Der Anbieter skalierbarer Datenbanken MongoDB (NASDAQ:MDB) musste innerhalb eines Monats einen deutlichen Kursrückgang von 36 % verkraften. Mit einem aktuellen Kurs von 188,81 USD ist die Aktie meilenweit von ihrem Rekordhoch bei 585 USD im November 2021 entfernt. Auch der durchschnittliche Kurs der vergangenen 52 Wochen lag mit 281 USD deutlich höher.
Damit befindet sich die MDB-Aktie aktuell wieder auf dem Niveau von Januar 2023. Gleichzeitig gilt sie als widerstandsfähig – Erholungen gehören bei MongoDB fast zum Muster: Im Februar 2024 stieg der Kurs immerhin noch einmal bis auf 486 USD und näherte sich damit dem Allzeithoch an.
Ist das jetzt die Gelegenheit für Kleinanleger, die auf eine neue Rallye hoffen und günstig einsteigen wollen? Oder trügt der Eindruck – und die Fundamentaldaten von MongoDB sind weniger robust, als sie auf den ersten Blick wirken?
Zwischen Big Tech und Nische: Die Rolle von MongoDB
Die großen Tech-Unternehmen treiben nicht nur die Bewertung von Nvidia (NASDAQ:NVDA) als Hyperscaler für KI-Rechenzentren in die Höhe, sondern bieten auch eigene Datenbanklösungen an, die mit MongoDB konkurrieren.
So stellt Microsoft (NASDAQ:MSFT) mit Azure Cosmos DB eine schlüsselfertige Datenbankplattform bereit, die multimodale Datenmodelle bei niedriger Latenz unterstützt.
Amazon (NASDAQ:AMZN) wiederum bietet mit DynamoDB eine vollständig verwaltete, serverlose NoSQL-Datenbanklösung an – optimiert für den großflächigen Einsatz von Webanwendungen.
Angesichts dieser mächtigen Konkurrenten stellt sich die Frage: Wie passt MongoDB in dieses Umfeld, wenn man bedenkt, wie groß die Ressourcen dieser Tech-Giganten sind – und welche Erwartungen an Zuverlässigkeit sie mitbringen?
MongoDB positioniert sich bewusst als komplementäre Lösung. Die Plattform unterstützt alle großen Cloud-Infrastrukturen – Amazon AWS, Microsoft Azure und Google (NASDAQ:GOOGL) GCP. Kunden können mit der Atlas-Plattform des Unternehmens sogar standortübergreifend zwischen den drei Anbietern wählen – abhängig von Verfügbarkeit, Performance oder regulatorischen Anforderungen.
Gleichzeitig ist MongoDB nicht auf die Cloud beschränkt: Die Lösung lässt sich auch lokal im eigenen Rechenzentrum oder in hybriden Umgebungen betreiben. Diese Flexibilität spiegelt sich in der Architektur wider. Atlas skaliert automatisch – vertikal durch zusätzliche Rechenressourcen, horizontal durch das Verteilen von Datensätzen auf mehrere Server.
Ergänzt wird dieses technische Setup durch ein transparentes, nutzungsbasiertes Preismodell. Der Einstiegspreis liegt im mittleren Bereich – der obere Bereich beginnt bei rund 30 USD pro Monat, während für Enterprise Advanced-Kunden individuelle Preise gelten.
Auch wenn die Community Edition nicht vollständig Open Source ist, ist sie immerhin lizenzfrei und kostenlos nutzbar.
Doch bei aller Flexibilität und Skalierbarkeit bleibt eine zentrale Frage: Hat MongoDB den richtigen Mittelweg zwischen attraktiver Preisgestaltung und nachhaltiger Rentabilität gefunden?
Rentabilitätsmeilensteine – und was Anleger dennoch beschäftigen sollte
Ende Januar 2025 zählte MongoDB über 54.500 Kunden, die die Plattform vor allem in der Softwareentwicklung, im maschinellen Lernen, in der künstlichen Intelligenz sowie für Webanwendungen einsetzen. Ein Großteil dieser Kundschaft besteht aus kleineren Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitenden – für sie ist das flexible und vergleichsweise günstige Preismodell besonders attraktiv.
