* Sachkapitalerhöhung setzt Commerzbank-Kurs unter Druck
* Untersuchungsbericht hilft Versorgern
* SAP überrascht positiv mit Zahlen
(neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 13. Jan (Reuters) - Die hohe Arbeitslosigkeit in
den USA ist den Anlegern am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag
erneut sauer aufgestoßen. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe
stiegen so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr. "Die
Zahlen zeigen, dass der Arbeitsmarkt neben dem Immobilienmarkt
in den USA vorerst ein Problem bleibt", betonte Sintje Diek,
Analystin der HSH Nordbank. Erfolgreiche Anleiheemissionen von
Spanien und Italien drängten das Thema Schuldenkrise am
Aktienmarkt indes etwas in den Hintergrund. Der Dax<.GDAXI> kam
kaum von der Stelle und schloss 0,1 Prozent höher bei 7075
Punkten. Die Europäische Zentralbank hielt den Leitzins wie
erwartet unverändert auf dem Rekordtief von 1,0 Prozent.
Allerdings machte Notenbankchef Jean-Claude Trichet deutlich,
wegen der steigenden Inflation prinzipiell zu Zinserhöhungen
bereit zu sein.
Der Softwarekonzern SAP überraschte positiv mit
Geschäftszahlen für 2010. Die Papiere legten 3,5 Prozent auf
40,40 Euro zu und waren damit größter Dax-Gewinner. Zuvor hatten
Spekulationen auf eine Gewinnwarnung des Unternehmens die Aktien
bis zu 1,1 Prozent absacken lassen. "Die Zahlen sind besser als
erwartet und ich sehe wirklich keine negative Nachricht darin",
sagte Heino Ruland von Ruland Research.
Einer der größter Dax-Verlierer waren die Aktien der
Commerzbank mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 5,57
Euro. Das vom Staat gestützte Finanzinstitut macht mit einer
Kapitalerhöhung aus einem Teil seiner Hybridanleihen hartes
Kernkapital und geht so einen ersten kleinen Schritt zur
Vorbereitung auf die schärferen Kapitalregeln. Die Maßnahme sei
zwar grundsätzlich positiv, urteilte DZ-Bank-Analyst Matthias
Dürr in einem Kurzkommentar. "Allerdings ist sie nicht
ansatzweise dazu geeignet, den grundsätzlich substanziellen
Kapitalbedarf zur Rückzahlung der stillen Einlagen, insgesamt 17
Milliarden Euro, zu verändern."
BOND-AUKTION BRINGT ENTLASTUNG FÜR SPANISCHE BANKENTITEL
Die spanischen Banken wie Santander und
BBVA legten nach den Anleihe-Emissionen des
Sorgenkindes Spanien hingegen um knapp fünf beziehungsweise 6,3
Prozent zu. "Der Markt sucht in der Schuldenkrise der
Peripheriestaaten nach einer Wende", erklärte Peter Chatwell,
Zinsstratege bei der Credit Agricole in London. Dabei geben sich
die Anleger momentan relativ abgeklärt: "Nach der erfolgreichen
Platzierung der portugiesischen Papiere am Mittwoch hätte wohl
nur eine richtig schlechte Auktion eine Reaktion hervorgerufen,"
sagte ein Händler. So habe der Verlauf die Situation gegenüber
dem Wochenanfang aber entspannt, betonte Analyst Johannes
Rudolph von HSBC Trinkaus in Düsseldorf.
Erneut zulegen konnten im Dax die Versorger: Die Aktien von
RWE und E.ON verteuerten sich nach einem
Untersuchungsbericht des Bundeskartellamts um jeweils mehr als
zwei Prozent. Die Wettbewerbshüter fanden keine Beweise für
einen Marktmissbrauch und Preistreiberei im Stromhandel. Das
machte den Anlegern die ohnehin seit Jahresbeginn im Aufwind
befindlichen Versorger-Titel noch schmackhafter, sagte ein
Börsianer. Allerdings gibt es für E.ON und RWE auch noch eine
Menge nachzuholen: 2010 hatten beide Titel gegen den Markttrend
jeweils rund ein Viertel an Wert eingebüßt.
Ein enttäuschendes Weihnachtsgeschäft schickte die Aktien
des britischen Einzelhändlers Tesco auf Talfahrt. Die
Papiere der weltweiten Nummer Drei der Branche fielen um 4,3
Prozent auf 411,95 Pence. Das Geschäft auf dem Heimatmarkt habe
sich schlechter entwickelt als das der Konkurrenz, bemerkte
Analyst Clive Black von Shore Capital. Home Retail
überraschte dagegen positiv, worauf die Titel des Unternehmens
um mehr als zehn Prozent zulegten. Nach Börsenschluss am
Donnerstag wollte außerdem Carrefour - nach
Wal-Mart und vor Tesco weltweit die Nummer zwei der
Branche - Zahlen vorlegen. Die Aktien des französischen Konzerns
notierten in Paris 1,7 Prozent höher bei 33,40 Euro.
Metro lagen in Frankfurt 0,2 Prozent höher.
(Reporter: Anika Ross, redigiert von Stefanie Huber)