Bei der Pressekonferenz sollen zudem neue Inflations- und Wachstumsprognosen der Zentralbank vorgestellt werden. Einige Experten rechnen damit, dass der Inflationsausblick wegen des zuletzt wieder gestiegenen Ölpreises etwas angehoben wird. Das könnte laut Börsianern den Euro bewegen. Die Gemeinschaftswährung pendelte wenig verändert um die Marke von 1,12 Dollar.
Ebenfalls in Wien trifft sich die Opec. Spekulationen um eine mögliche Kappung der Förderung halten die Anleger seit Tagen auf Trab. Sollte es wider Erwarten zu einer Einigung kommen, könnte das den Ölpreis deutlich anschieben. Dies wiederum dürfte die Inflationserwartungen weltweit und damit die Zinspolitik von EZB, Fed & Co beeinflussen. Gegen Mittag notierte Brent aus der Nordsee mit knapp 50 Dollar je Barrel (159 Liter) etwas höher.
ANALYSTENKOMMENTARE MACHEN MÜNCHENER RÜCK ZU SCHAFFEN
Schlusslicht im Dax waren Münchener Rück mit einem Abschlag von mehr als zwei Prozent. JP Morgan und Bernstein hatten ihre Kursziele gesenkt. Spekulationen über Belastungen wegen der schweren Unwetter trübten die Stimmung zusätzlich, sagte ein Händler.
Etwas erholt nach dem deutlichen Rückgang vom Vortag waren die Versorger RWE (DE:RWEG) und E.ON (DE:EONGn) mit einem Plus von jeweils rund einem Prozent. Dabei profitierten RWE auch von Analystenkommentaren. Zu den Dax-Gewinnern zählten auch Thyssenkrupp (DE:TKAG) mit einem Aufschlag von einem Prozent. Der österreichische Wettbewerber Voestalpine hebt seine Dividende leicht an. Voestalpine sprangen in Wien um bis zu 7,8 Prozent in die Höhe und lagen an der Spitze des Wiener Leitindex.
BILFINGER GRÖSSTER GEWINNER IM MDAX
Im Nebenwerteindex MDax stachen Bilfinger-Aktien mit einem Plus von sechs Prozent auf 40,17 Euro heraus. Der kriselnde Bau- und Dienstleistungskonzern hat den Verkauf seines Bau- und Immobiliengeschäfts an den schwedischen Finanzinvestor EQT beschlossen. Der Kaufpreis beträgt 1,2 Milliarden Euro[FWN18U0A9].
In London profitierten die Aktien des weltgrößten Herstellers von Auto-Katalysatoren Johnson Matthey (LON:JMAT) von einem starken Zwischenbericht. Die Aktien stiegen um mehr als drei Prozent auf 2922 Pence und zählten damit zu den Favoriten im "Footsie". Nach einer Umstrukturierung und angesichts besserer Marktbedingungen sagte das Unternehmen für das nächste Geschäftsjahr höhere Ergebnisse voraus. OLDEMKT Reuters Germany Online Report Markets 20160602T083552+0000