Der Börsenkrach der letzten vier Wochen hat niemanden verschont. Auch nicht die Technologiegiganten, die den Börsenboom des letzten Jahrzehnts befeuerten, erlebten ebenfalls einen Sturzflug, als die Anleger nach der Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie in den USA wahllos Aktien abstießen
Obwohl in der gesamten Wirtschaft und auf den Finanzmärkten immer noch eine massive Anpassung stattfindet, deuten die aktuellen Kursbewegungen am Markt darauf hin, dass Anleger schnell Aktien einiger der am besten geführten Unternehmen kaufen und die dramatischen Kurseinbrüche nutzen, um sich mit einigen zuvor sehr kostspielige Aktien einzudecken.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf Apple (NASDAQ:AAPL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT) - zwei Unternehmen mit Marktkapitalisierungen von mehr als einer Billion Dollar - um zu verstehen, welche Aktie besser ist positioniert, dem Rest des Marktes davonzuziehen, sobald sich der Staub gelegt hat und die Covid-19-Pandemie eingedämmt ist.
Apples Kapitalkissen
Die Aktie des iPhone-Herstellers Apple, eines der 30 Mitglieder im Dow Jones Industrial Average, zählten zu den am schwersten getroffenen. Sie büßten bis zum 23. März 35% gegenüber ihrem Höchststand von 327,85 USD am 29. Januar ein.
Als sich die Märkte von ihrem schlimmsten Abschwung seit der Finanzkrise von 2008 zu erholen begannen, erholte sich Apple ebenfalls gut und legte gegenüber dem Tiefpunkt dieses Monats um etwa 20% zu. Die Aktie beendete den Handel gestern zu 254,81 USD mit einem Tagesgewinn von 2,8%.
Das Coronavirus, das in den USA mehr als 3.170 Menschen getötet und mehr als 160.000 Menschen infiziert hat, setzt US-amerikanischen Technologiefirmen mit einer starken Präsenz in Asien besonders hart zu. Apple ist dabei mehr als andere anfällig, da es für etwa 20% seines Umsatzes auf China angewiesen ist und sich bei der Herstellung seiner Telefone weitgehend auf die asiatische Nation verlässt.
Der Ausbruch und die Reaktion auf Covid-19 haben Apple vor verschiedene Herausforderungen gestellt, darunter die Unterbrechung der in China ansässigen Lieferkette zur Fertigung. Die Geschäfte von Apple außerhalb Chinas sind beispielsweise bis auf Weiteres geschlossen und in vielen Regionen in den USA sind zumindest bis Ende April Ausgangssperren in Kraft.
Analysten befürchten auch, dass die durch das Coronavirus verursachte Störung die Einführung der neuen iPhones von Apple verzögern und die Einführung von 5G-Handys verlangsamen könnte, die ein enormes Wachstumspotenzial bieten.
Dies sind jedoch vorübergehende Herausforderungen, die sich auf den Umsatz und Gewinn für die nächsten paar Quartale niederschlagen könnten. Was Investoren jedoch an der Apple-Aktie reizt, ist das massive Innovations-Ökosystem des Unternehmens und sein voller Geldspeicher.
Aktien von Technologiefirmen mit viel Geld in der Kasse gehören zu den "am besten positionierten, um den Sturm zu überstehen", sagte Evercore ISI-Analyst Amit Daryanani an diesem Sonntag in einer Notiz. Der Hersteller des iPhone "hat die größte Nettobarposition aller von uns beobachteten Unternehmen", bemerkte Daryanani. Apple hat derzeit rund 207 Milliarden US-Dollar in der Kasse, bei kurz- und langfristigen Schulden in Höhe von rund 108 Milliarden US-Dollar.
Microsoft mit Cloud-Vorteil
Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheit, die durch den Ausbruch des Coronavirus entsteht, gehört Microsoft zu den Technologietiteln, die von der gestiegenen Nachfrage nach Konnektivität für die Heimarbeit profitieren.
Der Hauptgrund für eine langfristige optimistische Einschätzung der Microsoft-Aktie ist, dass Unternehmen und Regierungen weiterhin Geld für den Übergang zum Cloud-Computing ausgeben werden - dem wichtigsten Wachstumsmotor des Unternehmens in den letzten Jahren.
"Wir haben einen Anstieg unserer Cloud-Services um 775% in Regionen verzeichnet, in denen soziale Distanzierung oder Ausgangssperren verhängt wurden", sagte Microsoft am Sonntag in einem Blogbeitrag.
Die Microsoft Teams App, mit der Benutzer Videoanrufe führen und Chat-Nachrichten austauschen können, hat innerhalb einer Woche 12 Millionen weitere Benutzer pro Tag hinzugefügt, was insgesamt 44 Millionen entspricht. Und gestern hat Microsoft eine Version seines Microsoft 365 Bundles vorgestellt, das Teams auch Privatkunden zugänglich macht.
Laut Microsoft wird die ältere Skype-App weiterhin verwendet, die täglich 40 Millionen Benutzer hat, was einem Anstieg von 70% gegenüber dem Vormonat entspricht.
Nach all den Umwälzungen an den Aktienmärkten im vergangenen Monat befinden sich die Microsoft-Aktien in diesem Jahr wieder im positiven Bereich und liegen um mehr als 1% im Plus. Die Aktie beendete den Handel gestern zu 160,23 USD, nachdem sie in einem breiteren Marktanstieg um 7% gestiegen war. Sie war eine der Aktien mit der besten Entwicklung im Technologiebereich im letzten Jahr und lieferte den Anlegern eine Rendite von 60%.
Fazit
Apple und Microsoft gehören beide zu den widerstandsfähigsten Technologiegiganten, die aufgrund der Stärke ihres Produktangebots und ihrer robusten Bilanzen am besten positioniert sind, um den wirtschaftlichen Abschwung zu überstehen. Allerdings ist klar, dass Apple mit einer größeren potenziellen Störung seiner Lieferkette konfrontiert ist als Microsoft, was es kurzfristig zu einer riskanteren Wette macht.