Die Konditionen an den Finanzmärkten haben sich in den letzten Wochen verschärft, ohne jedoch ein restriktives Niveau zu erreichen, was darauf hindeutet, dass die Fed noch lange nicht fertig ist. Der von der Chicagoer Fed ermittelte National Financial Condition Index liefert wertvolle Rückschlüsse auf den aktuellen Zustand der Finanzmärkte. Steigt der Wert des Index, sinken die Aktienkurse meist - und umgekehrt. Die jüngste Verschärfung der finanziellen Konditionen war ein wesentlicher Grund für die Turbulenzen an den Aktienmärkten.
Am auffälligsten ist jedoch, dass der National Financial Conditions Index und seine bereinigte Version zwar seit dem Wirtschaftssymposium in Jackson Hole dramatisch angestiegen sind, aber nicht über die Null-Marke hinausgekommen sind. Steigt der Index über Null, gelten die finanziellen Konditionen als restriktiv, wenn sie unter null liegen, gelten sie als locker.
Zur Eindämmung der Inflation ist noch mehr Straffung nötig
Derzeit liegen beide Werte nahe an Null, aber immer noch unter null. Das deutet darauf hin, dass die Geldpolitik des FOMC den restriktiven Bereich noch nicht erreicht haben und dass die finanziellen Konditionen weiter verschärft werden müssen, um den gewünschten Effekt zu erzielen, den die Fed zur Eindämmung der Inflationsrate sehen möchte.
In den 1980er Jahren beispielsweise, als es das letzte Mal eine anhaltend hohe Inflation gab, lagen der NFCI und der bereinigte NFCI eine Zeit lang über 0, was darauf hindeutet, dass beide Messgrößen für die finanziellen Konditionen jetzt wahrscheinlich über den Nullpunkt steigen werden und dort für einige Zeit verharren sollten.
Die angespannten finanziellen Konditionen belasten die Aktienkurse
Die schlechte Nachricht ist, dass eine Verschärfung der finanziellen Konditionen in der Regel mit fallenden Aktienkursen einhergeht, was vermuten lässt, dass die Tiefststände für den S&P 500 und den breiteren Aktienmarkt noch nicht erreicht sind.
Für das Jahr 2022 lässt sich beobachten, dass die Aktienkurse fallen, wenn sich die finanziellen Bedingungen verschärfen, und dass die Aktienkurse steigen, wenn sie sich entspannen. Die Frage hier ist, wie weit die Finanzkonditionen noch verschärft werden müssen und wie lange es wohl dauern wird, bis die Inflationsrate zurückgeht. Das wird ein Hinweis darauf sein, in welcher Phase sich dieser Bärenmarrkt befindet und wohin er sich wahrscheinlich weiterentwickeln wird. Die Finanzkonditionen werden wahrscheinlich erst dann ihren Höhepunkt erreichen, wenn klar ist, dass der geldpolitische Straffungszyklus der Fed beendet ist, d. h. die Fed die Zinsen nicht mehr erhöht. Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich noch nicht absehen, wann das sein wird.
Weitere Zinserhöhungen der Fed sind zu erwarten
Die Kurse für die Fed Funds Futures pendeln sich nach den unerwartet heißen Zahlen für den Verbraucherpreisindex immer noch ein. Derzeit geht der Markt von einem Zinsgipfel von 5 % bis Mai 2023 aus. Sollte sich diese Schätzung als richtig erweisen, muss die Fed die Zinsen noch viel weiter anheben, das bedeutet, dass sich die finanziellen Bedingungen noch viel weiter verschärfen müssen.
Solange sich die Finanzkonditionen weiter verschärfen, wird das einen enormen auf die Entwicklung der Aktienkurse haben. Erst wenn diese Entwicklung ihren Höhepunkt erreicht hat, kann man Ausschau nach einer möglichen Bodenbildung am Aktienmarkt halten. Aber bis dahin liegt wahrscheinlich noch eine lange, schmerzhafte Zeit vor uns.
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