Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1,1655 (06:29 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1623 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104,73. In der Folge notiert EUR-JPY bei 122,07. EUR-CHF oszilliert bei 1,0702.
Die diese Woche offensichtliche Risikofreude der Finanzgemeinde ist bemerkenswert, denn sie widersteht unerwarteten Herausforderungen, die gewöhnlich negative Marktreaktionen forcieren. Das ist diesmal nicht der Fall. Welch eine Anomalie! Dabei geht der Fokus zunächst in Richtung Corona-Lage. Die Lage bleibt hinsichtlich der als relevant erachteten Daten angespannt. Frankreich (52.000) und Spanien (55.000) warteten mit neuen Rekordwerten an positive getesteten Personen auf.
In Deutschland lag die Zahl in den letzten 24 Stunden bei 15.352. Portugal steht laut Regierung vor Ausrufung des Ausnahmezustands. Italiens Regierungschef nennt die Lage sehr besorgniserregend. Kanzlerin Merkel sieht die Option beim nächsten Treffen mit den Ministerpräsidenten (16.11.) die Freiheitsrechte stärker einzuschränken, sofern die aktuellen Maßnahmen nicht griffen. Nein, das ist alles für Märkte zu Wochenbeginn irrelevant. "Chapeau!"
Zusätzlich wird Europa in der letzten Woche von Terrorangriffen in Frankreich und zuletzt in Österreich belastet. Diese Qualität und Quantität der Angriffe in dem jetzt bekannten kurzfristigen Zeitablauf werfen Fragen über den organisatorischen Hintergrund auf. Sind das koordinierte Aktionen? Kommt noch mehr?
Fraglos gibt es auch positive Akzente. Die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe unterstreichen die endogene Stärke der Ökonomien (USA jedoch keine selbsttragenden Kräfte). In Europa wird jedoch der Dienstleistungssektor (mehr als 60% Anteil am BIP) von den Lockdowns getroffen, nicht das Verarbeitende Gewerbe (circa 15% Anteil am BIP)! "Food for thought!"
US-Wahlen: Anschnallen bitte!
Seitdem ich Wahlen in den USA verfolge (Anfang der 70er Jahre) stand bei US-Wahlen nie mehr auf dem Spiel.
Worüber reden wir:
- Das Ansehen der USA in der Welt, das derzeit historisch angeschlagen ist,
- Glaubwürdigkeit und nicht Beliebigkeit als Grundlage der Politik und
- daraus resultierend der Anspruch auf Führung der westlichen Welt (fragwürdig).
- Die Aufrechterhaltung oder Zerstörung des internationalen Organigramms und
- die Einhaltung des internationalen Regelwerks (Ende der US-Aggressionen?).
- Bestimmt zukünftig Internationale Kooperation oder Unilateralismus das Bild?
- Den gesellschaftspolitischen Zusammenhalt in den USA (kritisch wie in 60ern) und
- die Ausrichtung der Wirtschaft ("Equality or more neoliberal inequality").
Es geht auch um die Frage, ob US-Aggressionskriege losgelöst vom internationalen Recht wie unter den Clintons, Bushs und Obama erneut hoffähig werden.
Was ist losgelöst von dem Wahlergebnis ermutigend:
- Bisher sind bei den Wahlen in den USA vor der Öffnung der Wahllokale 98,4 Millionen Stimmen abgegeben worden. Das sind circa 40% der wahlberechtigten US-Bürger. Dieser Wert stellt 71,4% der Wahlbeteiligung vor vier Jahren dar.
Die Partizipation der US-Bürger bei dieser Wahl zeigt, dass die Menschen in den USA die Bedeutung dieser Wahl erfasst haben. Man kann es auch als einen Beleg verstehen, dass die Demokratie in den USA funktioniert.
Was ist weniger ermutigend?
- Die Wahlbeteiligung sagt nichts über den Grad der Spaltung der US-Gesellschaft aus.
Die Küstenregionen mit einem liberalen Grundverständnis und das bibelfeste Zentrum wirken in großen Teilen wenig kompromissfähig. Hier wird das Dilemma der "Unvereinigten Staaten der USA" erkennbar. Darüber hinaus gibt es keine Homogenität zwischen Weißen, den US-Afroamerikanern und den Hispanics. Rassismus-Themen sind akut und haben bereits zu den größten Unruhen (BLM) seit den 60ern geführt.
Die Umfragen implizieren einen relativ klaren Vorsprung Bidens. Auch die hohe Wahlbeteiligung spricht bezüglich historischer Erfahrungswerte für Biden. Die Spaltung der Gesellschaft und die Motivation der Trump-Wähler sprechen aber losgelöst von Umfragewerten, die häufig durch Vorauswahl zu Gunsten von Wählern der Demokraten eine fragwürdige Tendenz haben, für Trump.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das Ergebnis eng ausfällt, ist vor diesem Hintergrund hoch. Daraus ergeben sich erhebliche Risiken innenpolitischer Natur (Wahlbetrugsvorwürfe, Anfechtungen, Unruhen), die nicht ansatzweise an Finanzmärkten diskontiert sind.
Anschnallen bitte! Es könnte turbulent werden!
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Die jetzt vornehmlich in Europa verfügten Lockdowns betreffen vornehmlich den Dienstleistungssektor. Das erklärt die weiter positive Entwicklung der PMIs für das Verarbeitende Gewerbe.
Eurozone: Starkes Verarbeitendes Gewerbe
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg laut finaler Berechnung per Oktober von zuvor 54,4 auf 54,8 Punkte (Prognose 54,4) und markierte den höchsten Indexwert seit Juli 2018.
USA: Starkes Verarbeitendes Gewerbe
Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe nahm laut finaler Berechnung per Oktober von zuvor 53,3 auf 53,4 Zähler zu und markierte den höchsten Wert seit Februar 2019. Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe stieg per Oktober von 55,3 auf 59,3 Punkte (Prognose 55,8) und erreichte den höchsten Wert seit Dezember 2018. Die Divergenz zwischen Markit und ISM-Index wirft Qualitätsfragen bezüglich des ISM-Index auf. Die US-Bauausgaben legten per September im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose 1,0%) nach zuvor 0,8% (revidiert von 1,4%) zu.
Australien: Zins am Allzeittief
Die Reserve Bank of Australia senkte die Cash-Rate erwartungsgemäß von zuvor 0,25% auf 0,10%. Damit ergibt sich das niedrigste Zinsniveau in der Historie Australiens.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in dem Währungspaar EUR-USD impliziert. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.1850 - 80 eröffnet neues Aufwärtspotential.
Bleiben Sie gesund, viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Solvecon Invest GmbH
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