PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die wichtigsten Aktienmärkte Europas haben am Donnerstag an ihre kräftigen Vortagesgewinne angeknüpft. Einerseits wirkten die sehr starken Immobiliendaten aus den USA vom Vortag nach. Andererseits sei die Erwartung gestiegen, dass die Europäische Zentralbank angesichts der Wirtschaftsschwäche in der Eurozone umso entschlossener handeln werde, sagte ein Börsianer. Der EuroStoxx 50 F:SX5E gewann am späteren Vormittag 0,31 Prozent auf 3254,12 Punkte. In Paris legte der Cac 40 (PSE:PCAC) um 0,23 Prozent auf 4423,79 Punkte zu. Der Leitindex FTSE 100 (ISE:UKX) trat hingegen mit plus 0,04 Prozent bei 6709,16 Punkten in London auf der Stelle.
"Die US-Konjunktur bleibt der Fels in der Brandung", sagte Analyst Dirk Gojny von der National-Bank. Daher stünden vor allem wieder die Daten aus den Vereinigten Staaten am Nachmittag im Fokus, und hier insbesondere die zu den Auftragseingängen für langlebige Güter. Zuletzt war der Hauptindex vor allem wegen Großaufträgen für Boeing nach einer Luftfahrtmesse stark angestiegen. "Vor diesem Hintergrund dürfte heute eine Gegenbewegung dominieren", lautet die Einschätzung des Experten.
Im STOXX Europe 600 Source (XETRA:SDJ600) (DJX:SXXP) gab der Rohstoffsektor (DJX:SXPP) mit minus 0,92 Prozent am deutlichsten nach. In London etwa verloren BHP Billiton (ASX:BHP) (ISE:BLT) (BER:BIL) um 2,03 Prozent und Rio Tinto Plc (LONDON:RIO) (ISE:RIO) (FSE:RIO1) um 1,07 Prozent. Glencore Xstrata Plc (OTC:GLCNF) (ISE:GLEN) sanken um 1,59 Prozent. Sie litten unter wieder fallenden Preisen für Industriemetalle.
Der Freizeit- und Transportsektor (DJX:Q1G) hingegen war Favorit mit plus 1,40 Prozent. Er profitierte vor allem von Aussagen des Airbus-Verkaufschefs John Leahy am Mittwoch. Der Manager rechnet für die kommenden 20 Jahre mit einem deutlichen Wachstum im weltweiten Luftverkehr und sieht wachsenden Bedarf für große Flugzeuge. Die Aktien gewannen an der EuroStoxx-Spitze knapp drei Prozent hinzu. Zudem schaut Ryanair nun noch etwas optimistischer in die Zukunft, was der Aktie in Dublin ein Plus von 2,36 Prozent bescherte. Die irische Billigfluggesellschaft rechnet wegen eines starken Passagierzuwachses inzwischen damit, beim Jahresgewinn das obere Ende ihrer selbst gesetzten Zielspanne zu erreichen.
Außerhalb der großen Indizes gewannen die Aktien von Air France KLM SA (PARIS:AIRF) (PSE:PAF) (FSE:AFR) 2,22 Prozent. Die französische Fluggesellschaft und ihre seit elf Tagen streikenden Piloten verhandeln über ein Ende des Ausstands. Nachdem Air France angekündigt hatte, Pläne für die umstrittene Ausweitung ihrer Billigflug-Tochter Transavia aufgeben zu wollen, machten die Piloten am Donnerstag einen Gegenvorschlag. Nun werde gehofft, dass der Streik rasch ein Ende finde, hieß es am Markt.
In Schweden gaben die Aktien von Hennes & Mauritz (ST:HMb) (H&M) (FSE:HMSB) um 3,48 Prozent nach. Sie litten unter mit Enttäuschung aufgenommenen Zahlen zum dritten Geschäftsquartal. So stieg der Nettogewinn zwar um 20 Prozent, doch Analysten hatten mit einer noch etwas höheren Marge gerechnet.