Aus finanzieller Sicht zahlte sich diese Strategie zuletzt aus: Im vierten Geschäftsquartal 2025, dessen Zahlen Anfang März veröffentlicht wurden, stieg der Umsatz um 20 % gegenüber dem Vorjahr auf 548,4 Mio. USD. Die Atlas-Plattform trug dabei 71 % zum Gesamtumsatz bei – sie wuchs im Jahresvergleich um 24 %.
Allerdings hat dieses Wachstum seinen Preis. Die Bruttomarge sank im Vergleich zum Vorjahresquartal leicht von 75 % auf 73 %. Auch wenn dieser Rückgang moderat wirkt, wirft er die Frage auf, ob das aktuelle Kostenmodell von MongoDB langfristig tragfähig ist.
Zudem ist die Frage der nachhaltigen Profitabilität weiter offen. Zwar schrieb MongoDB im vierten Quartal 2025 mit einem Nettogewinn von 15,8 Mio. USD erstmals schwarze Zahlen – im Vorjahresquartal stand hier noch ein Verlust von 55,5 Mio. USD. Ob es sich dabei aber um einen dauerhaften Trend handelt oder nur um eine Momentaufnahme, bleibt unklar.
Hinzu kommt: Das Unternehmen verbrennt weiterhin Cash. Der freie Cashflow hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 50,5 Mio. USD auf 22,9 Mio. USD mehr als halbiert. Insgesamt steht MongoDB derzeit einem kumulierten Defizit von 1,8 Mrd. USD gegenüber – bei einem Eigenkapital von 2,7 Mrd. USD und kurzfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von 561,9 Mio. USD.
Aktuell wird die Aktie mit dem Fünffachen ihres Buchwerts bewertet – ein Bewertungsniveau, das nicht ohne Erwartungen an zukünftiges Wachstum auskommt.
Ein günstiger Einstieg oder noch zu früh?
Steht MongoDB jetzt – inmitten strategischer Weichenstellungen – an einem Punkt, an dem sich ein Einstieg zum aktuell niedrigen Kurs besonders lohnen könnte?
Ganz abgeschlossen ist die Geschichte von MongoDB sicher noch nicht. Insgesamt präsentiert sich das Unternehmen als spekulative, aber wachstumsstarke Investition. Das anhaltende Kundenwachstum und das erste Quartal mit Nettogewinn sind klare Pluspunkte – auch wenn diese Entwicklung durch die gesunkene Bruttomarge und den rückläufigen freien Cashflow relativiert wird.
Ein weiterer positiver Impuls kommt von der Übernahme von Voyage AI im Februar dieses Jahres – ein Schritt mit strategischer Bedeutung. Der KI-Boom treibt die Nachfrage nach Rechenzentrums- und Datenbanklösungen weiter an, auch wenn Herausforderungen wie die sogenannte KI-Konfabulation (also fehlerhafte oder ausgedachte Antworten durch KI-Systeme) weiterhin bestehen. Das Team von Voyage AI hat intensiv an Lösungen für genau dieses Problem gearbeitet.
„Die Fusion von MongoDB und Voyage AI ermöglicht es Unternehmen, auf einfache Weise vertrauenswürdige, KI-gestützte Anwendungen zu entwickeln, die einen bedeutenden Einfluss auf das Geschäft haben, indem sie die Leistung einer fortschrittlichen, KI-gestützten Suche und Abfrage auf unsere hochflexible Datenbank übertragen. Mit dieser Übernahme definiert MongoDB die Anforderungen an eine Datenbank für die KI-Ära neu.“
– Dev Ittycheria, CEO von MongoDB
Sollte es MongoDB gelingen, sich als bevorzugte Datenbankschicht für robuste KI-Anwendungen zu etablieren, dürfte sich das langfristig auch im Aktienkurs widerspiegeln.
Nach der jüngsten Marktkorrektur erscheint MDB auf dem aktuellen Niveau durchaus attraktiv. Trotz aller bestehenden Risiken liegt das durchschnittliche Kursziel für die Aktie laut WSJ-Prognosedaten bei 300,46 USD – deutlich über dem aktuellen Kurs von 188,81 USD. Selbst die unterste Analystenschätzung sieht die Aktie bei 215 USD – also ebenfalls klar über dem jetzigen Kursniveau.
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