* Sachkapitalerhöhung setzt Commerzbank-Kurs unter Druck
* Untersuchungsbericht hilft Versorgern
* Aurubis wegen Kapitalerhöhung unter Druck
(neu: EZB, spanische Banken, Einzelhändler)
Frankfurt, 13. Jan (Reuters) - Die hohe Arbeitslosigkeit in
den USA ist den Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag
erneut sauer aufgestoßen. Die Zahl der Erstanträge auf
Arbeitslosenhilfe stiegen so stark wie seit einem halben Jahr
nicht mehr. "Die Zahlen zeigen, dass der Arbeitsmarkt neben dem
Immobilienmarkt in den USA vorerst ein Problem bleibt", betonte
Sintje Diek, Analystin der HSH Nordbank. Der Dax<.GDAXI> lag am
Nachmittag mit 7060 Punkten 0,1 Prozent im Minus. Die
Europäische Zentralbank hielt den Leitzins wie erwartet
unverändert auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent. Allerdings
machte Notenbankchef Jean-Claude Trichet deutlich, wegen der
steigenden Inflation prinzipiell zu Zinserhöhungen bereit zu
sein. Erfolgreiche Anleiheemissionen von Spanien und Italien
drängten das Thema Schuldenkrise am Aktienmarkt indes etwas in
den Hintergrund.
Größter Dax-Verlierer waren nach Ankündigung einer
Sachkapitalerhöhung die Aktien der Commerzbank mit
einem Minus von 3,2 Prozent auf 5,459 Euro. Das vom Staat
gestützte Finanzinstitut will damit aus einem Teil seiner
Hybridanleihen hartes Kernkapital machen und geht so einen
ersten kleinen Schritt zur Vorbereitung auf die schärferen
Kapitalregeln. Die Maßnahme sei zwar grundsätzlich positiv,
urteilte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr in einem Kurzkommentar.
"Allerdings ist sie nicht ansatzweise dazu geeignet, den
grundsätzlich substanziellen Kapitalbedarf zur Rückzahlung der
stillen Einlagen, insgesamt 17 Milliarden Euro, zu verändern."
Die spanischen Banken wie Santander und
BBVA legten nach den Anleihe-Emissionen des
Sorgenkindes Spanien hingegen um fünf beziehungsweise sieben
Prozent zu. "Der Markt sucht in der Schuldenkrise der
Peripheriestaaten nach einer Wende", erklärte Peter Chatwell,
Zinsstratege bei der Credit Agricole in London. Dabei geben sich
die Anleger momentan relativ abgeklärt: "Nach der erfolgreichen
Platzierung der portugiesischen Papiere am Mittwoch hätte wohl
nur eine richtig schlechte Auktion eine Reaktion hervorgerufen,"
sagte ein Händler. So habe der Verlauf die Situation gegenüber
dem Wochenanfang aber entspannt, betonte Analyst Johannes
Rudolph von HSBC Trinkaus in Düsseldorf.
Erneut zulegen konnten im Dax die Versorger: Die Aktien von
RWE und E.ON verteuerten sich nach einem
Untersuchungsbericht des Bundeskartellamts um jeweils mehr als
zwei Prozent. Die Wettbewerbshüter fanden keine Beweise für
einen Marktmissbrauch und Preistreiberei im Stromhandel. Das
machte den Anlegern die ohnehin seit Jahresbeginn im Aufwind
befindlichen Versorger-Titel noch schmackhafter, sagte ein
Börsianer. Allerdings gibt es für E.ON und RWE auch noch eine
Menge nachzuholen: 2010 hatten beide Titel gegen den Markttrend
jeweils rund ein Viertel an Wert eingebüßt.
Ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft schickte die Aktien
des britischen Einzelhändlers Tesco auf Talfahrt. Die
Papiere der weltweiten Nummer Drei der Branche fielen um bis zu
3,2 Prozent auf 410,05 Pence. Das Geschäft auf dem Heimatmarkt
habe sich schlechter entwickelt als das der Konkurrenz, bemerkte
Analyst Clive Black von Shore Capital. Home Retail
überraschte dagegen positiv, worauf die Titel des Unternehmens
um bis zu neun Prozent zulegten. Nach Börsenschluss am
Donnerstag wollte außerdem Carrefour - nach
Wal-Mart und vor Tesco weltweit die Nummer zwei der
Branche - Zahlen vorlegen. Die Aktien des französischen Konzerns
notierten in Paris 1,2 Prozent höher bei 33,235 Euro.
Metro lagen in Frankfurt unverändert bei 52,81 Euro.
Unter Druck gerieten dagegen die Aktien von Aurubis
. Europas größte Kupferhütte hat sich durch eine
Kapitalerhöhung frisches Geld für den Ausbau ihrer Geschäfte
besorgt. Die Papiere gaben um mehr als acht Prozent nach.
Kapitalerhöhungen seien wegen des Verwässerungseffekts für die
Altaktionäre nicht gerade beliebt, sagte ein Händler. Zu den
Verlierern gehörten auch die Aktien von
ProSiebenSat.1, die sich um 2,5 Prozent verbilligten:
Die Eigner des Medienkonzerns machten mit einem Aktienverkauf
Kasse.
(Reporter: Anika Ross, Mitarbeit von Daniela Pegna,
redigiert von Stefanie Huber)