- von Elias Glenn
Peking (Reuters) - Trotz des Handelsstreits mit den USA schlägt sich die chinesische Wirtschaft überraschend gut.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs von Januar bis März um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dafür sorgten der private Konsum und der Immobilienboom, wie aus am Dienstag veröffentlichten amtlichen Daten hervorgeht. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit 6,7 Prozent gerechnet.
"Wir haben die Stärke des Konsums in China unterschätzt", sagte Ökonomin Iris Pang von der ING-Bank in Hongkong. "Er ist sehr stark, in städtischen Gebieten gibt es ein kräftiges Lohnwachstum." Mehr als drei Viertel des Wirtschaftszuwachses gingen auf das Konto des Konsums. Die Investitionen in Immobilien beschleunigten sich im ersten Quartal auf 10,4 Prozent. Das ist das größte Plus seit drei Jahren.
Konsum und Immobilienboom schirmen die Volksrepublik vor Risiken von außen ab: Sie befindet sich mitten in einem Handelsstreit mit den USA. In den vergangenen Wochen eskalierte der Konflikt zwischen den beiden Großmächten. Nach Erhebung von neuen Zöllen auf Stahl- und Aluminium-Importe kündigte US-Präsident Donald Trump zusätzliche Abgaben für 1300 chinesische Produkte im Umfang von 50 Milliarden Dollar an. China drohte umgehend mit Zöllen in ähnlichem Umfang. Die Regierung in Washington wirft China vor, Handelsgeheimnisse von US-Unternehmen zu stehlen und über Joint Ventures geistiges Eigentum abzuschöpfen.
"ZIEL KANN ÜBERTROFFEN WERDEN"
2017 war die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt um 6,9 Prozent expandiert. Die Regierung strebt für das laufende Jahr ein Plus um 6,5 Prozent an. "China kann dieses Ziel übertreffen", sagte der Chefvolkswirt des Analysehauses Continuum Economics, Jeff Ng. "Sollte sich die Binnennachfrage gut entwickeln, trägt sie mindestens 90 Prozent des Wachstums." Außerdem treibe der Exportweltmeister den Ausbau seiner Geschäfte mit anderen Ländern voran, was ebenfalls das Risiko eines Abschwungs im Falle eines Handelskrieges mit den Vereinigten Staaten begrenze.
Größtes Risiko für die Konjunktur bleibt dennoch die exportabhängige Industrie. Deren Produktion wuchs im März nur noch um 6,0 Prozent und damit so langsam wie seit sieben Monaten nicht mehr. Die Regierung strebt eine Modernisierung an, wobei unrentable Betriebe geschlossen werden sollen.