* Daten vom US-Immobilienmarkt unerwartet schwach
* IBM und Apple-Zahlen kommen gut an
* Kartelluntersuchung belastet Lkw-Bauer
(neu: Xetra-Schlusskurse)
Frankfurt, 19. Jan (Reuters) - Die mit Enttäuschung
aufgenommene Quartalsbilanz von Goldman Sachs und die Lage
am US-Immobilienmarkt haben am Mittwoch die Kurse an den
europäischen Aktienmärkten belastet. Der Dax<.GDAXI> rutschte um
0,9 Prozent ab auf 7082 Punkte und verlor damit wieder einen
Teil seiner Vortagesgewinne. Dabei hatten am Morgen noch die
Quartalsberichte von Apple und IBM den Dax auf
7165 Punkte steigen lassen - ein Niveau, das er seit Mai 2008
nicht mehr erreicht hatte. Auch die meisten europäischen Indizes
gaben nach. Der Stoxx50<.STOXX50> fiel um 1,2 Prozent, der
EuroStoxx<.STOXX50E> um 0,8 Prozent.
"Goldman Sachs und die schlechten Zahlen vom
US-Wohnungsmarkt haben uns sehr enttäuscht", sagte ein Händler.
Die weltgrößte Investmentbank hatte für das Schlussquartal eine
Gewinnhalbierung ausgewiesen. Der Aktienkurs gab in New York
rund drei Prozent nach. Zudem ließ ein überraschend starker
Rückgang der Wohnbaubeginne in den USA im Dezember wieder mehr
Anleger an einer Erholung der US-Wirtschaft zweifeln. "Positive
Wachstumsbeiträge vonseiten des Sektors sind im Schlussquartal
2010 nicht zu erwarten", erklärte Helaba-Analyst Ulrich
Wortberg. Somit entschieden sich viele Anleger für
Gewinnmitnahmen.
DEUTSCHE BANKEN SCHÜTTELN GOLDMAN-ENTTÄUSCHUNG AB
In Europa bekamen vor allem die Aktien der Schweizer Bank
UBS und der britischen Barclays die Enttäuschung
über die Goldman-Zahlen zu spüren: Die Titel verloren mehr als
drei Prozent. Die deutschen Bankenwerte behaupteten sich
vergleichsweise gut: Deutsche Bank schlossen fast
unverändert, Commerzbank fielen um moderate 0,3
Prozent.
Bei den europäischen Technologiewerten setzten die Anleger
trotz der als "fantastisch" bezeichneten Bilanzen von IBM und
Apple lieber auf Gewinnmitnahmen: Infineon gaben einen
großen Teil ihres Vortagesgewinns wieder ab und verloren 3,3
Prozent. Auch die Aktien des niederländischen Chipausrüsters
ASML gaben fast sieben Prozent nach - dabei hatte das
Unternehmen dank einer hohen Nachfrage nach Smartphones und
Digitalkameras über ein Rekordjahr berichtet.
Auf der Verliererseite standen auch die Aktien der
Lufthansa mit einem Abschlag von 3,6 Prozent. Händler
machten technische Faktoren dafür verantwortlich.
Einer der wenigen Gewinner im Dax waren die Aktien von
Merck, die um 1,2 Prozent vorrückten. Der Pharma- und
Spezialchemiekonzern sieht die Wirksamkeit seines wichtigsten
Krebsmedikaments Erbitux durch eine weitere Studie bestätigt.
AKTIEN AUS LUXUSBRANCHE EBENFALLS UNTER DRUCK
Zu den Verlierern zählten europaweit die Autowerte, nachdem
die EU-Kartellwächter Untersuchungen gegen europäische Lkw-Bauer
ankündigten. Daimler sackten um 2,4 Prozent ab,
MAN 2,6 Prozent. Die Papiere der nach eigenen Angaben
ebenfalls im Visier stehenden Scania rutschten um über
vier Prozent ab. Volvo büßten 4,2 Prozent ein.
Im TecDax<.TECDAX> standen die Titel von Aixtron
unter Druck, sie büßten knapp fünf Prozent ein. Der US-Rivale
Cree hatte mit seinem Quartalsausblick enttäuscht. An
der Wall Street brachen die Aktien um über 13 Prozent ein.
In der Schweiz nahmen die Anleger bei Swatch Gewinne
mit, nachdem der weltgrößte Uhrenhersteller für 2010
überraschend einen Rekordumsatz verkündet hatte. Zudem
vermuteten einige, dass 2011 wegen der Wechselkursentwicklung
die Gewinnmargen unter Druck geraten könnten. So fielen Swatch
um fast fünf Prozent. Auch die Aktien anderer
Luxusgüterhersteller wie Richemond und in Paris
LVMH sowie PPR ließen Federn: Richemond fielen
um fünf Prozent, LVMH um drei und PPR um über zwei Prozent.
(Reporter: Andrea Lentz und Tom Körkemeier; unter Mitarbeit
von Kirsti Knolle; redigiert von Kerstin Leitel)