Mailand, 24. Jun (Reuters) - Die italienische Regierung und die Infrastruktur-Holding Atlantia ATL.MI nehmen Insidern zufolge einen neuen Anlauf zur Lösung des Streits um die Betreiber-Lizenz für den größten Teil der Autobahnen des Landes. Ein Durchbruch stehe allerdings - anders als von mehreren Zeitungen berichtet - noch nicht bevor, sagten drei mit den Beratungen vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Die Regierung in Rom dringe noch immer darauf, dass die von der Industriellenfamilie Benetton beherrschte Atlantia ihre Beteiligung am Mautstraßen-Betreiber Autostrade per l'Italia (ASPI) von 88 Prozent auf weniger als 50 Prozent drückt, damit dieser die Lizenz behalten kann. Auch die Bewertung von ASPI sei umstritten. Zwölf Prozent an ASPI liegen bei Finanzinvestoren, allen voran der Allianz ALVG.DE .
Einer der Insider sagte, die Verhandlungen könnten sich bis in den Juli hinziehen. Die italienische Regierung droht ASPI seit dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua vor zwei Jahren mit dem Entzug der eigentlich noch bis 2038 laufenden Lizenz. Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte sich am Dienstagabend mit zwei Ministern in der Sache getroffen. Danach hatten Zeitungen berichtet, es gebe eine Einigung in der Sache.
"Die Knackpunkte sind immer noch die gleichen", widersprach ein Insider. Zudem sei die mitregierende Fünf-Sterne-Bewegung verärgert, dass keiner ihrer Vertreter zu dem Treffen geladen war. Sie hatte den Lizenzentzug am lautesten gefordert, weil ASPI zwar die Mautgebühren kassiert, aber an der Instandhaltung des Autobahnnetzes gespart habe. In Unternehmenskreisen hieß es, ASPI sei von der Regierung in Rom noch nicht über eine mögliche Einigung informiert worden, sei aber bereit, sich mit einem "vernünftigen" Vorschlag zu befassen.